Rekordverlust bei Continental: Conti verschärft Schaefflers Not
Autozulieferer Conti macht einen Rekordverlust von 1,1 Milliarden Euro. Das Minus der neuen Tochterfirma erhöht den Druck auf die überschuldete Schaeffler-Gruppe.
Hiobsbotschaften aus Hannover musste am Donnerstag die ohnehin angeschlagene Schaeffler-Gruppe verkraften: Die neue Tochter Continental hat das Geschäftsjahr 2008 wegen der Autokrise mit einem Rekordverlust von 1,1 Milliarden Euro abgeschlossen. Die Schaeffler-Gruppe, die sich für die Übernahme des größeren Konkurrenten Conti 10 Milliarden Euro geliehen hat, bekommt für ihre Conti-Aktien aus 2008 keine Dividende und kann auch für 2009 kaum auf Überweisungen aus Hannover rechnen. Das machte Conti-Chef Karl-Thomas Neumann bei der Vorstellung der Bilanz des zweitgrößten deutschen Autozulieferers deutlich.
Die höchste Verlust, den Continental jemals verbuchen musste, resultiert aus einer anderen Übernahme: 2007 hatte Conti den Zulieferer VDO von Siemens für 11,4 Milliarden Euro gekauft. Weil die Autokrise den Wert von VDO gemindert hat, muss Conti in seiner Bilanz nun Abschreibungen in Höhe von 1,23 Milliarden Euro vornehmen.
Nach Angaben von Vorstandschef-Chef Neumann ist für Conti ein Ende der Krise längst nicht in Sicht. Die Marktbedingungen seien "dramatisch", die Kunden von Conti hätten ihre Autoproduktion um zweistellige Raten gekürzt. Der Umsatzrückgang werde sich bis zur Jahresmitte weiter beschleunigen. Die US-Unternehmen General Motors und Chrysler, die ums Überleben kämpfen, nannte Neumann "ganz wichtige Kunden".
Die Continental AG, die weltweit derzeit 139.000 Mitarbeiter hat, will nun ihre Kurzarbeit in Deutschland noch ausweiten. Im Januar mussten 7.000 der 47.000 deutschen Conti-Beschäftigten zeitweise zuhause bleiben. Nun will das Unternehmen auch für Verwaltungen und Entwicklungsabteilungen Kurzarbeit beantragen. Durch den Verlust erhöhen sich die Schulden von Conti auf 10,5 Milliarden Euro - und sind damit doppelt so hoch wie das Eigenkapital.
Noch drängender sind die Probleme allerdings bei der neuen Conti-Mutter Schaeffler. Die Schaeffler-Gruppe ist nicht einmal halb so groß und hat ebenfalls 10 Milliarden Euro Schulden. Der Betriebsrat des Unternehmens befürchtet, dass Schaeffler die monatlich für den Schuldendienst fälligen 70 Millionen Euro bald nicht mehr tragen kann. Falls Bund und Länder Schaeffler finanzielle Unterstützung verweigern, dürfte Conti bald den Banken gehören.
Unternehmenschef Neumann versicherte gestern, die mit Schaeffler begonnenen Gespräche über die Zusammenarbeit würden fortgesetzt. "Wie sind an der Stabilisierung von Schaeffler interessiert", betonte er. Es sei aber offen, ob es zu einer Integration der Conti-Zulieferbereiche in die Schaeffler-Gruppe oder zu einer Integration von Schaeffler bei Conti oder nur zu einer Kooperation komme. Kritisch äußerte sich der im Conti-Aufsichtsrat sitzende Betriebsrat Erwin Wörle. Es müsse sichergestellt werden, dass Schaeffler nicht mithilfe von Bürgschaften in die Lage versetzt werde, alle Conti-Aktien zu behalten und Continental finanziell auszusaugen, sagte er.
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