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Relegationsspiel Düsseldorf vs. Hertha10 gegen Tausende

Hertha BSC Berlin ist aus der 1. Fußball-Bundesliga abgestiegen. Und wie: Düsseldorfer Fans stürmten 90 Sekunden vor Abpfiff der Partie den Platz. Es folgten Tumult und Tränen.

Plötzlich war der Platz voller Fans, aber das Spiel war noch nicht zu Ende. Bild: dpa

DÜSSELDORF dpa | Die Relegationsrückpartie zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC könnte wegen der Fan-Tumulte ein sportrechtliches Nachspiel haben. Hertha BSC erwägt, gegen die Wertung der Begegnung Protest einzulegen.

"Es ist unsere Verantwortung, darüber nachzudenken. Das sind wir auch unseren Fans schuldig", erklärte Michael Preetz, Manager des Fußball-Bundesligisten, nach dem 2:2. Die Berliner sind nach dem Remis am Dienstagabend zum sechsten Mal abgestiegen, Düsseldorf feierte nach dem 2:1-Hinspielerfolg damit die Bundesliga-Rückkehr nach 15 Jahren.

Die Partie vor 51.000 Zuschauern in der ausverkauften Esprit-Arena stand in der Nachspielzeit am Rande des Abbruchs, weil Hunderte von Fans auf den Rasen gestürmt waren. Die Spieler und das Schiedsrichtergespann unter der Leitung von Wolfgang Stark gingen daraufhin in die Kabinen.

Erst nach 20-minütiger Unterbrechung setzte der Referee die Begegnung fort, die vor dem Abbruch stand. Zu absolvieren waren zu diesem Zeitpunkt noch 90 Sekunden der offiziell siebenminütigen Nachspielzeit.

Hellmut Krug, der Schiedsrichterchef bei der Deutschen Fußball Liga (DFL), zollte dem Unparteiischen Stark ein großes Kompliment, dass er das Spiel noch beendete. "Das war eine Eskalation, wir können froh sein, dass es so glimpflich ausgegangen ist", sagte Krug. Es sei richtig gewesen, das Spiel nicht abzubrechen. Stark hatte abgewartet, bis das Spielfeld wieder komplett geräumt war, ehe er erneut anpfiff.

Hertha prüft Protest

Die Freude der Düsseldorfer fiel aufgrund der Tumulte gedämpft aus. "Das ist einfach nicht schön. Ich hatte mir das anders vorgestellt", sagte Abwehrspieler Jens Langeneke. "Ich weiß nicht, ob ich nach diesen Bildern froh sein soll. Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas bei uns möglich wäre", sagte der Vorstandsvorsitzende von Fortuna Düsseldorf, Peter Frymuth.

Auch Frymuth lobte Stark, der deutscher Unparteiischer bei der EM-Endrunde im Juni sein wird. "Die Souveränität, die er an den Tag gelegt hat, zeigt, dass er einer der besten Schiedsrichter ist", fügte Frymuth hinzu.

Hertha-Präsident Werner Gegenbauer äußerte sich etwas zurückhaltender über einen möglichen Protest der Berliner. "Wir haben den Düsseldorfern zum Aufstieg gratuliert", sagte er. "Ich kann es sportrechtlich nicht beurteilten. Wir werden sehen, ob es eine Prüfung gibt."

Eindeutig äußerte sich Gegenbauer dagegen zum Verbleib seines Managers Michael Preetz, dem viele den sportlichen Niedergang der Hertha ankreiden. "Für mich ist es völlig unbestritten, dass er in seiner Position bleibt", erklärte er. Preetz selbst gab sich kämpferisch: "Ich bin gewillt, weiterzumachen." Möglicherweise fällt auf der Mitgliederversammlung von Hertha BSC am 29. Mai eine Entscheidung über die Zukunft von Preetz im Manageramt.

Trotz der unschönen Szenen am Ende des Spiels feierten die Fortuna-Profis das Comeback in der Bundesliga ausgiebig. "Das ist unglaublich. Ganz Düsseldorf hat es verdient", freute sich Abwehrchef Assani Lukimya. Schon nach 25 Sekunden schürte Maximilian Beister mit seinem Tor aus gut 22 Metern zum 1:0 die Vorfreude auf die Rückkehr in Liga eins.

Änis Ben-Hatira (23.) konnte zum 1:1 ausgleichen, doch dem in der Pause eingewechselten Ranislav Jovanovic gelang in der 59. Minute mit dem 2:1 die Aufstiegs-Vorentscheidung. In der 85. Minute erzielte Rafael für Hertha zwar noch den Ausgleich, doch nach der 1:2 aus dem Hinspiel reichte das Unentschieden nicht zum Klassenverbleib.

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33 Kommentare

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  • M
    martin

    Wer Fussball nicht mag, ist auch nicht dazu verpflichtet sich damit zu beschäftigen. Wieso sollte man Profifussball verbieten? Wegen der "Kosten für die Allgemeinheit" vielleicht?

    Es gibt Unmengen an Veranstaltungen, kulturell oder politisch, die ebenfalls auf Kosten der Allgemeinheit geschützt werden müssen. Ebenso geben die öffentlich rechtlichen Sender auch viel Geld für andere TV-Übertragungen aus, die auch nur von einem Bruchteil der Gebührenzahler in Anspruch genommen werden.

    Wieso regen sich nun ausgerechnet bei Fussball soviele Menschen auf?

    Statt Profifussball, sollte man lieber Profinörgeln verbieten. Das ist gut für den Blutdruck.

  • S
    Stefan

    Hm, dass taz.de-Leser offensichtlich wenig vom Fußball mitbekommen ist die eine Sache (natürlich wurde in Dortmund in beiden Jahren das Spielfeld gestürmt, dieses Jahr fiel sogar die angedachte "Ehrenrunde" deshalb aus), aber warum hier diese Neigung besteht, Fußball als "EINE VERANSTALTUNG VON IDIOTEN FÜR IDIOTEN" und "Fan-"Kultur" als "eine Horde von testosterongesteuerten Primaten, deren Adrenalinpegel unter dem Stadiondach hängt" zu beschreiben würde ich doch gerne wissen: ist das Teil von linker intellektualistischer Subjektivierung oder worum geht es da?

  • H
    Hannes

    @Andreas Dutschke

     

    Absolute Zustimmung! Brot und Spiele für die Massen. Wenn die Leute mit der gleichen Energie gegen die Reichen und Bullen vorgehen würden wie sie hier den Aufstieg gefeiert haben wäre diesem Land schon sehr geholfen. Ich hoffe ja immer das in naher Zukunft wir eine echte Linksregierung hier haben die den Profifussball verbietet, ein User in einem anderen Artikel hat auch was von Enteignung der Vereine geschrieben, das würde ich auch unterschreiben. Das wird natürlich schwer werden weil dann notfalls mit Gewalt gegen die Fussballfaschisten vorgegangen werden muss. Um das alles friedlich zu lösen sehe ich momentan keine Möglichkeit das die Leute zu faschistisch denken und alles für ihren Verein tun würden.

     

    Mein 3-Punkte-Plan:

     

    1. Profifussball verbieten (dabei gleich alles Sportereignisse, also auch keine Sportler mehr nach Olympia oder WM/EM schicken)

    2. Vereine enteignen und die Gelder den Menschen geben

    3. Notfalls mit Waffengewalt gegen Fussballfaschisten vorgehen

  • P
    Pfeife

    Meine unbedeutende Meinung:

    1. Der Schiedsrichter hat keine gute Partie gepfiffen.

    - 1. Gelbe und gelb-rot für den vom Platz gestellten, waren beides Fehlentscheidungen, die dazu führten, dass er aktiv in den Spielverlauf eingegriffen hat.

    Weiterhin hat er sehr oft Fouls an Düsseldorfern gepfiffen, die auch ohne Zeitlupe zeigten, dass sie keine waren.

    Im Gegenzug pfeift er quasi keine Fouls an den Berlinern.

    2. Der Schiedsrichter schnallt zu keinem Zeitpunkt, dass die Fans schon an der Außenlinie versammelt sind. Er muss hier abpfeifen, dann passiert gar nichts. Aber aus irgendeinem mir schleierhaften Grund will der die 7 Minuten nachspielen lassen.

    Gesamteindruck: miserable Leistung.

    Bin weder Herta noch Düsseldorffan. Fußball liegt mir am Herzen.

     

    Man kann im Übrigen trefflich darüber streiten, was den bitteschön überhaupt diese Relegationsspiele sollen.

     

    Jedenfalls lächerlich all diese Kommentare, von Oberpfeife Merk, der im Studio was labert von, die Herta kann kein Spiel abbrechen, nur der Schiedsrichter... in welchem Film lebt der Typ? Einzig die Herta hat hier Deeskalation betrieben, indem sie wieder aufs Spielfeld ist. Nur sie haben Schaden genommen, denn ihr Spielfluss war unterbrochen.

     

    Aus rechtlicher Sicht muss das Spiel wiederholt werden. Egal ob die Fans aus Dummheit oder grober Dummheit das Spielfeld betreten haben. Das Ergebnis war, die Herta hatte keine Chance mehr auf den Ausgleich.

     

     

    In eigener Sache:

    Preetz taugt weder als Manager noch als Mensch was und muss weichen, sonst verliert Herta weiter.

  • M
    marx0815

    Ich finde auch, dass Spiel sollte wiederholt werden.

    Es hätten mindestens zwei Minuten nachgespielt werden mussten, eigentlich länger, weil es in der Nachspielzeit wiederum Unterbrechungen gab. (Hat eigentlich mal jemand die Zeit genommen bei der ersten großen Unterbrechung? In der wievielten Minute war das exakt und wie lange wurde dann noch gespielt?)

     

    Vor der Unterbrechung nach dem Ausgleich war das Momentum auf Hertha-Seite. Es gab die - wenn auch kleine - Chance das dritte Tor zu machen. Nach der Unterbrechung, mit den Zuschauern im Nacken war das praktisch weg.

  • D
    deviant

    Machen wir uns nichts vor: Wenn wir von Fan-"Kultur" reden, meinen wir eine Horde von testosterongesteuerten Primaten, deren Adrenalinpegel unter dem Stadiondach hängt...da gibt es keine "individuelle Schuld" mehr, da schaukelt sich dann solche Spannung halt hoch und muss sich wieder irgendwie entladen, sei es dadurch, im Rudel auf das Spielfeld zu sprinten, die mit den anderen Farben zusammenzuschlagen oder Feuerwerk in die Menge zu werfen. Dort finden sich weniger Parallelen zu menschlichem Verhalten als zu einem wilden Affenrudel.

     

    Und gegen Zehntausende Fans haben 100 Ordner und schwerbewaffnete Prügelcops dann eben keine Chance mehr. Die Absperrgitter, die in so einem Fall das Leben der Spieler retten können, wurden abgebaut, um die Leben potenziell zerdrückter Fans zu schützen...und offensichtlich lassen sich solche Massen von aufgeputschten Menschen nicht kontrollieren - daraus müssen jetzt die Konsequenzen gezogen werden.

  • F
    Fussballfan

    Unglaublich wie die Medien auf Grund eines Platzsturms wieder Gewalt, Krieg und Mord heraufbeschwören. Dieser Platzsturm war nicht Zeugnis dergleichen sondern das Ergebnis von Freude und Emotion. Das Stürmen des Platzes war schon immer der normal fall nach Aufstiegen, Meisterschaften etc. Selbst einen verfrühten Platzsturm hat es schon mehrere Male gegeben. Zugegebenermaßen ist das ein wenig dämlich, spiegelt aber im Endeffekt nur das wieder was Fußball so geil macht und ist beim besten Willen auch nicht der Skandal der jetzt hinaufbeschworen wird!

  • F
    Ferdinant

    Ein Alkoholverbot für Stadien muss unbedingt eingeführt werden .

    Die Europameisterschaft in Portugal 2004 hat damit sehr gute Erfahrungen gesamelt .

  • F
    FanFanFanatisch

    Warum wird immer von Fans gesprochen? Wer auf den Platz stürmt, bevor ein Spiel abgepfiffen wird, kann kein Fan sein.

    Generell gehört es sich nicht, auf den Platz zu rennen. Als Zuschauer hat man gefälligst auf seinem Platz zu bleiben und nach Spielende aus dem Stadion zu gehen.

  • GS
    Georg Siegmann

    Auch "Für mich ist klar, es muss ein Nachholspiel ohne Zuschauer stattfinden."

    Sonst sieht es nicht nur so aus, sonst ist es so, dass alle Zuständigen vor der "Fan"atismus der Massen einknicken.

  • G
    Gunnar

    Es sind drei unterschiedliche Sachen passiert:

    Die Hertha-Anhänger haben nach dem Düsseldorfer Tor in einer konzertierten Aktion zig Bengalos auf den Platz geworfen.

    Die Düsseldorfer haben ebenfalls Bengalos angezündet und sie dann in der Hand gehalten.

    Die Düsseldorfer sind kurz vor Abpfiff in Feierlaune in den Innenraum eingedrungen und im Glauben, das Spiel sei zuende, auf den Platz gelaufen. Sie haben diesen (und nachher auch den Innenraum) dann aber wieder verlassen, als ihnen klar wurde, dass das Spiel noch gar nicht beendet war.

    Wie jemand daraus randalierende Düsseldorfer konstruieren kann, ist mir komplett schleierhaft. Dies kann nicht mit diesen unsäglichen Wut-Platzstürmen wie etwa von 2010 verglichen werden, als teils vermummte und mit Stöcken bewaffnete Hertha-Fans (!) nach einer Niederlage gg. Nürnberg in den Innenraum eindrangen und Kameras, Banden etc. zerschlugen. Die Mannschaften hatten rechtzeitig fliehen können.

    Die Düsseldorfer hatten im Innenraum nichts zu suchen, das war unendlich dämlich ("Schwarmdummheit", Dirk Gieselmann, 11Freunde) und gerne soll es da auch eine satte Geldstrafe für den Verein geben - aber die wollten einfach nur den Aufstieg nach 15 Jahren Unterklassigkeit feiern.

    Hier plappert alles nur nach, was Kommentator Tom Bartels gestern von sich gegeben hat (z. B. "die Düsseldorfer sind nicht besser", weil diese fröhlich Bengalos schwenken, während auf der anderen Seite schon Werbebanden brennen.) Vom Sport selber hat er allerdings durchaus mehr Ahnung.

    Hertha hat zum wiederholten Mal gezeigt, dass sie ein Problem mit einer großen Gruppe ihrer Anhänger haben.

  • C
    Che

    @ Dirk und Tobias

     

    Schwachsinn! Platzstürme gibt es in jeder Sportart. Die Leute wollen eben mit ihrer Mannschaft feiern.

     

    Ein paar Beispiele:

     

    Basketball (USA): http://www.youtube.com/watch?v=VX-BoQvn5tQ

     

    American Football (USA: http://www.youtube.com/watch?v=ogkBy9tdgkM

     

    Damen Volleyball (USA): http://www.youtube.com/watch?v=kH5pxYIgUnE

     

    Die Liste ist beliebig und auf jede Sportart erweiterbar. Ob man das gut findet und ob die Spieler wirklich Lust haben von hunderten wildfremden Leuten förmlich "erdrückt" zu werden, ist natürlich eine andere Frage. Das ganze aber als einen fußballspezifischen Auswuchs zu bezeichnen, ist völlig lächerlich. Auch die Tendenz der Medien, die dieses gemeinsame feiern mit der Mannschaft generell als gewaltätige Ausschreitungen zu bezeichenen, ist mehr als fragwürdig und soll wohl vor allem dazu dienen, den Fussballfan an sich in miskredit zu bringen...sehr schade. Das soll das Fehlverhalten der Düsseldorf keineswegs relativieren. Fans haben einfach nichts auf dem Platz zu suchen - erst recht nicht vor Abfiff des Spiels. Gewaltätig war an der gesamten Aktion jedoch nichts...

  • AD
    Andreas Dutschke

    Liebe TAZ!

    Ich habe es schon unzählige Male geäußert, und ich sag's gerne noch einmal: FUSSBALL IST EINE VERANSTALTUNG VON IDIOTEN FÜR IDIOTEN. Nicht nur, dass Ihr seitenweise über diesen Mist berichtet, als gäb's keinen Kicker oder die Springer-Presse - nein, jetzt lasst Ihr auch noch die Leser seitenweise zu diesem Null-Thema zu Wort kommen. Mir graut vor der anstehenden EM - bzw. vor der Berichterstattung in der TAZ. Und wo ich gerade dabei bin - vor der Berichterstattung über den ESC und das Geschreibsel Eures Herrn Feddersen graut mir nicht minder. Heute schon ein Vorgeschmack: Über Hüte und Kappen und das Ausziehen von Zuhause von vermeintlichen "Stars" liest man doch besser in der Blöd oder Blunten. IN DER TAZ WILL ICH DAVON NICHTS - ABER AUCH GAR NICHTS LESEN! Ich wiederhole mich auch da gern: Schmeißt Feddersen endlich raus (der kann doch eben zu den Kollegen auf die andere Straßenseite wechseln) und ignoriert EM wie ESC. Dann hab ich Euch auch wieder lieb. Versprochen.

  • R
    Robert

    Polizei weg. Absperrgitter weg. Und dann mal schauen, was von den vielbeschworenen ehrlichen, aufrechten, am schönen Fußballspiel interessierten Fangemeinden übrigbleibt. Und natürlich vom Fußball. Wahrscheinlich nicht viel.

     

    Und auf dem Rückweg demolieren Hertha-"Fans" das Eigentum ihres Sponsors Deutsche Bahn, mit dem sie eigentlich nach Hause fahren wollen (Und das ja auch noch andere Menschen für ihre Reisen benötigen). Dümmer geht es nun wirklich nicht mehr.

     

    Vielleicht sollten, wie es bei immer mehr Gelegenheiten schon geschieht, auch beim Fußall die Stadionbesucher ganz spontan ins Spielgeschehen eingreifen. Kenntnisse der Regeln sind, wie so oft bei den erwähnten anderen Gelegenheiten, nicht unbedingt erforderlich. Eigene Lust, eigene Erregungszustände reichen als Legitimierung für jegliche Eingriffe völlig aus. Bengalos sind nicht kriminell, das fröhliche Betreten des Rasens schon mal gar nicht, ein bißchen Sachbeschädigung muß einfach erlaubt sein bei soviel überschäumender Freude oder Frust, naja, und Beamtenbeleidigung oder ein bißchen Spucken, mein Gott,...

     

     

    Wo kommt eigentlich diese unbändige Wut wirklich her? Wirklich von dem bißchen Fußball? Das wollte ich nicht glauben.

  • H
    hopfen

    Und da ziehen die Politiker über Killerspiele her...

     

    In Ägypten gab es solche Ausschreitungen auch und nun haben die dort seht strenge Sicherheitsvorschriften. Aber so ein Land wie Deutschland bekommt das nicht hin. Leipzig und andere Ost-Vereine werden nach sowas vom Pokal ausgeschlossen, mal sehen was mit Düsseldorf passiert.

     

    Und zum Thema: Man kann die Massen nicht aufhalten. Und die Wollten doch nur feiern. Der BVB ist zweimal Meister geworden und kein einziger Fan war auf dem Rasen. Das kann man alles mit der entsprechenden Architektur und genügend Ordnern schaffen. Wobei es beim BVB gereicht hat die Südtribüne zu bewachen.

  • M
    Marcus

    Ich kann verstehen das die Berliner Protestieren. Und als Berliner Spieler währe ich auch nicht mehr auf den Platz gegangen. Mann stelle sich vor die schießen tatsächlich noch ein Tor. Gerae der Torwart hat kein Chanse vor den Fans an der Kabine zu sein, wie bei beiden Rasenstürmungen zu sehen war. Die Leute sind Fußballspieler und kein Gladiatoren die ihr Leben in der Arena riskieren.

  • F
    Frank

    "Die Berliner Spieler hatten Todesangst."

    Aber erst nachdem sie verzögert aus der Kabine kamen. Ich habe noch gedacht: Die werden jetzt von Juristen und PR-Beratern geimpft. Erst dann kommen die wieder raus.

     

    Implizit transportiert diese Haltung ja den Vorwurf, die Fans auf dem Spielfeld sind als mordrünstige Meute zu sehen. Und das von leider fehlgeleiteten Personen, die nach Aufforderung des Stadionsprechers den Rasen artig wieder freigemacht haben. Von Chaoten war in dieser Szenerie nicht viel zu sehen. Die echten Chaoten waren im Hertha Block festgenagelt. Die haben sich laut Presseberichten später im ICE ausgetobt.

     

    Fans, die sich zurückziehen und sich ohne Aggression ihren Irrtum korrigierend auf die Plätze begeben, als potentielle Killer zu titulieren (woher sonst kommt die Todesangst?) ist bei allem Verständnis für die Situation wenig angemessen.

     

    Es wäre nunmehr klug, die Niederlage endlich zu akzeptieren, ist sie doch ein Ergebnis einer gesamten, miesen Saison.

  • T
    tonikal

    @RPH: Feuerwerk in einer dicht gedrängten Menschenmasse abzubrennen ist sehr wohl ein Verbrechen, weil es Gesundheit und Leben anderer Menschen gefährdet. Dagegen gäbe es ein recht einfaches Mittel: im Stadion eingebaute Wasserwerfer, die Zuschauergruppen, die Feuer machen, einfach unter Wasser setzen. Würde auch das Feuerwerk sofort ablöschen. Ist es nicht merkwürdig? Als Friedensdemonstrant oder als Demonstrant gegen Atomkraft wurde ich wiederholt mit Wasserwarfern traktiert, aber wenn gewalttätige Horden von Besoffenen Menschenleben gefährden, dann sind keine Wasserwerfer da, weil das ja die netten Jungs von nebenan sind.

  • DW
    damals wars

    Größte Hochachtung vor den Herthaspieler.

    Sie riskierten ihr Leben bei den Irren aus Düsseldorf.

    Ich wäre mit Sicherheit nicht wieder aufs Feld gelaufen.

  • EG
    Ernst Gerstenmeier

    Bundesligafußball zum abgewöhnen war das. Aus mehreren Gesichtspunkten aus gesehen.Schon beim Reporter in der ARD fing es an.Abwiegeln im Interesse von Fortuna war angesagt.Wie hätte der Kommentar wohl ausgesehen, wenn die Erstürmung des Spielfeldes durch eigene Fans in Dresden,Rostock, Cottbus oder auch in Berlin erfolgt wäre ? Auch die Funktionäre der Fußballliga hätten sicherlich mit dem Aussprechen von Strafen, Spielausschlüssen u.a. nicht gezögert.Auch im Fußball hat nun einmal der die Macht, der über den Geldfluß bestimmt und über die richtigen Verbindungen verfügt.Da hat das karnevalistische Rheinland eben die Nase vorn.Die Entscheidung des Kontrollausschusses zum Spiel wird es beweisen.

  • RM
    Ralf Mahnfried

    Ja, ja - alle loben jetzt den Schieri ob seiner besonnenen Art. Dabei hat er nichts weiter gemacht, als - koste es, was es wolle - für das Wichtigste dieser Liga zu sorgen: The Show must go on. Damit weiter Millionen verdient werden können.

     

    Denn eigentlich hätte das Spiel abgebrochen werden müssen, als die Zuschauer den Platz stürmten. Nach all dem was vorgefallen war, war es insbesondere den Hertha-Spielern nicht mehr zuzumuten, den Platz zu betreten. Niemand konnte mehr für ihre Sicherheit garantieren. Wie würde denn heute die Diskussion laufen, wenn einer der Herthaner vom Mob verletzt worden wäre.

     

    Nein, das Spiel hätte abgebrochen werden müssen, und es hätte ein Wiederholungsspiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit angesetzt werden müssen. Aber weil das den gesamten Zeitplan der Liga, deren Terminplan zur Gewinnmaximierung randvoll ist, durcheinandergebracht hätte, hieß die Divise: Augen zu und durch. Bis es irgendwann ins Auge geht. Mir persönlich war es übrigens egal, ob Fortuna oder Hertha in der ersten Liga spielt.

     

    Ein Wort noch zu den Pyro- und Randalefans: Es ist doch nichts passiert, sagen sie. Überlegt ein Mal, wie es sich für Eltern oder Großeltern anfühlt, wenn sie mit ihren Grundschulkindern ins Stadion gehen, die dann in Angst und Schrecken versetzt werden. Ach, die braucht Ihr nicht? Dazu nur eine ökonomische Bemerkung: Wenn nur noch Randale-Jungs zwischen 15 und 35 ins Stadion gehen, ist der Bundesliga-Zirkus schnell vorbei, weil er sich nicht mehr rechnet! Viel Spaß bei Eurer letzten Party!

     

     

    Ralf Mahnfried, Frankfurt (Oder)

  • TS
    Thomas Sch.

    Wie selektiv die Wahrnehmung ist. Absolut erstaunlich. Da fackeln Rowdys mit ihren Leuchtfeuern rum -bringen Leute in Gefahr- und qualmen das halbe Spielfeld voll und man tut so, als hätten ein paar übermütige Kinder mal ein bischen zu sehr rumgetobt. Ich wage mal die Einschätzung, wenn Pro-NRW so eine feurige Sache zu verantworten hätte, hätte man -gerade hier in der TAZ- wahrscheinlich so getan, als hätte ein neues Deutsches Reich mal wieder versucht Polen zu überfallen. Jedenfalls wäre da Zeter und Mordio geschriien worden. Ich war vor vielen Jahren das letzte mal im Stadion. Die damals zwölfjährigen Jungs waren total verängstigt. Das, was da vorkommt, hat mit Sport nichts mehr zu tun. Da sind Leute, die Streit, Chaos und Gewalt suchen. Und die haben den Fußball gekapert. Wenn da mal ein Einsatzgruppenleiter der Polizei Härte zeigen würde oder einer von den Irren von der Polizei zufällig erschosen würde, mein Mitleid hielte sich in Grenzen.

  • T
    Tobias

    Das sowas nur beim Fußball passiert, ist ja wohl klar, das liegt aber (auch nicht ausschließlich) an der Masse der Zuschauer und der vergleichsweise unübersichtlichen Struktur (Uhr läuft immner weiter, das Spiel wird nur abgepfiffen etc.)

     

    Man hat gestern Abend lediglich einen farbigen Spieler der Fortuna ausrasten sehen, gegenüber einem Hertaner.

    Es wurde nichts von rassistischen Äußererungen gesagt und wie möchte man das auch bitte nachweisen?

     

    Was ich noch erwähnenswert gefunden hätte, ist der Stadionsprecher. Ohne den wäre vermutlich noch mehr passiert bzw. das Spiel nicht mehr angepfiffen worden.

  • K
    KlausK

    Erstens: Wer ist Autor dieses Berichts?

    Zweitens: Wieso schreibt der ständig von "Fans"?

     

    Wenn ein "Fan" ein Sportbegeisterter ist, dann kann vom "Fan" auch sportlich-faires Verhalten erwartet werden.

     

    Der Fußball scheint doch eine gewisse Anziehungskraft für Oberchaoten zu haben, die sich "Fans" nennen. Na, dann!

  • M
    Marco

    Da ich dem Spiel live beiwohnen durfte, halte ich die Aussagen von Herrn Preetz für völlig absurd.

    Hertha Fans waren es, die Düsseldorfer Zuschauer schon vor dem Abbruch mit Raketen beschossen haben und mit Fahnenstangen traktierten.Die Fans der Fortuna waren zwar an Dummheit nicht zu überbieten, aber nicht gewalttätig. Man hätte fast auf den Gedanken kommen können, Hertha und ihren tollen Fans käme ein Abbruch gelegen, um den sportlich Abstieg zu vertagen.

  • T
    Tom

    Warum gehen jetzt alle auf die Fans der Fortuna los, die waren doch einfach nur blöd, sie haben nie jemanden gefährdet noch waren sie aggressiv.

    Richtig Scheisse benommen haben sich doch nur die Hertha Fans mit ihren lebensgefährlichen Bengalos.

    Und das Hertha überhaupt überlegt Protest einzulegen ist ein Frechheit die aber das Gesamtbild der Hertha abrundet.

  • DG
    Dirk Gober

    Seltsam, daß so etwas nicht in der Formel 1, nicht beim Handball, nicht bei Skirennen, nicht einmal annäherungsweise bei anderen Sportveranstaltungen und in anderen Sportarten vorkommt.

    Ob das wohl ein besonderes Licht auf die Fußballanhänger wirft (bei dieser Häufung von Vorkommnissen kann man nicht mehr von vereinzelten Exzessen sprechen)?

    Ganz abgesehen vom riesigen Aufwand, den es erfordert, um die Massen im Zaum zu halten, wofür Wochenende für Wochenende der Steuerzahler bezahlt, während die Clubs immer wahnsinnigere Summen für angebliche Superstars ausgeben - vom umweltpolitischen Aspekt (Hunderttausende motorisierte Stadiontouristen, Abfallaufkommen) erst gar nicht zu reden. Da drischt man doch lieber auf den Motorsport oder Skisport ein, die angeblich ach sooo viele Resourcen und so viel Landschaft verbrauchen.

    Aber Rechnen und Nachdenken war nie die Stärke gewisser Leute.

  • M
    maultrommler

    Schade für diesen Bericht. Das überhaupt nachgespielt werden mußte hatte man diversen Herha-Fans zu verdanken die in Mitte der 2. Halbzeit Pyros abrennen mußten. 10 gegen Tausende als Überschrift ist eine üble Verzerrung. Wie armseelig ist es eigentlich, nun von dem Club juristische Schritte einzuleiten. Übersehen habt ihr leider auch, das es zu heftgen Beleidigungen eines farbigen Spielers kam, Anspucken inclusive. Das Hertha aus der 1, BL weg ist, ist ein Gewinn für den Fußball. Das die Taz allerdings Fremdenfeindlich geprägte Beleidigungen noch nicht einmal erwähnt, ebenso wie die Tätlichkeiten verwundert mich leider nicht mehr, seit dem die TAZ verölauten lässt, die BILD sei ein garant für die Pressefreiheit (Wulffen).

  • A
    ACAB

    Kein Wunder wenn die Kampfmaschinen sich lieber vor dem Herthablock ausbauen und die Fans dort gängeln. Pyrotechnik ist kein Verbrechen!!!

  • R
    RPH

    Das ist der herrliche Wahn des Fussballs ! Was sind denn Bengalos gegen Dronen ? Jauch , Mischschberger , Lanz und Co reiben sich die Hände , haben wieder ein wochenlanges Thema . Und die RIESENSCHWEINEREIEN sind erst mal vom Tisch . Es ist doch nichts passiert , am Tag , als bsc abstieg ! Mit sportlichem Gruss aus dem Revier nach Berlin ! GlückAuf ! UNVEU ! EISERN !

  • L
    Lobby

    Zum Glück kommt jetzt die EM und Fortunas Lobby sollte groß genug sein, um da ohne Geisterspiele, Wettbewerbsausschluss oder Punktabzüge durchzuschwimmen. Denn Fortuna Düsseldorf ist ja nicht Dynamo Dresden.

  • C
    Christine

    Obwohl ich Fortuna Fan bin, wünsche ich mir, dass so einem Fanverhalten Einhalt geboten wird!!!! Für mich ist klar, es muss ein Nachholspiel ohne Zuschauer stattfinden. Wir spielen die Gerechtigkeitsapostel bei der bevorstehenden EM und lassen aber bei uns keine Gerechtigkeit walten?! Wo kommen wir hin, wenn Fans entscheiden dürfen, wann ein Spiel vorbei ist und wann nicht...

  • S
    Sondermann

    Man sollte hier mal über das Verhältnis von Sport zu Politik nachdenken. Fortuna hat sozusagen "Schwein" gehabt, dass es keine Toten gab, wie Anfang Februar in Port Said (Ägypten). Doch während hierzulande die Vereinspräsidenten von Fortuna und Hertha noch über Maßnahmen nachdenken, wurden sie in Ägypten zügig ergriffen: von politischer Seite. Hier frage ich mich: Welches der beiden Länder ist eigentlich das Entwicklungsland? Und: Was muss auf deutschen Fußballplätzen noch passieren, bevor man gewalttätigen Fans ernsthaft ihre Grenzen aufzeigt?