Rechtspopulisten auf Facebook: Sei so erfolgreich wie die „AfD“
Die rechtspopulistische Eurokritiker-Partei AfD ist bei Facebook überraschend erfolgreich. Mit fünf Schritten kann man ihren Erfolg nachahmen.
BERLIN taz | Es ist schon erstaunlich: Die marktradikale, eurokritische, rechtspopulistische Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) gibt es erst seit vier Monaten und schon ist sie eine der größten Parteien Deutschlands – wenn man von Facebook-Likes ausgeht.
Mehr als 36.600 Fans haben sie, am Dienstag überholten sie die Grünen (ca. 36.100) und bald könnte es bei der SPD (38.300) ebenfalls so weit sein. Dass es da keine wirkliche Korrelation zwischen Parteigröße und Facebook-Fans gibt, zeigen eben diese Statistiken: Die Seite der Piratenpartei ist die erfolgreichste, SPD und Grüne liegen beide vor der CDU.
Doch der Aufstieg der AfD durch die Facebook-Statistik ist beeindruckend. Denn es gibt keine Anzeichen, dass die Fans zusammengekauft wurden, wie etwa damals als die Zahl der Twitter-Follower der CDU wundersam explodierte. Schon die Diskussionsfreude der AfD-Fans spricht dagegen, dass sich hier ganz viele Fake-Konten stapeln: Laut der Beraterfirma „Facebook Karma“ kommen selbst die Piraten, was „Likes“, „Shares“ und Kommentare angeht, nicht gegen die AfD an. Dreimal so oft wie bei der Piratenpartei teilen und kommentieren AfD-Fans die Ergüsse ihrer Partei.
Die einfache Lösung des Rätsels: Die AfD hat eine erfolgreichere Social-Media-Strategie als die anderen Parteien. Und diese beschränkt sich auf Facebook, denn bei Twitter dümpeln die Rechtspopulisten bei 4.000 Follower herum. Wer es nötig hat, kann diese fünf Prinzipien der AfD-Strategie nachahmen:
1. Nutze Bilder
Im Netz ist die Kombination von ausdrucksstarkem Bild und einem kernigen Spruch besonders beliebt: Eine gut aufbereitete Botschaft kann in Millisekunden aufgenommen werden. Einen Artikel zu lesen oder ein Video zu gucken ist da zeitraubender. Studien zeigen: Bilder sind auf Facebook erfolgreicher als andere Posts. Mit wenigen Ausnahmen zeigen die „erfolgreichsten“ Posts der AfD Fotos mit Slogans: wie dieser rückständige Kommentar zur Familienpolitik oder diese „Glosse“ zum Hochwasser.
2. Bitte um Interaktion
„Bitte TEILEN, TEILEN, TEILEN!“ heißt es immer wieder in den Posts der AfD. Eine alte Binsenweisheit: Wenn du willst, dass Leute etwas tun, bitte sie doch darum. Zusammen mit der Bild-Slogan-Kombo scheint das auch mehrmals erfolgreich gewesen zu sein.
3. Mach's zum Spiel
Noch besser ist natürlich die Bitte um Interaktion, wenn sie mit einem konkreten Erfolgsziel verbunden ist. „Die Grünen liefern sich mit uns ein Like-Wettrennen“, schreibt AfD in einem Post. „Das können wir doch nicht zulassen.“ Kämpferisch. Wobei die Grünen vermutlich gar nichts von diesem Wettrennen wussten. Gamification heißt das Prinzip: Mache eine Aufgabe zum Spiel, und sie macht gleich mehr Spaß. Umso mehr, wenn man erfolgreich ist.
4. Tue rebellisch
Nichts ist so sympathisch wie ein Underdog, der sich gegen ein übermächtiges System aufbäumt. So gibt sich die AfD auch auf Facebook institutionskritisch. Lieblingsfeinde: die EU, die anderen Parteien oder die repräsentative Demokratie. Bei einer Klientel, die sich abgehängt fühlt, kann das sehr erfolgreich sein.
5. Sprich Leute an, die sich abgehängt fühlen
Social Media ist der Lieblingsspielort von Nazis, Islamisten und Verschwörungstheoretikern, denn Medien schenken ihnen meist – wenn überhaupt – nur kritische Aufmerksamkeit. Wer sonst keine Gleichgesinnten findet, sich in der Gesellschaft nicht repräsentiert fühlt und meint, die böse Welt habe sich gegen einen verschworen, findet meist im Internet Freunde.
Bei der AfD dürfte das ebenfalls zutreffen. Außer ihrer Facebook-Seite haben sie wenig: Kaum mediale Präsenz, noch keine ausgebaute Parteistruktur, versprengte Unterstützerhaufen im ganzen Land. Das zeigte sich beispielsweise an diesem erfolgreichen Post, bei dem die AfD eine Mini-Aktion in Leipzig feierte. Mehr als 2.000 gefiel der Eintrag. Auf der Straße waren fünf.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Krieg in der Ukraine
Russland droht mit „schärfsten Reaktionen“
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken