: Regenwaldkonferenz geplatzt
■ Steht die UNO-Organisation zum Schutz der Tropenwälder vor der Auflösung? Die Konsumenten- und die Produzentenländer können sich nicht einigen
Quito (IPS) – Die Internationale Tropenholzorganisation (ITTO), eine von der UNO gegründete Organisation zum Schutz der Regenwälder, hat ihre jüngste Konferenz ohne Ergebnis beendet. Die Delegationen der 23 Produzenten- und 27 Konsumentenländer, die der Organisation angehören, haben nach neun Verhandlungstagen in Ecuadors Hauptstadt Quito getrennte Schlußresolutionen veröffentlicht.
Als Stolperstein hatte sich unter anderem die Forderung der Produzenten erwiesen, die Schutzbestimmungen auf alle Holzarten auszudehnen. Diese Initiative scheiterte. Nach Meinung eines ecuadorianischen Delegierten wollen vor allem Kanada und die USA „Tropenholz weiterhin zu billigen Preisen kaufen ohne ihre eigenen Hölzer in die Vereinbarungen einzubeziehen“. – Im März soll in Genf ein neuer Einigungsversuch unternommen werden. Die jeweiligen Delegationen werden sich allerdings zunächst in getrennten Sitzungen versammeln. Umweltschützer glauben, daß die Konferenz von Quito „ein Schritt zur Auflösung der ITTO“ geworden sei. Das Treffen habe einen weiteren Beweis für die Unfähigkeit der Organisation geliefert, ihrem Auftrag gerecht zu werden.
Der Interessengegensatz zwischen Produzenten und Konsumenten lasse sich so nicht überwinden. Die ecuadorianische Umweltorganisation „Accion Ecologica“ schlägt deshalb vor, die Konsumenten aus den Beratungen auszuschließen und die ITTO nach dem Vorbild der Opec in eine Organisation der Tropenholzproduzenten zu verwandeln. Nur so ließen sich höhere Weltmarktpreise durchsetzen – erste Voraussetzung zur Erfüllung der UNO- Ziele.
Nach den ITTO-Richtlinien übernehmen die Tropenholzproduzenten die Verpflichtung, die natürlichen Wälder zu schützen, abgeholzte, landwirtschaftlich nicht mehr nutzbare Böden aufzuforsten und einer dauerhaften Nutzung zuzuführen. Nach Untersuchungen der „Freunde der Erde“, die als Beobachter die Konferenz von Quito besucht haben, werden derzeit nur 0,125 Prozent aller Tropenwälder „dauerhaft“ genutzt. Für eine im Sinne des Auftrags „vernünftige Nutzung“ der Regenwälder wäre jährlich eine Milliarde US-Dollar nötig: „Eine Summe, die die Produzentenländer der Dritten Welt nicht aufbringen können“.
Der Auftrag der ITTO sei deshalb zur „Leerformel“ geworden, empören sich Sprecher der ecuadorianischen Umweltgruppe Accion Ecologica. „Dauerhaft“ aufrechterhalten werden sollten bloß die Konsumgewohnheiten in den Industrieländern, die für die Abholzung verantwortlich seien. „Während die Delegierten streiten, schreitet die Vernichtung der Tropenwälder voran.“
Eine Studie des „World Wild Fund“ (WWF), der ebenfalls mit Beobachterstatus in Quito vertreten war, stellt fest, daß zwischen 1980 und 1991 die Abholzungsrate von tropischen Wäldern von 20 auf 35 Hektar pro Minute gestiegen ist. Auch die Weltbank warnt. Nach ihrer Prognose könnte sich die Zahl der Tropenholzexporteure bis zum Jahr 2010 von derzeit 33 Ländern auf zehn verringern.
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