Reaktionen auf die Brexit-Entscheidung: Meine Wut, meine Freude
Großbritannien will raus aus der EU. Welche Gefühle löst das aus? Wir haben nachgefragt – innerhalb und außerhalb der taz.
WUT
Xenophobia won
fuck. xenophobia won. fuck. Desiree Fischbach, taz-Verlag
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Ich fürchte um die Zukunft meiner Kinder
Hätte ich nie gedacht: morgens in Sydney aufzuwachen und fieberhaft den Brexit-Liveticker zu verfolgen. Schließlich der Schreck: die Briten sind raus.
Jahrelang habe ich gedacht: Dann geht doch. Das ewige Genöle aus London, die erpressten Sonderwege auf EU-Gipfeln. Erbärmlich. Die Debatte der letzten Monate hat etwas verändert. All die coolen Briten, die bleiben wollten – all die geifernden Populisten, die Richtung Ausgang drängten. Die Petrys und Le Pens, die ihr Süppchen kochten mit der Verheißung, einfach dagegen zu sein sei schon ein Ausdruck demokratischen Willens.
Und dann war da die Entfernung. Monatelang auf der Südhalbkugel unterwegs zu sein bedeutet hier: Europäerin zu sein. Europa, das ist hier der kleine Kontinent, wo sie gutes Bier brauen und seit sieben Jahrzehnten friedlich zusammenleben. Easy these guys.
Heute habe ich seit langem wieder darüber nachgedacht, auf welchem Gedanken dieser Frieden gründet. Scheiße, ich bin fünfzig Jahre alt und fürchte um die Zukunft meiner beiden Kinder. Europa ist hier in Sydney plötzlich ganz schön groß.
Hier ist alles wie immer. Das Bier kostet sechs Dollar. Vier Euro. Anja Maier, taz-Parlamentsredakteurin
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Wut war eine schöne Zeit
Richtig gut ging es mir am Freitagmorgen, als ich noch wütend war. Dieses feine, brennende Gefühl des gerechten Zorns; auf die arroganten Briten, auf diese selbstermächtigten Anti-Europäer, die die Geschichte eines friedlichen und vereinten Europa in die Tonne treten. Ich komme gerade nach drei Jahren zurück aus den USA. Dort schreien Leute, die ich für zivilisiert gehalten hätte, plötzlich danach, von einem neu-faschistischen Diktator regiert zu werden. Und jetzt fängt der ganze Scheiß hier auch an Wirklichkeit zu werden. „Britons took back control of their country“ freut sich Trump. Dann las ich einen Tweet von Bernd Ulrich (Zeit): „Ein dunkler Tag. Der erste große Sieg für die Rückwärtsfraktion, für #Trump #Putin #Petry #Strache #LePen #Wilders #Johnson #Brexit“. Jetzt ist mir zum Heulen. Barbara Junge, stellvertretende Chefredakteurin
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Ich habe gewonnen, nein: ich habe verloren
Mir wird das Essen im Hals stecken bleiben. Mit Waltraud hatte ich vor einer Woche eine Brexit-Wette abgeschlossen: Ich wettete, die Briten treten aus, sie hielt dagegen. Wetteinsatz: Eine Einladung in einem britischen Restaurant. Ich habe gewonnen, nein: ich habe verloren. Und ich hatte das alles geahnt, leider. Vor ein paar Wochen war ich eine Woche zum Urlaub in London. Da war mir klar: Das wird nichts, die sind draußen.
Zu rückwärtsgewandt schien mir alles, was ich dort sah, live und im TV: die Verherrlichung des Empire, des Königshauses, der eigenen schrulligen Traditionen, der guten alten Zeit. Und dann der Hass (soll man es so nennen?) auf alle Neuankömmlinge, mit der uns der Fahrer bombardierte, der uns sehr früh am Morgen gleich nach der Landung vom Flughafen in die Innenstadt brachte.
Ich könnte das alles objektivieren und rationalisieren. Aber ich bin einfach nur furchtbar traurig und wütend. Meine Mutter ist eine Belgierin, ich weiß noch, was es heißt, wenn man an einer Grenze gefilzt wird und noch nicht mal einen Schoßhund mitnehmen darf. Meine Schwester ist eine EU-Beamtin, die sich seit Jahren an vielen, vielen Tagen in ihrem Job bis in die Nacht für dieses wunderbare Europa einsetzt. Ich war vor etwa 25 Jahren ein Erasmus-Student in Leicester – and I loved an english rose.
Wie kann es sein, dass diese so liebenswerten Nachbarn mit ihrem unfassbaren Humor, ihrer alltäglichen Fairness, Coolness und Sportlichkeit, ihrer Liebe zu allem Alten und der großen Toleranz für alles Originelle solchen hassenswerten Rattenfängern, Zynikern und Angstmachern folgen? Glauben sie wirklich, sie kommen in der neuen, großen, weiten Welt mit ihrer splendid isolation gut zurecht? Weil sie früher mal ein Weltreich hatten und niemand besser Englisch spricht als sie? Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte, um Max Liebermann zu zitieren. Meinen Wettgewinn werde ich nicht einlösen. Philipp Gessler, taz-Redakteur
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Eingeschränkte Freiheit
Nein, wütend bin ich nicht. Die Briten leben in einer Demokratie und haben als Bürger dieses Landes das Recht, über wichtige Dinge, die ihr Land betreffen zu entscheiden. Aber ich bin besorgt. Dieses Abstimmungsergebnis gründet sich nicht auf Informationen, sondern auf Gefühlen, auf Hass. Die Presse hat massiv Stimmung gegen Einwanderer gemacht, dabei sind die Einwanderer die größte Bereicherung für dieses Land!
Besorgt bin ich auch wegen meiner Zukunft und der meiner Familie. Ich lebe seit 11 Jahren hier, mein Mann, ein Franzose, noch länger. Wir haben seit unserer Ankunft immer voll gerabeitet und Steuern gezahlt. Unsere Tochter, die fünf ist, wurde hier geboren. Sie fühlt sich als Britin. Wir haben hier ein Haus gekauft und haben unser Leben hier auf einer vorhersehbaren Zukunft und der Tatsache aufgebaut, dass wir uns in Europa frei bewegen können. Ich fürchte, dass das Abstimmungsergebnis die Wirtschaft schwächt, dass die Grundstückspreise sinken und damit der Wert unseres Hauses. Ich fürchte auch, dass die Reisefreiheit eingeschränkt wird, dass wir jetzt Visa brauchen, und es einfach bürokratischer wird in diesem Land zu leben.
Die Politiker, die für den Ausstieg mobilisierten, haben gar keinen Plan, wie es mit Großbritannien jetzt weitergeht. Sie denken, sie können weiterhin die Vorteile des EU-Binnenmarkts genießen, aber das wird wohl nicht passieren. Wenn ich in einem anderen europäischen Land lebte, würde ich solche Wünsche klar zurückweisen. Die EU ist doch keine Supermarkt, wo man sich die Dinge aussucht, die einem am besten gefallen! Ania Faluta, lebt seit 2005 in London und stammt aus Chojnow/Polen
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Fuck you very much!
Mit 14 verbrachte ich zwei Wochen bei einer provencalischen Gastfamilie,
mit 15 war ich mit einer Sprachschule in Sussex,
mit 16 auf Austausch in Kent.
Mit 17 verliebte ich mich in der französischen Schweiz in einen arabischen Prinzen,
mit 18 trampte ich mit einem Freund durch Frankreich, England und Irland
mit 20 lernte ich Spanisch in Andalusien.
Mit 23 studierte ich in Schottland.
Jetzt bin ich 42. Und ihr, liebe Briten seid schuld daran, dass die Schlagbäume, die ich noch aus meiner Kindheit kenne, bald meine Kinder vom Steak-and-Kidney-Pie-Essen und durch-Frankreich-Trampen abhalten werden. Fuck you very much! Nina Apin, taz-Ressortleiterin Meinung
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Das wird man doch noch sagen dürfen
„Nicht jeder Mensch, der pro-Brexit ist, ist rassistisch!“, sagte ein Kumpel in der Berliner Bar „Das Gift“. „Manche sind nur dumm. Alle als Rassisten abzustemplen, das sollte man nicht.“
„Die linke Menschen in Großbritannien müssen sich ganz hart angucken und drüber nachdenken, warum die Engländer so gewählt haben“, sagt man mir bei Facebook. „Kann es sein, dass 52% eines Landes rassistisch sind?“
„Das Problem ist, dass man viel zu lange so getan hat, als ob alle Menschen, die gegen Immigration sind, Rassisten sind. Jetzt haben sie bewiesen, dass sie es nicht sind, weil es unmöglich ist, dass mehr als 50 Prozent eines Landes Rassisten sind“, sagt eine weiße Freundin. Blah blah blah.
Oder: „Was wir jetzt unbedingt tun sollen, ist ehrlich über Immigration sprechen, weil die, die gewonnen haben, sie sind eigentlich keine Rassisten, und außerdem sind sie in der Mehrzahl.“
Und dann: „Es ist total unhilfreich, zu sagen, dass die Briten rassistisch sind, das wird den Rassisten noch rassistischer machen.“
Die Rassisten haben gewonnen. Das wird man doch noch sagen dürfen. Jacinta Nandi, taz-Autorin
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Blöde alte Säcke
Diese blöden alten Säcke! Es ist völlig unverständlich, wie eine Eltern- und Großelterngeneration die Zukunft ihrer Kinder und Enkel so dermaßen an die Wand fahren konnte. Die Europäische Union ist, man kann es nicht oft genug unterstreichen, auch und gerade in Anbetracht der Kritik an einem selbstgefälligen Brüsseler Bürokratiemonster, ein Friedensprojekt.
Die alten weißen Säcke aus Südengland und Wales, die seit Jahren und Jahrzehnten bei Wahlen konservativ oder nationalistisch abstimmen, die sich einer Moderne verschließen, die Thatcher nur deshalb als Frau in Downing Street No. 10 ertragen haben, weil sie gegen „die Linken“ ordentlich ausgeteilt hat, diese Typen, haben gerade die Zukunft ihrer Kinder und Enkel in Großbritannien zerstört – und damit vielleicht auch Großbritannien als Nation. Sie haben einen Phyrrussieg errungen. Denn wenn die Schotten einmal mehr Chuzpe zeigen, werden sie bei einem Referendum für die Abspaltung von Großbritannien stimmen.
Und selbst die Nordiren könnten sich, nach einer gefühlten Ewigkeit des religiösen Zwists, plötzlich zusammenraufen und die Vereinigung mit der Republik Irland suchen. Ihr blöden alten weißen Säcke, das habt ihr richtig gut hinbekommen. Aber der Brexit geht nicht allein auf euer Konto. So gut wart ihr dann doch nicht.
Diese Votum geht auch auf das Konto der britischen Sozialdemokraten. War es doch ihre Politik des „New Labour“, die die Briten entsolidarisierte und jenen Wahnsinn namens Neoliberalismus und Austerität erst entfesselte, der heute Europa in den Untergang treibt.
Letztendlich hat eine allzugroße Koalition aus Konservativen, „Sozialdemokraten“, linksradikalen Spinnern und Nationalisten diesen Referundumssieg errungen. Ihr Sieg hat die Zukunft der Britischen Nation zerstört. Your Majesty, bitte übernehmen Sie und machen sie diesem Wahnsinn ein Ende. Manuel Schubert, Aline Lüllmann, taz-Verlag
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Nach dem ersten Schock
Nach dem ersten Schock kommt die Wut. Warum haben so viele alte Menschen für den Brexit gestimmt? Während 75 Prozent aller Briten zwischen 18 und 24 Jahren für einen Verbleib in der EU waren, haben 61 Prozent der über,65-Jährigen für das Gegenteil votiert. Warum? Die älteren britischen,Generationen sollten doch das historische Bewusstsein haben, wohin nationalistische Politik führt. Sie und ihre Eltern haben unter großen Entbehrungen für ein freies Europa gekämpft. Im Gegenzug hat ihnen Europa Frieden und Wohlstand gebracht. Und jetzt bringt eine graue Eminenz all das in Gefahr. In Großbritannien und in der gesamten EU. Eigentlich sollten über die Zukunft Europas diejenigen entscheiden, die davon am meisten betroffen sind. Ich bin 24 und mit etwas Glück werde ich noch 60 Jahre in diesem Europa leben. Anders als viele Senioren kann ich es mir nicht auf meinem Wohlstand gemütlich machen, im Vorgarten, Hortensien züchten und mich von der Welt abschotten. Soweit bin ich noch lange nicht – und dorthin möchte ich auch nicht kommen. Ich möchte weiterhin in einem offen Europa ohne Schlagbäume und Zäune arbeiten, leben und reisen können. Über meine Zukunft möchte ich selbst entscheiden. Felix Hackenbruch, taz-Praktikant im Ressort Inland
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Jetzt ist es Zeit, Angst zu haben
Heute morgen bin ich aufgewacht und war sofort wütend. Dann hatte ich Angst. Und seitdem mache ich mir eine Menge Sorgen. Die britische Wirtschaft hat sich in der EU prächtig entwickelt. Jetzt, wo wir austreten, sorge ich mich um unsere Zukunft.
Ich bin ein freischaffender Filmemacher. Ich und meine Kollegen sorgen uns, dass wir Fördergelder der EU verlieren werden. Der Wahlkampf auf beiden Seiten wurde mit Angst geführt. Ich glaube, jetzt ist es Zeit, wirklich Angst zu haben. Angst um unsere wirtschaftliche Zukunft. Angst um unsere arbeitenden Familien. Angst um unsere Jobs.
Aber es ist nun mal passiert. Wir können es nicht ändern, aber wir müssen unseres Bestes geben. Es ist gruselig, aber wir kommen da schon durch – das machen wir immer. Scott Stevens, 20, Filmemacher aus Devon im Südwesten Englands
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Zurück ins Dunkel?
Als ich heute morgen zur Arbeit in Brüssel ging, war ich wütend, unsicher und pessimistisch. Ich fragte mich: Wie ist es möglich, dass 52 Prozent der Briten von den Nicht-Argumenten der Brexit-Kampagne überzeugt wurden? Warum setzen wir in Zeiten, die Einheit verlangen, auf Spaltung?
2017 werden die Verträge 60 Jahre alt. Die EU, die dann aus 27 Staaten bestehen wird, sollte sich ihre Werte zurückbesinnen. Wir dürfen es Leuten wie Nigel Farage, Marine Le Pen und Geert Wilders nicht erlauben, Europa zurück in die Dunkelheit zu führen. Michalis Goudis arbeitet in Brüssel bei Housing Europe, einer europäischen Vereinigung im sozialen Wohnungsbau.
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Wohin geht die Reise?
Gebannt habe ich in den vergangenen Wochen die Entwicklung in Großbritannien verfolgt, denn ab September studiere ich in England International Relations and Development. Nach einem Sprachaufenthalt ist mir England sehr ans Herz gewachsen – außerdem gibt es diesen Studiengang nicht in Deutschland und die britischen Universitäten haben zudem einen hervorragenden Ruf. Alles Gründe, die für ein Studium im vereinigten Königreich sprechen. Und nun das.
Ich bin geschockt, dass ausgerechnet Großbritannien, Mitbegründer der Europäischen Union, meine zweite Heimat, sich nun verabschiedet. Was genau das Wort „Brexit“ bedeutet – für die EU, für Großbritannien und auch für mich – kann ich mir im Moment noch gar nicht ausmalen. Brauche ich nun ein Visum für mein Studium? Darf ich dort arbeiten? Gibt es Auswirkungen auf meine Studiengebühren? Und nicht nur das, denn Englisch ist eine Weltsprache, auf die die Mitgliedstaaten der Europäische Union sogar zur Verständigung untereinander angewiesen sind. Jedes Jahr reisen viele junge Menschen nach Großbritannien, um ihre Englischkenntnisse zu verbessern und damit ihre Berufschancen zu erhöhen – wie ich damals. Wohin werden sie wohl in Zukunft reisen? Johanna Siebert, 21 Jahre, aus Berlin
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Wir nehmen Euch die Jobs weg!
Die Leute von UKIP und andere Rechte sagen immer: „Alle Osteuropäer sind potentielle Migranten. Sie nehmen uns unsere Jobs weg.“
Das stimmt. Migranten nehmen Euch Jobs weg. Die schlechten Jobs.
Für mich als Osteuropäer geht mit dem Brexit ein europäischer Traum zu Ende: Die Idee, dass du, wenn du nur hart genug arbeitest und die Regeln befolgst, dass du dann wie ein menschliches Wesen behandelt wirst. Svetlin Ivanov, 22, studiert Journalismus in Sofia.
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Mit Jugendwahlrecht wäre das nicht passiert
Die Älteren haben für „Leave“ gestimmt, weil es ihnen auf kurze Sicht so passt. Sie haben nicht ihre ganzen beruflichen Karrieren vor sich, also ist es ihnen egal, wie viele Arbeitsplätze die EU bringt. Wenn die 16-18-Jährigen hätten wählen dürfen, wäre das nicht passiert. Wir glauben daran, zu Europa zu halten und die Herausforderungen gemeinsam durchzustehen. Ollie Garnett, 16, studiert Mathe und Wirtschaft in Ipswich.
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FREUDE
Nicht grenzenlos
Wer hätte das gedacht? Die Briten haben sich entgegen den letzten Umfragen doch getraut. Natürlich ist meine Freude darüber nicht grenzenlos, denn die überwiegende Mehrheit vor allem der älteren Generation ist den Rechtspopulisten auf den Leim gegangen. Das sind die Menschen, die sich nie damit abgefunden haben, dass das britische Weltreich nur noch in den Geschichtsbüchern vorkommt. Sie haben nicht bedacht, dass dieses ehemalige Weltreich nun noch kleiner wird, weil Schottland und irgendwann auch Nordirland abtrünnig werden.
Aber die positiven Folgen aus dem Brexit-Votum reichen weiter. In den anderen Ländern der Europäischen Union muss man sich nun ernsthaft mit Reformen dieses EU-Eliteclubs auseinandersetzen und kann nicht einfach weitermachen wie bisher. Natürlich besteht die Gefahr, dass die Rechtspopulisten in vielen EU-Ländern nun den Reaktionären der United Kingdom Independence Party (Ukip) nacheifern wollen. Aber es ist auch eine Chance für die Linke, die es ja in den meisten Ländern noch gibt, auch wenn sie meist auf dem Rückzug ist. Es gilt, sich zusammenzuschließen und eine gemeinsame Strategie zu entwickeln, um eine Alternative zur EU anzubieten, die nicht dem Kapital, sondern den Bürgern verpflichtet ist. Ralf Sotscheck, Auslandskorrespondent
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