Regierungssprecher Steffen Hebestreit: Tiktok tanzen mit dem Kanzler
Der ehemalige Journalist wird neuer Regierungssprecher der Ampel-Koalition. Zuvor war er schon Sprecher des Bundesfinanzministers Olaf Scholz.
Und so kontert er die erste Frage zum umstrittenen Nachtragshaushalt von 60 Milliarden Euro, die Finanzminister Christian Lindner nun in einen Energie- und Klimafonds stecken will, auch lässig. „Natürlich halten die Bundesregierung und die tragenden Parteien dieses Vorgehen für völlig verfassungskonform.“ Trotz mehrfacher Nachfragen: mehr ist bei dem Thema nicht herauszukriegen.
Bereits am vergangenen Donnerstag hatte Kanzler Olaf Scholz Steffen Hebestreit offiziell als Regierungssprecher eingeführt. Seitdem twittert dieser auch fleißig Videos und Bilder von Scholz aus Paris, Brüssel oder Warschau. Über 62.600 Menschen folgen dem Account des neuen Regierungssprechers derzeit.
Hebestreit ist langjähriger Vertrauter von Olaf Scholz. Die beiden kennen sich: Seit 2018 bis zuletzt war er Sprecher des Bundesfinanzministers Scholz. Doch das eigentlich Besondere an Hebestreit ist seine Vergangenheit als Journalist. Er weiß wie Journalist:innen ticken. Das wird ihm im neuen Job nützlich sein.
Steffen Hebestreit, 1972 in Frankfurt am Main geboren, studierte Politikwissenschaften und Amerikanistik an der Goethe-Universität. Danach volontierte er bei der Frankfurter Rundschau, blieb ein paar Jahre dort und wurde 2006 Hauptstadtkorrespondent. 2010 ging er zur Mediengruppe DuMont.
Kleine Revolution in der Bundespressekonferenz
Als Politikjournalist war er auch sieben Jahre und vier Monate lang Mitglied der Bundespressekonferenz, von 2011 bis 2014 sogar im Vereinsvorstand. In dieser Zeit startete er eine kleine Revolution, erzählt Mathis Feldhoff, Vorsitzender der Bundespressekonferenz, am Montag: „Steffen Hebestreit verzichtete auf die bis dahin übliche Krawatte“ – was die einen wohl als „No-go“ werteten, andere als „modernes Statement“. Auch am Montag sitzt Hebestreit ohne Krawatte da, graues Sakko, weißes Hemd.
Seine Karriere als Journalist hat er längst hinter sich gelassen. 2014 wechselte er die Seiten und wurde Sprecher der SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi, 2015 wurde er Leiter der Hamburger Landesvertretung im Bund, später landete er bei Scholz.
Leute, die ihn als Sprecher von Finanzminister Scholz kennen, beschreiben ihn als „flotten, schneidigen Mann“. Humor scheint er jedenfalls zu haben. Hebestreit kündigte bei seiner Einführung an, das Bundespresseamt weiter zu modernisieren. „Dem Kanzler kann ich versprechen, dass er demnächst Tiktok tanzen wird, wenn wir das gemeinsam entscheiden“, sagte er.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut