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Respekt vor Pusdorf

■ Der Beirat besorgt einen neuen Fähranleger in Eigenregie. Nur die Genehmigung fehlt noch.

Eingesessene PusdorferInnen schieben schon lange Haß auf die Behörden. Die seien schuld, daß der Ortsteil hinter dem Eisenbahntunnel nicht schöner werde, so die entnervten BürgerInnen. Auf der Suche nach Visionen arbeitet der Beirat deshalb seit Jahren mit der Hochschule zusammen. Das jüngste Resultat dieser Kooperation wird heute vorgestellt: Ein neues Modell zur Nutzung des Hohentorshafens, das die Architekturstudenten Dirk Ablas und Olaf Segnitz als Diplomarbeit entwarfen. „Nun gehen wir in Vorlage“, sagt Beiratsmitglied Meinhard Motzko von der Initiative Pusdorf. „Durch solche Zusammenarbeit beweisen wir Sach- und Planungskompetenz an genau den Stellen, wo die Behörde schon lange nichts macht“. Nach und nach entwickele sich im Beirat die Haltung „Hilf dir selbst, dann wird dir geholfen.“

Der Wille des Beirats soll heute allerdings nicht nur durch ein Modell deutlich werden. Das mache eher nur in groben Zügen anschaulich, wie sich die alten Beirats-Forderungen nach Wohnbebauung im Hafengelände langfristig verwirklichen ließen, sagt Planer Segnitz selbst. Wesentlich seien drei Elemente: Erstens die direkte Straßenverbindung als neuer Eisenbahntunnel zur Innenstadt. Zweitens die Bebauung der Hafenspitze durch Wohnhäuser, mit gleichzeitiger Gewerbenutzung auf der restlichen Fläche. Drittens zieht sich ein Uferrandweg von der Neustadt durch Woltmershausen bis hinunter zum Lankenauer Höft. „So wie bei allen bisherigen Planungen, die wir gesehen haben“, sagt Ortsamtsleiter Klaus-Peter Fischer. Er sieht dadurch alte Beiratsforderungen bestätigt, zu denen übrigens auch ein Fähranleger gehört. Der soll Woltmershausen mit dem Rest der Welt verbinden, mit der Innenstadt beispielsweise, oder mit Gröpelingen: „Wenn die Leute von dort hinüber auf's Lankenauer Höft fahren könnten, hätten sie endlich Zugang ins Grüne“, sagt Ortsamtsleiter Fischer.

Das könnte schon bald passieren. Heute zieht der Beirat nämlich einen Joker aus der Tasche: Nach dem Motto „selber denken“ hat man sich dort einen Ponton besorgt. Beiratssprecher Georg Meyer- dierks (Initiative Pusdorf), zugleich im Vorstand eines Vereins, der den gleichnamigen Klinkerbau am Weserufer schon lange als Stadtteilzentrum nutzen will, macht ernst. Nicht nur, daß der Kartoffelbunker, der sonst vom Arbeiter-Samariter-Bund als Lager genutzt wird, an diesem Wochenende erstmals für die Öffentlichkeit geöffnet wird. Ab heute könnte dort auch ein Fähranleger stehen. Das Material dafür liegt schon da – es fehlt nur noch eine Genehmigung für Betrieb und Unterhalt.

„Beachtlich, was da in kurzer Zeit bewegt wird. Das hätte in der Behörde so nie geklappt“, kommentieren Mitarbeiter der Baubehörde hinter vorgehaltener Hand. „Respekt." ede

Das Modell ist heute ab 11 Uhr im Kartoffelbunker, Duntzestr. zu sehen. Am Samstag sind die beiden Planer von 14 bis 17 Uhr anwesend.

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