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Retter wider Willen

Die Reederei der „Tampa“ steht hinter ihrem Kapitän Arne Rinnan. Die Mannschaft ist über Australiens Politik empört

Grete Bugge ist erste Steuerfrau der „Tampa“. Die 26-Jährige sollte eigentlich am Dienstag abgelöst werden und ihren Heimaturlaub antreten. Doch wegen des Flüchtlingsdramas vor der australischen Küste kann die Ablösemannschaft nicht an Bord. Gretes Mutter Moren erzählt der Osloer Tageszeitung Dagbladet von den Telefongesprächen mit ihrer Tochter, die den zweithöchsten Mannschaftsgrad an Bord nach Kapitän Arne Rinnan hat: „Meine Tochter ist ein starkes Mädchen, aber sie erzählt, dass das Elend, das sie da an Bord sieht, sie völlig fertigmache. Die Mannschaft fühle sich so hilflos. Sie sehen die große Not und haben gleichzeitig kaum Mittel für effektive Hilfe.“

Man sei an Bord sehr aufgebracht über das Verhalten der australischen Behörden. Die norwegische Regierung unterstützt den Beschluss des „Tampa“-Kapitäns Arne Rinnan, trotz des Verbots der Regierung in Canberra in australische Hoheitsgewässer einzufahren. Norwegens Außenminister Thorbjörn Jagland, der ganz undiplomatisch nicht mit den Worten „inhuman“ und „unakzeptabel“ hinter dem Berg hielt: „Das internationale Seerecht steht auf seiner Seite. Es ist gegen jede Seetradition, wenn Australien verweigert, dass Schiffbrüchige an Land gesetzt werden.“ Karsten Klepsvik, Sprecher des norwegischen Außenministeriums: „Schwer bewaffnete Soldaten gegen ein ziviles Schiff mit Schiffbrüchigen an Bord einzusetzen ist völlig unverhältnismäßig und einem Land wie Australien unwürdig.“ Auch die Reederei der „Tampa“ steht hinter Kapitän Rinnan.

Hans Christian Bangsmoen, Informationschef der schwedisch-norwegischen Reederei „Wilh. Wilhelmsen“: „Der Kapitän kann einem diplomatischen Tauziehen nicht ewig zusehen, wenn er Notfälle an Bord hat. Dann hat er das Recht, jeden Hafen, den er für richtig hält, anzulaufen.“ Der 62-jährige Arne Frode Rinnan aus dem südnorwegischen Kongsberg sei einer der „erfahrensten Kapitäne unserer Reederei“, lässt Bangsmoen wissen. Seit dem Alter von 16 Jahren sei er zur See gefahren und habe es so vom Schiffsjungen zum Kapitän gebracht. Die Reederei habe alle drei Stunden Funkkontakt mit ihrem Schiff. Rinnan habe wissen lassen, dass das aktuelle Drama, das sich auf der „Tampa“ abspiele, das Schlimmste sei, was er in 45 Jahren auf See erlebt habe. Doch man sei überzeugt, dass gerade er die Krisensituation bestens meistern werde.

Tatsächlich schien Rinnan sich auch von militärischer Macht nicht beeindrucken zu lassen. Er weigerte sich nicht nur, sein Schiff freiwillig aus australischen Hoheitsgewässern zu steuern, sondern kündigte an, er werde gegen den australischen Staat eine Strafanzeige wegen Piraterie stellen, solle man sein Schiff unter Waffendrohung in internationale Gewässer zurückzwingen. Seine Reederei macht klar, dass das jetzige Flüchtlingsdrama für die zukünftige Bereitschaft, Flüchtlingsschiffen zu helfen, von zentraler Bedeutung sein könne. Bangsmoen: „Norwegische Seeleute haben einen guten Ruf, was die Hilfe für Schiffe in Not angeht. Wenn die jetzige Situation nicht ganz schnell gelöst wird, so kann ich mir denken, dass das die Reedereien nicht unbeeindruckt lässt und Besatzungen beim nächsten Mal vielleicht ganz einfach weggucken, um nicht wieder in so eine schwierige Situation zu kommen.“ REINHARD WOLFF

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