Rechte unter Verdacht: Anschlag auf alternatives Zentrum
Im Kieler Stadtteil Gaarden haben Unbekannte Feuer vor einem linken Treff gelegt. Die Polizei möchte trotzdem nicht von einem Anschlag reden.
Anwohner hatten den Schwelbrand und die starke Rauchentwicklung bemerkt und die Feuerwehr gerufen. Als Brennstoff verwendeten die Täter Transparente mit politischen Botschaften, die im Oktober von dem Bauwagenplatz „Schlagloch“ entwendet worden waren.
Für Schmidt ist das ein Indiz dafür, dass die Täter aus der politisch rechten Ecke kommen. Ein weiterer Hinweis sei laut Schmidt, dass in den vergangenen Wochen wiederholt rechtsextreme Parolen wie „Rotfront verrecke“ an das Gebäude gekritzelt wurden.
„Nur Laken gebrannt“
„Die Ermittlungen laufen“, sagt ein Pressesprecher der Polizei Kiel der taz. Das Wort „Anschlag“ wolle er für den Vorfall aber nicht wählen. Vor der Tür hätten Laken gebrannt, sagt der Sprecher. Nicht mehr. Ein Anschlag wäre doch anders vorbereitet worden und auch anders verlaufen, so der Sprecher. In die Statistik rechter Gewalttaten wird dieser Vorfall also nicht einfließen.
„Im Zuge eines gesellschaftlichen Rechtsrucks stellen wir fest, dass die Hemmschwellen weiter gefallen sind“, sagt Thorsten Nagel, Leiter des regionalen Beratungsteams gegen Rechtsextremismus des Landesverbandes der Arbeiterwohlfahrt. Die regionalen Beratungen seien 2018 auch gestiegen, sagt Nagel.
Diese Beobachtung deckt sich mit den offiziellen Zahlen zu Hasskriminalität in Schleswig-Holstein. Im Jahr 2017 lag das Bundesland mit 1,63 Taten pro 100.000 Einwohner in der bundesweiten Statistik auf Platz 1 der westdeutschen Länder.
Das linke Zentrum „Li(e)ber Anders“ in Kiel-Gaarden gibt es seit zehn Jahren. Die Räume werden von verschiedenen Initiativen genutzt. Es gibt etwa ein antirassistisches Café für Menschen mit oder ohne deutschen Pass. „Antifaschistische Arbeit findet in den Räumen auch statt“, sagt Schmidt. Der Angriff, versichert sie, werde die Aktivitäten des Zentrums nicht ausbremsen.
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