Rede von König Charles im Bundestag: Der König hat das Wort
Vor dem vollen Haus spricht König Charles vom Berliner Nachtleben. Differenzen zwischen Großbritannien und Deutschland sieht er nur in einem Bereich.
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) sprach in ihrer Begrüßung gleich Großbritanniens Leistungen für Deutschland an: den großen Beitrag zu Befreiung vom Nationalsozialismus, die Aufnahme Tausender jüdischer Kinder, die 1938 nach den Pogromen allein aus Deutschland hatten fliehen müssen. Und last but not least den Umbau des Reichstages mit der Glaskuppel in den 1990er Jahren durch den britischen Architekten, Sir Norman Foster.
Im schlichten grauen Anzug trat Charles dann ans Rednerpult und betonte in seiner zu weiten Teilen auf Deutsch gehaltenen Ansprache die guten, engen und freundschaftlichen Beziehungen zwischen Großbritannien und Deutschland. Er selbst sei bereits als 13-Jähriger zum ersten Mal 1962 in Deutschland gewesen. Dass er diese Reise mit seinem deutschstämmigen Vater, Prinz Philip, unternommen hatte, erwähnte er allerdings nicht.
Den ersten Staatsbesuch seiner Mutter, Queen Elizabeth II., zwanzig Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs bezeichnete der britische König als „entscheidenden Moment für die Versöhnung“ zwischen den beiden Staaten. Dass zum Tode der Queen im vergangenen Jahr das Brandenburger Tor in den Farben der britischen Flagge erstrahlte, sei für ihn und seine Familie ein „großer Trost“ gewesen.
Von der Hanse zu Offshore-Windkraft
„Mut schöpfen wir aus unserer Einigkeit“, so Charles. Großbritannien und Deutschland spielten als die aktuell größten Geberländer für die Ukraine eine wichtige Führungsrolle in Europa. Deutschlands Entscheidung für militärische Unterstützung nannte er „mutig, wichtig und willkommen“. Er sei „stolz auf unsere starke Partnerschaft“.
Es folgte ein Überblick über die deutsch-britischen Beziehungen im Schnelldurchlauf: Bereits im Mittelalter habe die Hanse eine Handelspartnerschaft etabliert, und heute seien Deutschland und Großbritannien größte Produzenten von Offshore-Windanlagen. Die Zusammenarbeit sei wichtig im Kampf gegen den Klimawandel.
Deutsch war die erste Sprache, in die William Shakespeares Werke übersetzt worden seien, und die erste Shakespeare-Gesellschaft der Welt sei nicht etwa in England, sondern in Weimar gegründet worden, und das bereits 1864. Vor über 200 Jahren malte der bedeutendste englische Maler William Turner den Rhein, hundert Jahre später organisierte der Unternehmer Thomas Cook eine Rheinreise.
Auf den Krönungsfeiern der britischen Monarchie würden stets die Werke von Georg Friedrich Händel gespielt, der „als Deutscher geboren wurde und als Brite starb“. Bis heute seien britische Touristen die größte ausländische Besuchergruppe in Berlin, dessen Nachtleben sie besonders schätzten. Wie weit der König sich in diesem Bereich auskennt, bleibt offen. Immerhin nannte er Kraftwerk und die Beatles, die der heute 74-Jährige vermutlich in seiner eigenen Jugend gehört hatte. So weit, so harmonisch.
Rivalität gäbe es natürlich auch, so Charles. Wer allerdings nun auf kritische Momente der deutsch-britischen Beziehungen spekuliert hatte, wurde gleich wieder enttäuscht. Denn diese Momente gäbe es „vor allem beim Fußball“. Es war die englische Frauennationalmannschaft, die mit einem Sieg gegen Deutschland Europameister geworden sei, und – hier wurde es gleich wieder versöhnlich – damit weltweit für die Gleichstellung der Geschlechter geworben habe.
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