Rechte Seiten im Internet: Die Netz-Connection
Der US-Nazi Gary Lauck hilft deutschen Rechtsradikalen bei der Vernetzung und der Verbreitung ihrer Propaganda. Die deutschen Behörden sind machtlos, die Provider schweigen.
Gary Lauck trägt einen Hitlerbart und den Scheitel rechts - wie sein großes Vorbild. Als sein Ziel gibt der bekennende Neonazi aus den USA "die Erhaltung der weißen Rasse" an. Dafür setzt er vor allem auf das Internet. Außer um den Vertrieb rechten Propagandamaterials geht es ihm um die weltweite Vernetzung von Nazigruppen. Und dabei reichen seine Aktivitäten bis nach Deutschland.
1996 wurde Lauck in Deutschland wegen Volksverhetzung zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt und im Anschluss daran in die Vereinigten Staaten abgeschoben. Der 58-Jährige wirbt auf seiner Homepage "zensurfrei.com" für "deutsche Webseiten in den sicheren USA". Die Bezahlung könne anonym erfolgen. Für 20 Euro pro Monat meldet Lauck dann die Seiten deutscher Nazis bei dem großen US-Provider "Dreamhost" in Kalifornien an.
Verfolgt man die Spur des Nazis im Internet, stößt man auf eine deutsche Seite: "widerstand.info". Dort soll "eine bundesweite Infrastruktur für nationale Aktivisten zur Verfügung" gestellt werden. Außerdem finden sich Links zu anderen Naziseiten, darunter auch lokale Organisationen der NPD.
Der Journalist Dirk Planert des Dortmunder Radiosenders 91.2 geht davon aus, dass eine Verbindung Laucks zu großen Teilen der deutschen Neonaziszene, vor allem zu den Dortmunder Nazis um Dennis G., besteht. Dessen Website hat dieselbe IP-Adresse wie die von Lauck.
Berufung auf Datenschutz
EDV-Experten urteilen, es sei sehr wahrscheinlich, dass sie von derselben Person angemeldet wurden: Gary Lauck. Unter ebenjener IP-Adresse finden sich sechs weitere rechte Seiten, die rechtsextremen Gruppen in Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Berlin und Süddeutschland gehören.
Weitere Querverweise führen zu etlichen anderen Internetseiten, etwa zum Kameradschaftszusammenschluss "Freies Netz" oder zu dem rechten "Aktionsbüro Thüringen". Rechtshilfeersuchen der deutschen an die amerikanischen Behörden hatten bislang keinen Erfolg. Wie viele Seiten Lauck bislang angemeldet hat, lässt sich nicht herausfinden.
Die Provider berufen sich auf den Datenschutz, Lauck sagte auf Anfrage der taz: "Wir geben keine Einzelheiten über unsere Klienten bekannt." Außerdem gibt es andere rechte Strohmänner aus den USA wie Jeffrey Schoep, der die unter deutschen Neonazis beliebte Seite "Altermedia" angemeldet hat. Dort wurde am Mittwoch der Präsident des Zentralrats der Juden offen bedroht.
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