Rekorde im Golf: Die Vermessung der Welt
Längster Abschlag, Ass und Doppel-Eagle – der Golf-Sport ist wahrlich reich an Bestmarken und statistischen Schmankerln.
I mmer neue Bestwerte, statistische Grotesken und Kuriositäten sickern von den Grüns dieser Welt in unsere Wohnzimmer. Anything goes in Richtung dieses Lochs von 4,5 Zoll Durchmesser, das sind 10,79 Zentimeter, was genau einem deutschen Norm-Bierdeckel entspricht.
Alles wird gezählt, berechnet, verglichen. Fernstes Hole in One: 405 Meter, also ein Schlag und hops, hops, drin im Bierdeckelloch. Seit 1965 besteht diese Bestleistung. In diesem Winter traf der australische Hobbyspieler Rowan McCarthy den Ball in seiner Heimat Perth auf einer Runde gleich mehrfach besonders gut. Erst gelang ihm aus rund 170 Metern ein Ass (Chance 1:12.500). Drei Bahnen später hatte er ein Par 5 vor sich, gut 450 Meter. Par 5 heißt: Profis sollten mit 5 Schlägen eingelocht haben. Der zweite Schlag aus 185 Metern ging direkt rein.
Albatros heißt so was oder im US-Golf Double Eagle. Aber egal wie man den seltenen Vogel nennt, die Kombination beider Glückstreffer auf einer Runde hatte, so rechnete wer aus, eine Wahrscheinlichkeit von 1:72.000.000.000. Dagegen ist ein Lottovolltreffer alltäglich. Besser war nur Kim Jong-il. Nordkoreas geliebter Führer und Vater des dicken Jong-un will einmal elf Asse auf einer Runde geschlagen haben. Doch, es gibt bei Pjöngjang einen Platz. Nein, kein Minigolf.
Speedgolfer umrunden einen Platz von gut 8.000 Metern Gesamtlänge schnell joggend und schlagend unter einer dreiviertel Stunde. Der Schweizer Jürg Randegger schaffte 2021 mit einem Eisen in der Hand in 11 Stunden und 22 Minuten 14 Runden, 252 Loch. Weltrekord. Ergebnis nach viel Keuch und Hau: gut 110 Kilometer, 1.500 Schläge.
Golfen mit 103 – kein Problem
Ein Ire schlug mal 7.721 Golfbälle in 12 Stunden (ohne zu rennen). Ein Kanadier ist der älteste Mensch, der je 18 Loch spielte: 103 Jahre. Der Golfplatzanteil an der gesamten Erdoberfläche beträgt 0,014 Prozent. In Schottland steht für 9.400 EinwohnerInnen je ein Golfplatz parat (in Deutschland etwa 100.000). Was noch niemand nachgezählt hat, soweit bekannt: Wie viele Sandkörner bei einem Schlag aus dem Bunker fliegen.
Beste Runde: 58 Schläge für einen langen Championsplatz. Diesen Rekord teilen sich mehrere Profis. Tiger Woods schüchtert nur durch Anwesenheit ein: Wenn er am Start ist, rechneten Psychologen über Ergebnislisten vieler Jahre aus, spielten alle anderen um satte 0,8 Schläge pro Runde schlechter.
Höchstes Loch: Auf dem Platz von La Paz, Bolivien: 3.291 Meter. Heißgolf bietet der Furnace Creek Course im Death Valley, hier sind windstille 50 Grad im Schatten 65 Meter unter Null üblich. Kältestes Golf auf Erden gab es bei der Eisgolf-WM in Grönland (mit minus 22 bis 30 Grad).
Weitester Schlag? Zwischen 500 und 600 Metern. Bei Wettbewerben auf harten Landebahnen geht es über 700 Meter weit. Astronaut Alan Shepard hatte an Bord von Apollo 14 ein Eisen 6 auf den Mond geschmuggelt und nutzte den geringen Luftwiderstand. Aber es wurden nur etwa 400 Meter, wegen des störenden Raumanzuges beim Schlag.
Die weitesten Schläge geschahen fernab der Erde. 2006 schlug Kosmonaut Michail Tjurin von der Raumstation ISS ab. Sein kleiner Ball umrundete den großen 48-mal, zwei Millionen Kilometer weit. Ähnlich spitzfindig ist die Rekordangabe zum längsten Putt aller Zeiten: An Bord einer Concorde saß 1999 das europäische Ryder-Cup-Team, darunter der Spanier José Maria Olazábal, der einen Ball entlang des Mittelganges spielte, der nach 26,17 Sekunden in ein Ziel kullerte. Der Überschalljet war mit 2.032 Stundenkilometern unterwegs. Puttlänge: 14,72 km.
Gaga? Vielleicht hat der Soulsänger Smokey Robinson recht: „Golf ist das Heroin unter den Sportarten.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
Bundestagswahlkampf der Berliner Grünen
Vorwürfe gegen Parlamentarier