Religion: Klischee einer Moschee
Besonders die Christen bevorzugten den Entwurf einer Moschee mit Minaretten. Türkische Architekten wollten gar keine Türme
Im Kölner Moscheestreit hat die Bundestagsabgeordnete Lale Akgün Forderungen zurückgewiesen, die umstrittene neue Zentralmoschee der Türkisch-Islamischen Union Ditib im Stadtteil Ehrenfeld solle kleiner gebaut werden. "Das ist eine Salamitaktik, die den Moscheebau Scheibchen für Scheibchen untergraben möchte", kritisierte die in der Domstadt lebende Sozialdemokratin. Es könne nicht angehen, dass "mittlerweile aus allen Ecken unerfüllbare Forderungen an den Bauherrn ergehen" würden.
Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) hatte zuvor als Reaktion auf eine repräsentative Umfrage des Bonner Meinungsforschungsinstituts Omniquest ein "klares Signal der Dialogbereitschaft" von der Ditib gefordert. Über die Dimension und Ausgestaltung der geplanten Moschee bestehe noch "Gesprächsbedarf". Laut der vom Kölner Stadt-Anzeiger in Auftrag gegebenen Umfrage befürwortet eine deutliche Mehrheit den Ehrenfelder Moscheeneubau: 35,6 Prozent der Befragten sprachen sich uneingeschränkt dafür aus, weitere 27,1 Prozent unter der Voraussetzung, dass die Größe des Entwurfs mit seiner 35 Meter hohen Kuppel und zwei 55 Meter hohen Minaretten noch reduziert werde.
Nur 31,4 Prozent lehnten den Bau grundsätzlich ab, im unmittelbar betroffenen Stadtteil Ehrenfeld sogar nur 29,9 Prozent - bei einer uneingeschränkten Zustimmung von 49,6 Prozent. Als Beitrag zur besseren Integration der Muslime in der Bundesrepublik bewerteten 56,4 Befragten den Bau, als Signal der Akzeptanz der Mehrheitsgesellschaft 56,6 Prozent und als positiven Standortfaktor 44,8 Prozent - in Ehrenfeld sogar 48,4 Prozent, gegenüber 41 Prozent, die die Moschee als negativen Faktor bewerteten. Akgüns Resümee: "Je besser die Leute informiert sind, desto mehr unterstützen sie das Projekt." Es müsse also um weitere Aufklärung gehen, anstatt über die Größe und Höhe des Baus zu lamentieren - zumal die vorgesehenen Minarette immer noch niedriger ausfielen "als jeder Ehrenfelder Kirchturm".
Akgün erinnerte daran, dass es eine Jury aus Fachleuten, der Politik, Vertretern der Kölner Zivilgesellschaft und des Bauherrn gewesen sei, die in einem Architektenwettbewerb über das Moscheemodell beraten und entschieden hätte. Dabei seien es kurioserweise vor allem die christlichen Jurymitglieder gewesen, die sich mit ihrem Votum für den Entwurf des Kölner Kirchenbaumeisters Paul Böhm durchgesetzt hätten, verriet Akgün. Sie hatte ebenfalls der Jury angehört. Sie habe, wie auch die beteiligten türkischen Architekten, ein anderes Modell präferiert: "etwas ganz Neues, Gewagteres" - und ohne Minarette. Aber die nichtmuslimischen Mitglieder wollten "lieber etwas, was für sie aussieht, wie sie sich eine Moschee vorstellen". Sie finde den ausgewählten Entwurf "zwar nicht besonders schön, trotzdem bin ich jetzt dafür", sagte Akgün der taz. "Das ist meine Vorstellung von Demokratie."
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