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Reform nach „Neuland“-Fleisch-SkandalSiegel soll glaubwürdiger werden

Die Organisation für tiergerechtere Haltung verschärft ihre Richtlinien. Damit schließt sie endlich ein Schlupfloch für Betrüger.

Ist das jetzt Fleisch aus artgerechterer Haltung oder nicht? Foto: ap

Berlin taz | Der „Neuland“-Verein für Fleisch aus artgerechterer Haltung hat eineinhalb Jahre nach einem Betrugsskandal die größte Lücke in seinem Kontrollsystem geschlossen. Externe Inspekteure würden nun überprüfen, wie viele Tiere mit dem Siegel in einen Schlachthof hineingingen und wie viel zertifiziertes Fleisch ihn verlasse, sagte Neuland-Sprecher Jochen Dettmer am Montag. Zudem verpflichten die neuen Richtlinien des Vereins Landwirte, Verarbeiter und Händler, jeden Ein- und Ausgang von Neuland-Ware zu dokumentieren.

Bei Bioprodukten war so eine systematische Warenflusskontrolle schon lange vorgeschrieben, bei Neuland dagegen nicht. Und genau diese Lücke ermöglichte erst den Etikettenschwindel, der im April 2014 bekannt wurde: Dem größten Hähnchenfleischlieferanten wurde vorgeworfen, jahrelang Tiere aus Industrieställen umdeklariert zu haben. Außerdem räumte ein Vertriebschef von Neuland ein, dass er nichtzertifizierte Hühnchen und Lämmer bezogen habe. Der Verein verlangt zum Beispiel Auslauf und Betriebe mit vergleichsweise wenigen Tieren.

Solche Verstöße sollen durch Inspektionen der Göttinger Kontrollstelle GfRS verhindert werden, die der Neuland-Verein beauftragt hat. Sie muss alle Betriebe mindestens einmal jährlich unangemeldet überprüfen. Auch andere Regeln hat der Verein verschärft. Bedingungen wie das Verbot, Schweinen die Schwänze zu kürzen, sind „K.-o.-Kriterien“. Wenn diese verletzt werden, darf die betreffende Warenpartie nicht mehr als Neuland-Ware vermarktet werden. Zulässige Anträge auf Ausnahmen etwa zum Bezug von Jungtieren prüft künftig eine spezialisierte Kontrollkommission.

Diese Schritte führten zur „Stärkung der Glaubwürdigkeit des gesamten Projektes“, sagte Hubert Weiger, Chef der Umweltorganisation BUND, die wie die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und der Tierschutzbund zu den Trägerverbänden von Neuland gehört. Sie wollten das Siegel erhalten, denn „für uns ist Neuland nach wie vor die Blaupause für die Agrarwende in der Tierhaltung“, wie AbL-Chef Martin Schulz erklärte.

40 Prozent der ­Fleischergeschäfte sind abgesprungen

Der Vorfall hat Neuland, das einen kaum messbaren Marktanteil hat, aber weit zurückgeworfen: Die Zahl der teilnehmenden Landwirte ist Dettmers Angaben zufolge seit Ende 2013 um 12 Prozent auf 146, die Zahl der Schlachterfachgeschäfte sogar um rund 40 Prozent auf 40 gesunken.

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5 Kommentare

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  • Zitat: "Zudem verpflichten die neuen Richtlinien des Vereins Landwirte, Verarbeiter und Händler, jeden Ein- und Ausgang von Neuland-Ware zu dokumentieren." Hä? Soll wohl ein Witz sein? Den Warenein-. und ausgang muss jeder Unternehmer dokumentieren. Es soll wohl ein allgemein übliches Vorgehen als "besonders" verkauft werden. Lächerlich.

  • In D gibts es mittlerweile 1,1% Veganer. Nur das kann die Lösung sein!

    Man muss die 9% Vegetarier und 90% Fleischesser aufklären und aufhören deren Ausbeutung von Tieren, den Tiermißbrauch und Tiermord auch noch mit horrenden Subventionen zu finanzieren.

    • @Joachim1960:

      Das Problem ist die Tierquälerei, nicht der Konsum tierischer Produkte an sich (der aber ohne die tierquälerische Massentierhaltung massiv zurückgehen würde).

      • @arunto:

        Tierische Produkte ohne Tierquälerei ist nicht machbar! Bitte googlen!

    • @Joachim1960:

      Die Subvention ist in der Tat das Perverse an dieser ganzen Quälerei.

      Fleisch sollte mindestens das 10 fache kosten, das wäre realistisch. 1kg Schwein billiger als 1kg Kartoffeln? Da stimmt doch etwas grundsätzlich nicht!