Ressource Mutter: Bei Schuleintritt Existenzfrage
An der Spitze der Schulbehörde stehen ältere Herren. Die Vereinbarkeit ihres Berufes mit ihrer Familie war für sie nie ein Thema. Vielleicht ist genau das ein Problem. Nötig wäre deshalb ein kleiner Nachhilfekurs in aktueller Demographie. Eben jene europäischen Nachbarländer, die eine ganztägige Betreuung bieten und eine höhere Frauenerwerbsquote haben, haben auch eine höhere Geburtenrate als wir. Hier aber entscheiden sich mittlerweile vier von zehn Akademikerinnen für ihren Beruf und gegen Kinder.
Kommentarvon KAIJA KUTTER
Die ebenfalls überwiegend von alten Männern gewählte Regierung muss deshalb in der Familienpolitik dort anknüpfen, wo Rot-Grün aufhörte. Auch wenn die Kita-Card umstritten war, der parallel geplante Rechtsanspruch auf Kita- und Hortplatz für Berufstätige hätte den Müttern dieser Stadt das Leben entschieden erleichtert.
Schwarz-Schill aber lässt die Frauen bei der Frage, wie Kind, Beruf und Schule zu vereinbaren sind, im Regen stehen. Das geht los bei fehlenden Hortplätzen oder der Verweigerung von Schulplätzen, die in der Nähe der Kita liegen, und endet bei der Installierung des Nachmittagsunterrichts ohne Betreuung. Frauen, die es geschafft haben, nach ihrer Erziehungspause wieder im Beruf Fuß zu fassen, werden mit dem Schulbeginn ihrer Kinder erneut vor die Existenzfrage gestellt.
Mit Müttern und ihren Kindern sollte diese Stadt pfleglich umgehen. Und ebenso dieser Männer-Senat.
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