Reallöhne sinken weiter: Einkommen 2,3 Prozent weniger wert

Auch hohe Lohnsteigerungen können die Inflation weiterhin nicht ausgleichen. Besserung ist erst ab 2024 in Sicht. Inflation in Spanien ist gesunken.

Gestappelte Euro-Münzen

Kleingeld wird auch immer kleiner Foto: Oliver Berg/dpa

WIESBADEN dpa/rtr/taz | Die hohe Inflation hat auch zu Jahresbeginn die Lohnsteigerungen in Deutschland mehr als aufgezehrt. Zwar stiegen die Entgelte durchschnittlich um 5,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal und damit so stark wie noch nie seit Beginn der statistischen Zeitreihe im Jahr 2008. Gleichzeitig sind aber die Verbraucherpreise um 8,3 Prozent gestiegen.

Damit betrug der durchschnittliche Reallohnverlust 2,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag berichtete. „Ein Trend aus dem Jahr 2022 setzt sich somit fort: Die hohe Inflation zehrt das Lohnwachstum für die Beschäftigten auch zum Jahresbeginn 2023 mehr als auf“, so das Fazit der Statistiker. Weil viele Verbraucher deshalb weniger konsumieren, ist die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal in eine Rezession gerutscht.

Der Trend aus dem vergangenen Jahr hat sich aber immerhin leicht abgeschwächt.Im dritten und vierten Quartal des Vorjahres waren die Löhne real sogar um rund 5 Prozent gesunken.

Für einige Arbeitnehmer wurde die Inflation durch steuer- und abgabenfreie Einmalzahlungen von bis zu 3.000 Euro abgefedert. Die höchsten Nominallohnanstiege gab es der Statistik zufolge am unteren Rand der Lohnskala. So erhielten geringfügig Beschäftigte im Schnitt 8,9 Prozent mehr Geld als ein Jahr zuvor.

Ein Diragramm zeigt die Entwicklung des Reallons und Nominallons sowie der Verbraucherpreise seit 2008

Infografik: Statistisches Bundesamt (Detatis) 2023

Hier hat nach Einschätzung der Behörde auch die Erhöhung der Minijob-Verdienstgrenze von 450 auf 520 Euro zum 1. Oktober 2022 eine Rolle gespielt. Die Gehälter von Vollzeitkräften stiegen nur um 5,9 Prozent.

Besserung im kommende Jahr möglich

„Da wir noch mit sehr hoher Inflation in das Jahr gestartet sind, könnte auch 2023 im Jahresschnitt insgesamt noch ein leichtes Minus bei den Reallöhnen herauskommen“, sagte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien, der Nachrichtenagentur Reuters.

„2024 wird es dann aber aller Voraussicht nach deutlich besser.“ Dann dürften die Löhne erneut kräftig zulegen, die Inflation zugleich wieder in Nähe des Ziels der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent sinken. „Im kommenden Jahr ist somit mit einem spürbaren Plus bei den Reallöhnen zu rechnen, das ein Teil der Verluste der vergangenen Jahre ausgleichen dürfte“, sagte Dullien.

Ähnlich schätzt dies das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) ein. „Die allgemeine Teuerung wird im Laufe dieses Jahres weiter nachlassen“, sagte dessen Arbeitsmarktexperte Dominik Groll. „Die Nominallöhne werden zudem weiter kräftig steigen.“ Ein starkes Indiz hierfür seien die jüngsten Tarifabschlüsse – etwa in der Metall- und Elektroindustrie, im öffentlichen Dienst von Bund und Gemeinden und bei der Deutschen Post. Dort wurden kräftige Tarifaufschläge sowie hohe Einmalzahlungen („Inflationsausgleichsprämie“) vereinbart.

Gute Nachrichten aus Spanien

Die Inflationsrate in Spanien ist im Mai auf das niedrigste Niveau seit Juli 2021 gesunken und nährt damit Hoffnung auf ein Nachlassen des Preisdrucks im Euroraum. Die Teuerungsrate in der viertgrößten Volkswirtschaft des Währungsraums fiel auf 3,2 Prozent nach 4,1 Prozent im April, wie das Statistikamt INE am Dienstag mitteilte. Die für den europäischen Vergleich berechnete Teuerungsrate (HVPI) sank ebenfalls deutlich – und zwar auf 2,9 von 3,8 Prozent im April. Dies gilt als gutes Omen für die Entwicklung in der Euro-Zone.

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