piwik no script img

Reiner Wandler über linke Mehrheiten in Portugal und SpanienDer Wandel beginnt im Süden

Ihre Unterstützung der Sparpolitik haben die Sozialisten in den Krisenländern teuer bezahlt

Portugal könnte doch noch eine Linksregierung bekommen. Die Sozialisten verhandeln in diesen Tagen mit dem kommunistisch-grünen Bündnis „CDU“ und dem linken „Bloco“. Alle drei zusammen halten seit den Parlamentswahlen Anfang des Monats rund 60 Prozent der Sitze im Parlament. Gemeinsam könnten sie die konservative Regierung von Passos Coelho, die im Auftrag Brüssels und Berlins ohne jegliche Widerrede ein hartes, unsoziales Sparprogramm umgesetzt hat, ablösen. Portugal wäre dann, nach Griechenland, das zweite Mitgliedsland der Eurozone, das aus dem Austeritätskonsens ausschert.

Auch im benachbarten Spanien kämpfen die Konservativen unter Ministerpräsident Mariano Rajoy ums Überleben. Steuergeschenke und eine teilweise Rücknahme der Kürzungen sollen es richten. Das Ganze hat nur einen Haken: Das Geld dazu ist nicht in der Kasse, Brüssel hat dies jetzt bemängelt. Das ist Wahlkampfmunition für die Opposition aus der sozialistischen PSOE und der jungen Protestpartei Podemos. Wenn Rajoy am20. Dezember die Wahlen verlieren sollte, wären es schon drei Länder, die zumindest tendenziell einen neuen Kurs in Europa verlangen würden. Im nächsten Jahr könnte dann mit Irland und einem dortigen Sinn-Féin-Sieg gar ein vierter Eurostaat hinzukommen.

Sicher werden weder in Portugal noch in Spanien die Sozialisten einen so harten Kurs gegen Schäuble und die Eurogruppe fahren, wie dies der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras versucht hat. Doch sie sind dazu gezwungen, Änderungen in Brüssel herauszuholen.

Ohne einen Politikwechsel gibt es keine Parlamentsmehrheit auf der Linken. Und ihre bisherige Unterstützung der Sparpolitik haben die Sozialisten in den Krisenländern teuer bezahlt. In Griechenland sind sie in die Bedeutungslosigkeit abgesackt, in Portugal erholen sie sich nur mäßig, und in Spanien ist ihr Sturzflug noch immer nicht beendet.

Ausland

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen