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Rechtsextreme TerrorgefahrKein Ende der Eskalation in Sicht

Konrad Litschko
Kommentar von Konrad Litschko

Die vom Bundesgerichtshof verfügten Haftbefehle zeigen: Es gibt keine Entwarnung bei der rechtsextremen Bedrohung.

Einer der Festgenommenen wird von Polizisten mit zum Bundesgerichtshof gebracht Foto: Silas Stein/dpa

E s ist ernst. Zwölf Männer hat die Bundesanwaltschaft festnehmen lassen, zwölf Rechtsextremisten. Männer, die sich über Monate in Chats hochschaukelten, in ihren Hass auf liberale Politiker, auf Geflüchtete, auf Muslime. Die sich teils in Bürgerwehren organisierten und schließlich mehr wollten: Waffen, Gewalt, einen Bürgerkrieg. Terror.

So sieht es die Bundesanwaltschaft. Und wie es bisher ausschaut, hat sie dafür gute Gründe. Die Festgenommenen waren zwar keine langjährigen Szenekader wie die Neonazis der zuletzt verbotenen „Combat 18“-Gruppe. Aber auch diese Männer waren offenbar fest zur Gewalt entschlossen. Sie suchten aktiv nach Waffen, hatten einige schon in Besitz, schmiedeten Pläne bei persönlichen Treffen. Immer wieder bestärkten sie sich gegenseitig, in den Kampf gegen das System treten zu wollen, dafür bis nach „Walhalla“ zu gehen. Und das waren nur Äußerungen in der offenen Kommunikation.

Das zeigt, welche Gefahr diesem Land weiterhin von rechtsaußen droht. Es ist daher ein gutes Zeichen, dass die zwölf Terrorverdächtigen nun festgenommen sind. Denn lange Zeit schauten die Sicherheitsbehörden vor allem auf islamistische Bedrohungen, Entschlossenheit gegen die rechtsextreme Szene fehlte – wie etwa das jahrelange Treiben von Combat 18 zeigt. Zuletzt aber schwenkte der Blick auch nach rechts. Zuständiges Personal in den Behörden wird ausgebaut, die rechtsextreme Szene systematischer durchkämmt, die Zahl der rechtsextremen Gefährder hochgestuft. Auch einer der jetzt Festgenommenen soll als solcher geführt worden sein. In diesem Fall lief offenbar alles glatt: Die Gefahr wurde früh erkannt und rechtzeitig ausgeschaltet.

Der Fall zeigt aber auch: Es gibt keine Entwarnung bei der rechtsextremen Bedrohung. Denn das Problem ist: Es gibt viele solcher Personen wie die Festgenommenen, da draußen in Deutschland. Hochgeputschte der seit 2015 geführten Debatte über die Geflüchteten. Menschen, die sich in Online-Parallelwelten versammeln, die Verschwörungen wittern und in einen Hass steigern, in dem am Ende überall „Volksverräter“ lauern.

Der Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke liegt erst ein gutes halbes Jahr zurück, der versuchte Anschlag auf die Synagoge in Halle mit zwei erschossenen Passanten noch kürzer. Und in Sachsen erwarten acht Männer bald ihr Urteil, die als „Revolution Chemnitz“ ebenfalls Anschläge geplant haben sollen. Trotzdem gibt es in der rechtsextremen Szene kein Innehalten. Das beweisen nicht zuletzt die jetzigen Festnahmen. Es wird sich immer weiter aufgestachelt. Das Ende der Eskalation ist offenbar noch nicht erreicht. Die Behörden und diese Gesellschaft dürfen in ihrer Wachsamkeit und Gegenwehr deshalb nicht nachlassen. Es ist ernst.

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Konrad Litschko
Redaktion Inland
Seit 2010 bei der taz, erst im Berlin Ressort, ab 2014 Redakteur für Themen der "Inneren Sicherheit" im taz-Inlandsressort. Von 2022 bis 2024 stellvertretender Ressortleiter Inland. Studium der Publizistik und Soziologie. Mitautor der Bücher "Staatsgewalt" (2023), "Fehlender Mindestabstand" (2021), "Extreme Sicherheit" (2019) und „Bürgerland Brandenburg" (2009).
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4 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Der Artikel ist seit über 3 Stunden online und es hat noch niemand geschrieben, dass Linksextremismus mindestens genau so gefährlich ist...



    Das könnte ein Rekord werden!

  • 8G
    82286 (Profil gelöscht)

    Sehr geehrter Herr Litschko,



    es fällt mir nicht schwer Ihrem Kommentar zuzustimmen.



    Allein, es fehlt der Hinweis auf die geistigen Brandstifter.



    Selbst bei Ihrem Bezug auf die Flüchtlingsdiskussion seit 2015 haben Sie kein Wort zum verlängerten Arm der Rechtsradikalen im Bundestag und vielen Landtagen gefunden.



    Das ist die AfD.



    Und besonders ihr Einflüsterer Höcke.



    Basta.



    Übrigens empfinde ich es als unglaublichen Vorgan, daß sich Abgeordnete der CDU mit solchen Leuten an einen Tisch setzen um auszuloten, was man zusammen tun könne.

    • @82286 (Profil gelöscht):

      Ja genau.



      Und ausserdem die Burschen und Mädels der Identitären Bewegung und dieser unsäglich dreist-gefährliche Götz Kubitschek mit seinen neurechten Machenschaften samt Institut, Verlag und potenten Geldgebern. Zum Kotzen !

  • RS
    Ria Sauter

    Wieso soll es Entwarnung geben?



    Sie rüsten doch gerade überall auf.