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Reiseverbot für DDR–Ökologen

■ DDR–Ökologen dürfen nicht nach Ungarn / Ost–Berliner Zeitschrift Horizont verteidigt die Reisebeschränkungen

Berlin (dpa/taz) - Mehrere Mitarbeiter der Umweltbibliothek der evangelischen Zionsgemeinde in Ost–Berlin sind daran gehindert worden, an einem Seminar des „Osteuropäischen Umweltschutznetzwerkes Greenway“ in Ungarn teilzunehmen. Sowohl an der Grenze zur CSSR wie auch auf dem Flughafen Schönefeld wurden sie von DDR–Grenzpolizisten ohne Angabe von Gründen zurückgewiesen. In einem Telegramm an ihren Staatsratsvorsitzenden und Mitglied des Politbüros Erich Honecker, das sie nach Paris schickten, beschwerten sich die zurückgewiesenen Ökologen und zitierten DDR–offizielle Äußerungen aus jüngster Zeit, in denen versprochen worden war, kirchliche Friedens–, Umwelt– und Dritte–Welt– Gruppen nicht in ihrer Arbeit zu behindern. Sie forderten Erich Honecker auf, dieser Zusage gerecht zu werden. „Wir würden uns freuen, wenn sich die DDR–Wirklichkeit Ihren Verlautbarungen im Ausland anpassen würde“, hieß es in dem Telegramm. Just an diesem Wochenende lieferte die Ost–Berliner Monatszeitschrift Horizont eine Begründung für die Beschränkung der Freizügigkeit für die Bürger der DDR. Dabei spiele die „Devisenproblematik“ und die Abwerbung von Fachkräften keine unbedeutende Rolle. Der Devisenfonds sei nicht unbegrenzt, für seine Verwendung gebe es objektiv bedingte Prioritäten, wobei wirtschaftliche Erfordernisse Vorrang hätten. Doch vor allem seien die Erfahrungen mit „15 Jahren offener Grenze (vor dem Bau der Mauer, die Red.) mehr als eine Lehrzeit“. Denn der Westen habe damals nichts unterlassen, Fachkräfte aus der DDR abzuwerben. Der Westen wolle mit seiner Menschenrechtspolitik „subversiven Kräften in sozialistischen Staaten Bewegungsräume“ eröffnen, um „eine politische Opposition zu formieren und ihr Bewegungsräume zu verschaffen“. er

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