Rekord in Fußball-Bundesligastadien: Meister des Bechermülls
Noch nie waren die Abfallberge durch Einweg-Plastikbecher in Stadien derart groß. Sind die dickeren Mehrwegbecher etwa zu gefährlich?
Insgesamt landeten in der jetzt zu Ende gegangenen Saison 12 Millionen Plastikbecher in den Stadien der ersten und zweiten Bundesligisten im Müll; nebeneinander gelegt ergeben die Becher eine Abfallschlange von Berlin bis Athen.
Dies kritisiert der DUH stark: „Wiederverwendbare Becher vermeiden nicht nur Abfälle, sondern sparen auch am besten Energie und C02-Emissionen ein“, sagt Thomas Fischer, Leiter der Kreislaufwirtschaft der DUH der taz. „Große Vereine nehmen ihre ökologische Verantwortung sowie ihre Vorbildfunktion nicht wahr“.
Nur ein Drittel der Bundesligisten verwende Mehrwegsysteme, meint Fischer. Diese seien jedoch problemlos umsetzbar, wie kleinere Vorbildvereine wie Braunschweig oder Union Berlin zeigten. Die Eisernen aus Berlin verwendeten ihre Plastikbecher schon seit acht Jahren wieder, sagt Martin Neidhard, Leiter des Stadioncaterings der taz. „Die Fans sind mit dem Mehrwegsystem zufrieden, zumal sie die Becher so auch als Sammelstücke für einen Euro mitnehmen können“.
Biobecher sind keine Ausrede
Fischer zufolge argumentierten Vereine oftmals, dass die dickeren Mehrwegbecher bei Wurfaktionen ein Sicherheitsrisiko darstellten. Dies sei jedoch ein Scheinargument. „Wer Gewalt anwenden will, braucht dafür keine Getränkebecher“, so Fischer. Zudem sei die Füllmenge bei Becherwürfen für deren Wucht entscheidend. „Mittlerweile werden dafür die Kanten abgerundet, um eine maximale Rotation und somit eine möglichst schnelle Entleerung zu erreichen.“
Fischer zufolge dränge der größte Stadioncaterer Deutschlands „Aramark“ die Vereine aus wirtschaftlichen Gründen vermehrt zu Einweg-Plastikbechern. Aramark-Pressesprecherin Katja Zittinger weist diese Vorwürfe auf taz-Anfrage zurück: „Es gibt keine Strategie, in den Stadien vermehrt Einwegbecher einzusetzen.“ Die Absprache fände individuell mit jedem Stadion statt.
In Dortmund sei ein generelles Pfandsystem unmöglich, meint eine Sprecherin von „BVB Catering“. „Es ist logistisch unmöglich, dass 81.000 Fans ihre Becher zurückbringen.“ Mit Rücksicht zur Umwelt benutze man allerdings ökologische Becher aus Maisstärke.Für den DUH-Experten Fischer machen einzig Mehrwegbecher Sinn: „Der Anbau von Pflanzen zur Herstellung der Becher belastet Gewässer und Böden“, so Fischer. Zudem würden die Becher verbrannt und nicht kompostiert, da keine Nährstoffe entstünden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja