Restitutionsdebatte in Berlin: Und wieder mal Salamitaktik
Das kommt 2022: In diesem Jahr werden auch Benin-Bronzen aus Berlin zurück gegeben. Doch viele Museumsmacher*innen spielen weiter auf Zeit.
Vorausschauend auf dieses bahnbrechende Ereignis haben sich nun wichtige Stimmen aus Politik und Museumswelt in Berlin gemeldet. Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) betrachtet die Rückgabe der Bronzen zwar als „Meilenstein“, warnt aber auch davor, dass sie zu einer Art „Ablasshandel“ werden. „Wir müssen auch über postkoloniale, globale Beziehungen, ungerechten Welthandel, fortgesetzte Ausbeutung in der Gegenwart reden“, sagt er der dpa.
Weniger offen äußerten sich hingegen Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, und Hartmut Dorgerloh, Generalintendant des Berliner Humboldt Forums. Beide sind mehrfach für ihre Salamitaktik in der Restitutionsdebatte kritisiert worden.
Als etwa das berühmte Luf-Boot 2018 von Dahlem ins noch im Bau befindliche Schloss kam, hatte das Parzinger noch groß feiern lassen; erst als 2021 Götz Alys Buch „Das Prachtboot“ erschien, musste eilig an der Präsentation desselben im Humboldt Forum nachgebessert werden.
Wenige Wochen bevor 2021 die Verhandlungen über die Bronzen begannen, hatte Dorgerloh auf die Frage nach Nigerias Anspruch auf diese noch ausweichend geantwortet, man werde ihm hier wegen der Bronzen „die Bude einrennen“.
Spiel auf Zeit
Es ist also wenig verwunderlich, dass sowohl Parzinger als auch Dorgerloh ängstlich an der Relevanz ihrer Institutionen festhalten. So betont Parzinger gegenüber der dpa, man habe „vereinbart, dass weiterhin Kunst aus Benin in Berlin gezeigt werden kann“.
Und während Aktivist*innen wie die kürzlich in der taz interviewte Sylvie Vernyuy Njobati aus Kamerun die Dringlichkeit vieler Rückgaben von Artefakten im Humboldt Forum beschrieb, versucht Dorgerloh auf Zeit zu spielen. „Zwischen Entscheidungen und deren Umsetzung können Jahre liegen“, sagt er der dpa.
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