Rechtsrock-Festival in Thüringen: Proteste gegen Rechtsrock in Themar
Mehr als 2.200 Rechtsextremisten besuchten das Rechtsrock-Festival in Südthüringen. Der erwartete Gegenprotest kam von vielen Seiten.
Zu den Gegenprotesten am Samstag kamen rund 300 Menschen, darunter auch zahlreiche Landtagsabgeordnete. Auf einer „Protestmeile“ aus dem Ort Richtung Festival hatten sich mehrere Stände von Initiativen platziert. Außerdem gab es regelmäßige Friedensgebete in der Friedhofskapelle.
Im Anschluss wurden jeweils bis zu 20 weiße Kreuze in die Nähe der Festivalwiese getragen und dort aufgestellt. Insgesamt handelte es sich um 193 Kreuze. So viele Todesopfer rechter Gewalt hat die Amadeu Antonio Stiftung seit 1990 in Deutschland ermittelt. Das Rechtsrockfestival sollte in der Nacht zu Sonntag zu Ende gehen.
Bereits am Freitagabend hatten sich mehr als 200 Menschen an einem ökumenischen Friedensgebet in der Stadtkirche St. Bartholomäus beteiligt. Im Anschluss waren sie mit den weißen Kreuzen zur Festwiese der Rechtsextremisten gezogen. Neben Thüringens Innenminister Georg Maier und Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (beide SPD) nahm auch die Bischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann, an dem Gottesdienst teil. Junkermann hatte bereits zuvor zur Teilnahme an den Protesten gegen die Neonazi-Versammlung aufgerufen.
Oberverwaltungsgerichtliche Entscheidung
Mit Blick auf das im Vorfeld von den Verwaltungsgerichten abgelehnte behördliche Verbot des Rechtsrockkonzertes sprach der evangelische Superintendent des Kirchenkreises Hildburghausen-Eisfeld, Johannes Haak, von einer törichten Entscheidung. „Nazis sind gefährlich“, sagte Haak in Themar. Nicht akzeptabel sei es auch, dass den Besuchern des Rechtsrockkonzertes vom Gericht der Bierausschank ab Freitagabend genehmigt worden sei.
Das Oberverwaltungsgerichtes in Weimar hatte am Mittwoch in zweiter Instanz ein Verbot des Rechtsrockkonzertes in Themar abgelehnt und damit eine Entscheidung des Verwaltungsgerichtes Meiningen bestätigt. Der Landkreis Hildburghausen hatte naturschutzrechtliche Gründe angeführt.
Auch die vom Kreis geforderten Auflagen an den Konzertveranstalter wie ein Alkoholverbot und die Beschränkung der Teilnehmer aus 1.000 Menschen war vom Verwaltungsgericht abgelehnt worden. Ein Bündnis von Initiativen und Parteien hatte aus Protest dagegen zu den „Tagen der Weltoffenheit“ in Themar eingeladen.
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