Ressentiments gegen Flüchtlinge: Hetzer mit Lehrauftrag
Der Vorsitzende des Philologenverbands Sachsen-Anhalt warnt vor Sex mit muslimischen Männern. Seine Kollegen distanzieren sich.

Seit 2009 ist Mannke Direktor des traditionsträchtigen Goethe-Gymnasiums Weißenfels, dessen Geschichte bis in das 17. Jahrhundert zurückreicht. Bevor der Lehrer für Geschichte und Deutsch dieses Amt übernahm, unterrichtete er ab 1991 am Domgymnasium seiner Heimatstadt und sammelte zuvor pädagogische Erfahrungen als Assistent am Leipziger Literaturinstitut sowie als Lehrer in Polytechnischen Oberschulen in Frankleben.
In seinem Artikel stellt er die Frage, wie „wir unsere jungen Mädchen im Alter ab 12 Jahren so aufklären, dass sie sich nicht auf ein oberflächliches sexuelles Abenteuer mit sicher oft attraktiven muslimischen Männern einlassen“. Weiter schreibt er, viele der Männer kämen „ohne ihre Familien oder Frauen und sicher nicht immer mit den ehrlichsten Absichten“.
Auch in den darauffolgenden Absätzen seines Leitartikels befeuert Mannke gemeinsam mit seiner Stellvertreterin und Koautorin Iris Seltmann-Kuke antimuslimische Ressentiments. So berufen sie sich aufs Hörensagen, wenn sie von der Zunahme sexueller Belästigungen schreiben.
„Wir sind entsetzt!“
Unlängst rechtfertigte er seine Auswüchse gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung mit den Worten, er habe sich vor 1989 nicht den Mund verbieten lassen und tue das jetzt auch nicht. Was er in dem Artikel geschrieben habe, entspreche aus seiner Sicht der Wahrheit. Als Rattenfänger für den rechten Rand versteht er sich aber trotzdem nicht: „Es ist auf keinen Fall meine Absicht gewesen, ein rechtes Spektrum zu bedienen. Das liegt mir völlig fern“, beschwichtigte er im Gespräch mit dem MDR.
Bei seinen Kollegen dürfte sich Mannke mit dem Artikel jedenfalls nicht beliebt gemacht haben. Der nordrhein-westfälische Philologen-Verband distanzierte sich „aufs Schärfste“ von den Äußerungen. „Wir sind entsetzt!“, hieß es in einer am Samstag veröffentlichten Mitteilung. „Mit dem Griff in tiefste ideologische Schubladen werden Ängste geschürt. Es ist unsäglich, gegen eine Religion zu hetzen“, erklärte der Vorsitzende des NRW-Verbandes, Peter Silbernagel.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!