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Reformen vertagt

■ PLO-Zentralrat in Tunis/ Ja zu Nahost-Gesprächen

Amman (taz) — „Ein klarer Sieg für Arafat“. So lassen sich, wie üblich, die Ergebnisse der dreitägigen Sitzung des PLO-Zentralrates in Tunis beschreiben. Der wohl wichtigste Beschluß lautete: Die Nahost-Friedensverhandlungen werden auch künftig unterstützt. Zwar ist die PLO selbst von den Gesprächen ausgeschlossen, ohne ihre Zustimmung würde allerdings kein Palästinenser an den Gesprächen teilnehmen. Das wurde gegen den heftigen Widerstand der „Hardliner“ durchgesetzt. Arafat selbst sprach in einer emotionalen Rede unter Tränen von der Lage der Palästinenser in den von Israel besetzten Gebieten.

Ihm sekundierte Yasser Abed Rabbo, einer der Architekten der Zustimmung zu den Friedensgesprächen vom linken Flügel der PLO. Abed Rabo, der zugleich Chef einer der beiden gespaltenen Gruppen der Demokratischen Front ist, versuchte in einer Rede die Argumente der Opponenten der Nahost-Gespräche Stück für Stück zu widerlegen. Auch die bekannten Gesichter der palästinensischen Verhandlungsdelegation bei den Nahost-Gesprächen, Hanan Ashrawi und Faisal Husseini, versuchten den Rat von den Gesprächen zu überzeugen. Husseini erklärte, daß die USA den palästinensischen Plan für legislative Wahlen in den besetzten Gebieten eher unterstützten als israelische Pläne für begrenzte Kommunalwahlen. Mit ihrem Auftritt in Tunis verstießen Ashrawi und Husseini gegen ein israelisches Gesetz, das es den Bewohnern der besetzten Gebiete untersagt, sich mit Mitgliedern der PLO zu treffen. Der rechtsextreme israelische Minister ohne Geschäftsbereich Zewi, forderte, die beiden bei ihrer Rückkehr festzunehmen.

Die „Hardliner“ der PLO, wie die Volksfront für die Befreiung Palästinas, die Gruppierung der Demokratischen Front unter Najef Hamatmeh und die islamistische Hamas, hatten vor der Sitzung des Rates in Flugblättern gegen die Friedensgespräche mobilisiert. „Die palästinensische Delegation hat zu viele Zugeständnisse gemacht“, war die Hauptanklage. Laut Hamas vertritt die Delegation ohnehin nicht das palästinensische Volk.

Die drängende Frage von Reformen innerhalb der PLO wurde wiedereinmal vertagt. Ein Komitee wurde ins Leben gerufen, das für die nächste Sitzung Reformvorschläge erarbeiten soll. Khalil Abied

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