Rechtslastig: Zu viele Verbindungen

Hamburgs designierter Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) verärgert grünen Koalitionspartner durch Senats-Kandidaten mit guten Kontakten zu schlagenden Verbindungen und Rechtspopulisten.

Künftiger Wirtschaftssenator und früherer Schill-Freund Ian Karan im Kreise der Familie. Bild: dpa

Christoph Ahlhaus macht es der GAL wirklich nicht leicht. Kaum hat Hamburgs designierter Bürgermeister seine frühere Ehrenmitgliedschaft in der schlagenden Verbindung "Ghibellina" öffentlich bedauert, präsentiert er einen Senatskandidaten, der ebenfalls für frühere Affinitäten zum rechten Rand Abbitte leisten muss: Ian Karan, Selfmade-Millionär und designierter Hamburger Wirtschaftssenator.

Vor genau zehn Jahren machte Karan als Unterstützer des Rechtspopulisten Ronald Schill Schlagzeilen. Er spendete nicht nur eine größere Summe an den als "Richter Gnadenlos" bekannt gewordenen Juristen, sondern stellte ihm für einen Wahlspot auch sein Büro zur Verfügung.

Noch Jahre nach Schills Abgang outete sich Karan als Fan des Rechtsauslegers. "Ein toller Mensch" sei dieser Schill, tönte er im August 2004 und lobte dessen "konsequentes Vorgehen, beispielsweise gegen kriminelle Ausländer". Erst seit 2009 bezeichnet Karan seine Schwärmerei für Schill als "großen Fehler". Am gestrigen Dienstag lieferte er eine neue, ganz andere Interpretation nach: Nur "damit Ole von Beust Bürgermeister dieser Stadt wird", habe er Schill unterstützt, bereits 2002 sei ihm aber klar geworden, dass er sich "in der Schill-Partei getäuscht" habe.

1939 in Ceylon, dem heutigen Sri Lanka, geboren und mit fünf Jahren bereits Waise, heuerte Karan 1970 in Hamburg als Tellerwäscher an. Mit dem von ihm 1975 gegründeten Container-Verleihunternehmen "Capital Lease" wurde er zum Millionär.

Gewandelt: In den sechziger Jahre flog Karan aus der renommierten London School of Economics, weil er nach eigenem Bekunden "weit links" stand und gegen den Vietnam-Krieg demonstrierte.

"Es müsste die GAL doch stören, dass neben einem Bürgermeister, der Mitglied einer schlagenden Verbindung war, ein Großspender der Schill-Partei im Senat sitzt", unkt nun die Fraktionschefin der Linken, Dora Heyenn. Tatsächlich ist die Personalie Karan für die GAL-internen Kritiker einer Fortsetzung von Schwarz-Grün eine Steilvorlage.

Auf dem heutigen Mitgliederabend der Partei wird Christoph Ahlhaus Rede und Antwort auch über seinen Wunschkandidaten stehen müssen. "Dass die CDU sich wieder in eine konservative Richtung orientiert", sieht etwa Peter Schwanewilms von der GAL-Altona durch den Personalvorschlag erneut belegt. Selbst GAL-Fraktionschef Jens Kerstan, Befürworter einer Fortsetzung der Koalition, fordert von Karan, "dass er sich dezidiert zu seiner damaligen Verbindung zu Herrn Schill und seiner finanziellen Unterstützung der Schill-Partei äußert". Die gestrige Erklärung Karans dürfte da kaum reichen.

Während Ahlhaus und Karan ihre früheren Verbindungen zumindest bedauern, sieht Heino Vahldieck (CDU), designierter Ahlhaus-Nachfolger auf dem Stuhl des Hamburger Innensenators, bislang keinen Grund zur Distanzierung.

Wie Ahlhaus pflegte Vahldieck Kontakte zu einer schlagenden Verbindung. 2003 hielt er einen Vortrag im Harvestehuder Hauptquartier der schlagenden Verbindung "Corps Irminsul", die gerne auch mal Größen der NPD, wie deren Ex-Bundestagskandidaten Reinhold Oberlercher, zum Smalltalk lädt.

Zwei Jahre später wurde Verfassungsschutzchef Vahldieck, in dessen Jahresberichten - anders als bei seinen Vorgängern - schlagende Verbindungen kaum ein Thema sind, erneut für das Corps aktiv. Er zerstreute die Bedenken seiner Parteifreunde, als Irminsul im Ratskeller des Hamburger Rathauses sein 125-jähriges Jubiläum feiern wollte und als Festredner den als Antisemiten verschrienen Politologen Konrad Löw präsentierte. Vahldieck habe keine Handhabe gehabt, den Auftritt von Löw zu verbieten, heißt es heute aus der Innenbehörde.

Wieso das aber nach einem taz-Bericht dem Bürgerschaftspräsidium problemlos gelang, bleibt wohl ein Geheimnis.

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