Reform Bundeswaldgesetz: Deutsche Eichen bevorzugt
Die geplante Reform des Bundeswaldgesetzes bevorzugt einheimische Bäume. Einige Länder mobilisieren dagegen - aus forstwirtschaftlichen Gründen.
BERLIN taz Eigentlich hatten sich Naturschützer gefreut, dass die große Koalition sich doch noch auf ein neues Bundeswaldgesetz geeinigt hat: Anfang März beschlossen Union und SPD nach jahrelangem Streit einen Entwurf. Grundsätzlich, so heißt es darin zum Beispiel, solle Kahlschlag tabu sein, also die Praxis, sämtliche Bäume eines Bestandes abzuholzen. Bisher definiert das Gesetz überhaupt nicht, was eine "ordnungsgemäße" Waldbewirtschaftung ausmacht. Das überlässt der Bund den Ländern, von denen manche den Forstbesitzern ziemlich freie Hand lassen. Der Naturschutzbund (Nabu) nennt die geplante Gesetzesnovelle deshalb immerhin "akzeptabel".
Doch nun drohen einige Bundesländer einen Strich durch die Rechnung zu machen. Der Bundesrat stimmte am Freitag dafür, den vorgeschlagenen Paragrafen mit all den von den Naturschützern gelobten Vorschriften zu kippen. Die Länderkammer hat in dieser Frage zwar kein Vetorecht, "wir befürchten aber, dass der Bundesrat den Bundestag umstimmt und die Novelle ohne Mindestanforderungen für eine nachhaltige Forstwirtschaft verabschiedet", sagte Nabu-Waldexperte Johannes Enssle.
Länder wie Niedersachsen und Sachsen-Anhalt stören sich vor allem daran, dass nach dem Entwurf Wälder mit einheimischen Baumarten aufgebaut werden sollen. Die Douglasie zählt nicht dazu, denn sie stammt aus Nordamerika, bringt aber einen hohen Ertrag. Baden-Württembergs Agrarminister Peter Hauk (CDU) argumentiert vor allem mit dem Klimawandel: Wegen der steigenden Temperaturen könnten die Forstwirte in Deutschland nicht auf anpassungsfähige Baumarten wie die Douglasie verzichten.
"An bestimmten Standorten ist das schon richtig", kontert Nabu-Referent Enssle. Aber einheimische Bäume wie Tannen und Eichen seien ökologisch wichtiger: Sie bieten Lebensraum und Nahrung für mehr Vögel- und Insektenarten. Das Laub der amerikanischen Roteiche etwa werde nicht so gut von den heimischen Bodenorganismen abgebaut, sodass die Böden versauerten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Förderung von E-Mobilität
Habeck plant Hilfspaket mit 1.000 Euro Ladestromguthaben
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Scholz zu Besuch bei Ford
Gas geben für den Wahlkampf