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Reaktionen auf Wikileaks-EnthüllungenEiner kann noch lachen

Italiens Regierungschef Berlusconi hat amüsiert auf die Wikileaks-Enthüllungen reagiert. Anders Entwicklungshilfeminister Niebel. Unterdessen werden neue Details bekannt.

Was soll's? Italiens Premier Silvio Berlusconi kann offenbar über das wenig schmeichelhafte Urteil über ihn lachen. Bild: dpa

WASHINGTON afp/dapd/dpa/rtr | "Inkompetent" und "aufgeblasen"? Darüber kann Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi nur lachen. Mit diesen und anderen wenig schmeichelhaften Attributen sollen US-Diplomaten den Politiker laut der von Wikileaks enthüllten Berichte versehen haben. Berlusconi habe "gut gelacht", als er vom Inhalt der Depeschen erfahren habe, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa am Sonntag unter Berufung auf Vertraute Berlusconis.

Die britische Zeitung Guardian berichtete, dass US-Diplomaten Berlusconi als "inkompetent, aufgeblasen und ineffektiv" beschrieben. Außerdem sei auch der ausschweifende Lebensstil kritisiert worden. In einem weiteren Dokument sei der italienische Regierungschef darüber hinaus als "physisch und politisch schwach" dargestellt worden, berichtete die Zeitung unter Berufung auf die Enthüllungsplattform weiter.

Seine "Vorliebe für Partys" halte Berlusconi davon ab, genügend Erholung zu bekommen. Die oppositionelle Demokratische Partei in Italien kritisierte, die Enthüllungen demonstrierten das Ausmaß, in dem das Bild des Landes in der Welt durch Berlusconi in Misskredit gebracht worden sei.

Weniger Lachen kann in Deutschland hingegen die FDP. Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel hat Presseberichte zurückgewiesen, ein FDP-Mitglied habe als Informant Interna der schwarz-gelben Koalitionsverhandlungen an US-amerikanische Stellen in Deutschland weitergegeben.

"Ich halte den Vorwurf für geradezu lächerlich. Ich bestreite, dass es einen Informanten gibt", sagte Niebel am Sonntagabend in der ARD-Talkshow "Anne Will", die sich mit der Veröffentlichung von geheimen Dokumenten des US-Außenministeriums auf der Internetplattform Wikileaks befasste.

Niebel sieht das deutsch-amerikanische Verhältnis durch die Veröffentlichungen nicht belastet: "Es wird mit Sicherheit dazu führen, dass man sehr viel genauer überlegt, bei wem man wie offen spricht. Bedeutend ist, dass es das deutsch-amerikanische Verhältnis nicht belasten wird."

Die Internetplattform Wikileaks hatte am Sonntag mehr als 250.000 Dokumente von US-Diplomaten in aller Welt veröffentlicht, über die am Sonntagabend der Spiegel, die New York Times und der Guardian berichteten. In den Depeschen sind auch Details aus vertraulichen Gesprächen sowie persönliche Einschätzungen über Politiker enthalten. Unter anderem wird Bundeskanzlerin Angela Merkel als "wenig kreativ" beschrieben und als ein Mensch, der das Risiko meiden. Außenminister Guido Westerwelle (FDD) wird laut der Enthüllungen als "aggressiv" bezeichnet.

Die Veröffentlichung der Dokumente war deshalb von den Regierungen in aller Welt mit Nervosität erwartet worden. Das Weiße Haus verurteilte die Freigabe der Dokumente scharf.

Unterdessen kommen mehr Details über die veröffentlichten Dokumente ans Licht. Die USA haben ihre Diplomaten den Enthüllungen zufolge angewiesen, diplomatische Vertreter anderer Länder auszuspähen. Laut den Depeschen wurden Mitarbeiter des US-Außenministeriums aufgefordert, Informationen über hochrangige Vertreter zahlreicher Länder zu sammeln. Die Anweisungen wurden demnach an Botschaften in Afrika, im Nahen Osten, in Osteuropa, in Lateinamerika sowie an die US-Vertretung bei den Vereinten Nationen gesandt.

Im Namen von US-Außenministerin Hillary Clinton sei im Juli vergangenen Jahres unter anderem eine Anordnung an mehr als 30 US-Botschaften und Konsulate verschickt worden, berichtete der britische Guardian. Darin seien die Diplomaten aufgefordert worden, technische Informationen über die Kommunikationssysteme von hochrangigen UN-Vertretern zu sammeln, darunter auch Passwörter für Verschlüsselungen. Auch über UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sollten demnach Informationen gesammelt werden.

Der Spiegel führte aus, dass die US-Diplomaten von Diplomaten anderer Länder bei der UNO persönliche Kreditkarteninformationen, Vielflieger-Kundennummern sowie E-Mail- und Telefonverzeichnisse sammeln sollten. Auch Auskünfte über die Absichten von Ban und seinem Sekretariat zu dem Themen wie dem Iran seien "Teil der ausführlichen Wunschliste aus dem US-Außenministerium".

Außer für den Iran interessierte Washington sich laut Spiegel insbesondere für die Themenbereiche Sudan/Darfur, Afghanistan/Pakistan, Somalia und Nordkorea. Als Begründung für die Ausspäh-Anweisung gab Clinton demnach an, dass ein Großteil der Informationen, mit denen die US-Geheimdienste arbeiten, aus den weltweit zusammengetragenen Berichten von Außenamtsmitarbeitern stamme.

Experten erklärten, dass die wichtigste Folge des Lecks wohl eine größere Vorsicht der Diplomaten beim Umgang mit elektronischen Kommunikationsmitteln sein werde. "Papier hätte man in diesen Mengen überhaupt nicht stehlen können", sagte Sir Christopher Meyer, ehemaliger britischer Botschafter in den USA. Cox wies Spekulationen zurück, die Enthüllungen könnten zu einem Zusammenbruch internationaler Beziehungen führen. "Diplomaten haben privat schon immer unhöfliche Dinge über einander gesagt", sagte er. "Das haben alle schon immer gewusst." Der ehemalige US-Botschafter in Deutschland, John Kornblum, sieht die US-Diplomatie nach der Veröffentlichung teils geheimer Dokumente durch die Internetplattform Wikileaks in einer schweren Krise. Diplomatie funktioniere auf der Basis von Vertrauen und dieses sei nun gebrochen, sagte er am Montag im ZDF-"Morgenmagazin". Nun müsse es von Neuem wieder aufgebaut werden.

Wenn man jetzt mit amerikanischen Diplomaten spräche, müsse man zwei Mal überlegen, ihnen etwas zu sagen, sagte Kornblum. Diplomaten müssten in Zukunft anders arbeiten. Das bedeute, sie müssten nicht mehr so viele Einzeldaten sammeln, sondern analytischer arbeiten. Die Ära des vertraulichen Miteinander-Sprechens sei vorüber.

Er sei schockiert, wie einfach es sei, dass solche Daten an die Öffentlichkeit gelangten. Als Konsequenz aus den Terrorangriffen vom 11. September 2001 habe man das Informationssystem geändert, um für eine bessere Kommunikation mehr Stellen Zugang zu verschaffen, erklärte der Ex-Botschafter. Geheime Daten seien nun von sehr vielen Menschen zu lesen. Viele Leute könnten dieses Daten herunterladen. Dies sei die Schwäche in diesem System.

Auch der frühere deutsche Botschafter in Washington, Wolfgang Ischinger, sieht "schweren außenpolitischen Schaden" durch die Veröffentlichungen. Dadurch werde das gegenseitige diplomatische Vertrauen und die Zusammenarbeit "in ganz prinzipieller Weise" beschädigt, sagte Ischinger der Bild-Zeitung. Die Veröffentlichung sei vor allem "problematisch im Hinblick auf weniger stabile zwischenstaatliche Beziehungen."

Größeren Schaden für das deutsch-amerikanische Verhältnis befürchtet Ischinger hingegen nicht. "Das deutsch-amerikanische Verhältnis hält viel aus. Es wird auch, vom angekratzten Ego des einen oder anderen Politikers abgesehen, diesen Vorgang aushalten", sagte der frühere Botschafter. Die Veröffentlichung der Depeschen sei zwar nicht erfreulich, aber "ein Malheur, das die deutsch-amerikanischen Beziehungen überleben werden."

Wegen der jüngsten Wikileaks-Veröffentlichungen hat die Polizei in Australien Ermittlungen gegen den Gründer der Enthüllungsplattform, Julian Assange, aufgenommen. Es werde geprüft, ob australische Gesetze gebrochen wuirden, sagte Justizminister Robert McClelland am Montag. Von einer Aufforderung der USA, Assange seinen australischen Pass zu entziehen, sei ihm aber nichts bekannt.

Es gebe "möglicherweise eine Reihe von Strafgesetzen", gegen die Wikileaks mit der Veröffentlichung von mehr als 250.000 teils geheimen Unterlagen des US-Außenministeriums verstoßen haben könnte, sagte McClelland. Ministerpräsidentin Julia Gillard hatte die geplante Enthüllung vergangene Woche als rücksichtslos und möglicherweise schädlich für die Sicherheitsinteressen Australiens verurteilt.

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36 Kommentare

 / 
  • T
    Theo

    ZITAT!

     

    " Der ehemalige US-Botschafter in Deutschland, John Kornblum, sieht die US-Diplomatie nach der Veröffentlichung teils geheimer Dokumente durch die Internetplattform Wikileaks in einer schweren Krise. Diplomatie funktioniere auf der Basis von Vertrauen und dieses sei nun gebrochen, sagte er am Montag im ZDF-"Morgenmagazin".

     

    Resümee!

     

    Diplomatisches Verhalten nennt man das Tun und Lassen eines Verhandelnden,

     

    * das versucht, den Willen, die Absichten und die Wünsche jedes Beteiligten zu erkennen

    * das sogenannte Win-win-Situationen sucht

    * das es möglichst vermeidet, andere Verhandelnde bloßzustellen oder in die Enge zu treiben

    * das geeignet ist, den langfristigen Nutzen zu maximieren (es wäre also undiplomatisch, sich einen kurzfristigen Nutzen zu sichern, dabei aber langfristige Nachteile zu riskieren oder in Kauf zu nehmen)

     

     

    Was tun die Dokumente?

  • F
    felix

    ist dieser artikel etwas nur ungenau abgeschrieben?

     

    vielleicht sollte beim nächsten artikel auch mal ein kurzer blick auf die quelle geworfen werden!

     

    wikileaks hat nach eigenen angaben bisher 278 dokumente VERÖFFENTLICHT.

    SpOn spricht davon, dass wikileaks "mehr als 250.000 Dokumente [...] ZUGESPIELT BEKOMMEN" hat.

     

    die aussage dieses artikels hier lässt auf ziemlich nachlässige recherche schließen.

     

    schade.

  • C
    Celsus

    Lustig, welche SünderInnen jetzt vielleicht ertappt werden, die dann schon während laufender Koaltionsverhandlungen meinen, Informationen an ausländische Staaten weitergeben zu müssen. Der Kreis der verhandelnden Personen dürfte klein sein und es drängt sich die Frage auf, ob die Koalitionsregierung aus Eigennutz und wider die deutschen Interessen derartiges nicht veröffentlicht sehen will.

     

    Es gab schon deutsche PolitikerInnen, die in der Geschichte nach der Enttarnung von Spionen aus ihrer nächsten Umgebung zurücktraten. Die derzzeitige Regeierung muss wohl aus dem Amt getragen werden. Bis 2013 dürfen die USA sich dann wohl noch über die Interna des Kabinetts Merkel amüsieren. Leider wird der Schatten der Geschichte über der Erkenntnis liegen bleiben, warum Frau Merkel denn vor kurzem noch irgendsoeine amerikanische Auszeichnung bekam. Wir dürfen rätseln und uns amüsieren angesichts der jetzigen Enthällungen.

  • T
    Timo

    Sobald man im WELT - 'Forum' versucht, die Unabhängigkeit des Blattes sachlich zu thematisieren,

    wird der entspr. Kommentar einfach wieder gelöscht,

    daher sage ich es einfach hier:

     

    Die WELT ist ein US-Amerikanisches Propaganda-Blatt.

     

    http://www.welt.de/debatte/kommentare/article11284510/Wikileaks-Enthuellungen-bedrohen-unsere-Freiheit.html

  • A
    anke

    Wer heutzutage mit Bild in die Zeitung will, der muss mindestens eine "schwere Krise" am Horizont heraufziehen sehen. So weit, so klar.

     

    Dass John Kornblum allerdings selber glaubt, was er da behauptet, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Wer (außer deren engsten Freunden oder Verwandten) könnte denn bis gestern noch "frei von der Leber weg" geredet haben mit den amerikanischen Diplomaten? Doch höchstens eine Hand voll radikaler Idealisten! Die Höflichkeit der US-Amerikaner ist doch allgemein für ihren Umfang mindestens so berühmt, wie sie für ihre Unaufrichtigkeit berüchtigt ist, oder? Dass ausgerechnet und ausnahmslos amerikanische Diplomaten in sofern die besseren Menschen sind, als sie keinen Unterschied machen zwischen ihrem Verhalten im bezahlten Dienst und ihrem privaten Gebaren, konnte wohl nur erwarten, wer nicht so ganz von dieser Welt ist.

     

    Der "Schaden" des "Skandals" wird sich in Grenzen halten, schätze ich. Wirklich irritierend finde ich etwas ganz anderes. Den Gedanken nämlich, dass der US-amerikanische Geheimdienst offenbar entweder so unterfinanziert oder aber so faul und so mächtig ist, dass er schon gar nicht mehr selber arbeitet, sondern Leute arbeiten lässt, die eigentlich für das genaue Gegenteil dessen bezahlt werden, wofür die Berufsschnüffler ihr Geld kriegen sollten

  • IM
    Inoffizieller Mitarbeiter Guttenberg

    I.M. Guttenberg for President! .... aber da, wo er hingehört, also tschüss du Transatklantiker

  • BD
    bernd das brot

    jezt verstehe ich auch, wieso die bild so eine kampagne gegen die gutti-gegner fährt...

  • BD
    bernd das brot

    @william wolfo

     

    danke für den link, seite 25 f. im spiegel 48, 2010, S. 21 ff: Der Baron verrät in "regelmäßigen Gesprächen" Internas von Regierungsberatungen, der Botschafter schickt die Insiderberichte direkt an die US-Ministerin Clinton nach Washington. Thema z. B.: Welche Personen sind gegen eine Aufstockung von Truppen in Afghanistan u.a.

     

    "ich schwöre bei Gott, das Wohl des deutschen Volkes zu wahren und die Rechte der Bürger zu schützen"

     

    Lügenpack

  • T
    tom

    Das, das alles Pfeifen sind ist doch nichts Neues.

    Und die FDP wieder in erster Linie steht ist doch auch klar.

    Klasse ist nur das es endlich eimal laut gesagt wird.

  • P
    Peter

    Schön wäre es natürlich, würde sich WikiLeaks nicht nur mit seinem (berechtigten) Furor gegen die US-Regierung wenden, sondern auch mal Quellen über andere Regimes ähnlich publicityheischend veröffentlichen. Ich wage zu behaupten, dass von 200 Staaten auf der Welt so um die 140 erheblich gewichtigere Verletzungen von Menschenrechten begehen als die USA. Mich würden Details aus Iran, Sudan, Pakistan... denn doch um einiges mehr interessieren als doch recht vorhersehbares Material über die USA. Vermutlich gibt es für die anderen Gesellschaften zuwenig Informanten?

  • G
    Gabriele

    Respekt, so viel Weitsicht und Beurteilungsvermögen hätte ich den Vertretern der Vereinigten Staaten garnicht zugetraut. Ihre Einschätzungen decken sich hundertprozentig mit meinen. Bin gespannt, ob dies auch bei den weiteren handelnden Personen so bleibt. Übrigens: die Krokodilstränen über vermeintliche Störfeuer in den deutsch-amerikanischen Beziehungen können sich die staatstragenden Heuchler ruhig sparen, denn was sie wirklich stört, ist lediglich die Offenheit, mit der hier ihre offensichtlichen Defizite benannt werden. Weiter so!

  • T
    Timm

    Macht mir die USA sympathisch.

     

    Was die bisher über einzelelne Politiker notiert haben trifft doch zu.

     

    Ich find's gut!

  • WW
    william wolfo

    checkt mal die zitate, eine Verschörung zu unser lasten ist das, was manche Schleimer in unseren Parlamenten und Behörden be- bzw. hintertreiben.

     

    http://www.scribd.com/doc/44249758/Spiegel-%E2%80%9EAngela-Teflon%E2%80%98-Merkel%E2%80%9C

     

    Dort auch zu Gutti, der US-"Lichtgestalt"

  • U
    uscheck

    Also, viel Wind um wenig. Was mich beruhigt, ist dass die US-Behoerden ihre Entscheidungen offenbar auf Basis zutreffender Persoenlichkeitsprofile deutscher Politiker treffen, immerhin. Wenn das im nahen und mittleren Osten auch so ist, umso besser.

     

    Im uebrigen glaube ich das die Einschaetzungen, die von der deutschen Botschaft in USA ueber George Bush, Dick Cheney und Don Rumsfeld geschrieben werden auch nicht gerade zimperlich sind. Daher sollten sich alle Angesprochenen mal schoen mit Ihrer Entrustungsrethorik zurueckhalten.

     

    Was man davon halten muss, dass so ein dahergelaufener Private First Class sich Tonnen von geheimen Material mal eben so runterlaed, das steht auf einem anderen Blatt.

  • F
    Frank

    Naja, ziemlich uninteressant, was da über unsere und andere europäische Politiker berichtet wird. Da ist Lachen schon die angemessene Reaktion.

     

    Im Fall des Iran, erkenne ich mit Erleichterung, dass die USA ein eher stabilisierender Faktor ist gegen einen Krieg, wie von Israel, den Saudis und anderen, außer Mubarak, gefordert.

     

    Wie ist es nur möglich, dass Veröffentlichungen in diesem mengenmäßigen Ausmaß aus dem amerikanischen diplomatischen Intranet geschehen können? Ich nehme an, dass in den USA eine ganze Reihe an Leuten echte Schlafprobleme bekommen.

  • L
    Ludwig

    @Elvenpath

    Die Bürger sind der Staat, nur mal so nebenbei. ;-)

  • M
    M.M.H

    Ein interessanter Aspekt an der Geschichte ist, dass Diplomaten, die sicherlich sehr gut Informiert sind und auch mit den Geheimdiensten zusammenarbeiten ein eher verlässlichen Eindruck von der tatsächlichen Persönlichkeit der Politiker haben, nicht wie sich die Politiker für das Volk präsentieren, sondern eben vielleicht einen "ehrlicheren" Eindruck. Und wie ist dann die Einschätzung über die politische Elite der europäischen Länder? Verheerend. Was sind das für Menschen die "uns" regieren? "Wenig kreativ, eitel, arrogant", nicht das wir es nicht schon geahnt hätten... Diese ehrlichen Einschätzung sind auch der Grund warum die Poliker jetzt auch so einen Wind machen, sie fühlen sich bloßgestellt, man hat ihre Maske fortgerissen. Deswegen schimpfen sie so laut sie können, damit man sich nicht der Wahrheit dieser Dokumente bewusst wird. Denn eingentlich ist die Existenz dieser Dokumente nicht im geringsten überraschend, jeder Diplomat jedes Landes wird solche oder ähnliche Einschätzungen schon einmal verfasst und an das auswärtige Ministerium versendet haben. Nur das offenlegen dieser Dokumente lässt die Politiker zusammenzucken und sich empören.

  • FW
    Friedrich Walter

    Die Veröffentlichung zeigt uns vom Inhalt bisher faktisch nichts Neues. Interessant aber ist das heuchlerischere Getue um potentielle Gefährdungen seitens der Amerikaner und der deutschen Presse! Einerseits schreibt man von Banalitäten, dem Wissen wie Diplomaten arbeiten und andererseits meint man dann, dass die Veröffentlichung viele Gefahren birgt. Die Einzigen, die in Gefahr sind, sind die Wikileaks-Leute und Informanten. Der wahre Gewinn dieser Veröffentlichung ist die Tatsache, dass offensichtlich wird, das digitale Daten stets gefährdet sind - und vor diesem Hintergrund sollte der Deutsche mal ELENA, Vorratsdatenspeicherung, elektr. Pass, Fluggastdaten beleuchten!

  • JC
    joe conte

    Die Entwicklung bietet nichts neues. Immer wieder neue Formen des Parasitentums, der Hochstapelei und der Fälschung. Wenn manch einer glauben soll, alles wird transparenter und überprüfbarer dank in diesem Fall "Wankerleaks", der hat sich gewaltig getäuscht. Die Schichten bis zum Kern ähneln den Weiten der Galaxis. Diese ganzen Informationen und ihre pseudo Bedeutsamkeit ja gar ihr gefährliches Potenzial sind nur Krümel fürs benommene Volk. WWW hat sie alle infiziert und sie glauben, WWW sei ihre Waffe. Was für Narren. Weiter so, Berlusconi weiss warum er lacht.

  • L
    Louis

    Also mich stört das nicht, was über Deutschland veröffentlicht wird. Aber es gibt viele Länder, da sieht es sehr schlecht aus mit den Menschenrechten. Und da können dann Diktaturen diese Wikileaks-Informationen benutzen um Menschenrechtlern, Journalisten oder anderen Probleme zu machen(Im Extremfall, um diese zu töten). Nur weil diese auch die Amerikaner über Gewalt oder andere Menschenrechtsverstöße informiert haben.

     

    Ich glaube auch nicht dass diese Infos zu mehr Frieden führen. Eher das Gegenteil! Denn -persönlichen Erfahrung- oft unterstützen Westliche Diplomaten Menschenrechtsgruppen, usw.. Wenn aber ganz konkret diese Leute in Afrikanischen Ländern nicht einmal mehr mit der politischen Unterstützung der westlichen Staaten rechnen können, warum sollen sie sich dann nicht gleich Waffen besorgen um ihre Interessen durchzusetzen?(Ich glaube vielen Regierungen dort ist völlig egal was Wikileaks über sie veröffentlicht. Genauso ist es vielen Leuten die das jetzt toll finden, völlig egal ob deswegen jetzt in Afrika, Asien oder Südamerika Menschen umgebracht werden. Wenn dass der Beginn einer neuen "Ära" sein soll, dann wird es in der Dritten Welt bald noch viel schlimmer aussehen)

     

    Ich stelle mir auch vor, irgendwelche Menschen in der Dritten Welt haben Spenden aus den USA erhalten. Und diese werden dann von Kriminellen gestohlen, in irgendwelchen Staaten die vor dem Zusammenbruch stehen und wo es keine Polizei gibt. Die Menschen gehen dann zur US-Botschaft, um eine andere Verteilung anzuregen. Später, erfahren dann die betreffenden Kriminellen durch Wikileaks wer ihnen Probleme bereitet.

     

    Tut mir leid, gerade wegen meiner zahlreichen Erfahrungen mit der Dritten Welt, finde ich diese Veröffentlichungen falsch(Die Infos aus der Dritten Welt). Man hätte diese Infos an Greenpeace, Amnesty International, usw. geben sollen. Auch politischen Parteien, inklusive Linke, usw.. Das hätte wahrscheinlich Assange nicht gereicht, wäre aber besser gewesen als unter Umständen Menschen in Gefahr zu bringen.

  • W
    Westberliner

    Dass Westerwelle z. B. zickig und aggressiv ist, ist bekannt. Ich könnte da noch ein paar Anmerkungen hinzufügen. Warum da einige betroffene Politiker "krähen", verstehe ich nicht. Hinter der Hand werden wohl von eigenen Parteifreunden weitaus schlimmere Sachen klargestellt.

  • T
    ThomasR

    Mich irritiert der "Wert" dieser Informationen. Bisher hatte ich Wikileaks immer als eine Art "Robin Hood" wahrgenommen, der den Bösen die Daten klaut, um sie der Welt zu zeigen und die damit verbundenen Lügen der Mächtigen offen zu legen.

    In diesem Fall sind die Informationen ja nicht grad was neues. Der Hauptwert liegt m.E. in der Peinlichkeit, dass sich unsere Politiker nun irgendwie damit auseinandersetzen müssen (und das dann gleich völlig kontraproduktiv wird, siehe Niebel) und die Diplomaten der USA ein paar Beziehungsprobleme kriegen.

    Aber wo ist da das Aufklärerische, das Neue oder der besondere Wert? Das klingt für mich alles zu arg nach Effekthascherei und Boulevard. Und eine gute Absatzstrategie des SPIEGELS.

  • MM
    mit Majo

    "Die Wahrheit ist das Kostbarste, was wir haben. Gehen wir sparsam damit um!"

     

    Mark Twain 1835 - 1910

  • H
    Hugo

    Derzeit wird viel über Peinlichkeiten und die politische Dimension der Enthüllungen diskutiert. Dabei gerät ein viel spannenderes Thema - nämlich der Umgang mit brisanten Informationen und Daten im "Informationszeitalter" in den Hintergrund.

    Offensichtlich sind elektronisch gespeicherte Datenbestände aufgrund ihrer virtuellen, nicht dinglichen Struktur kaum kontrollierbar.

    Das eigentliche Problem liegt darin, dass es möglich ist hunderttausende von Dokumenten in wenigen Sekunden von einem Ort der Welt nahezu unbemerkt an einen anderen kopieren zu können.

    Wenn so etwas mit den hoch geheimen Daten des Weißen Hauses geschehen kann, dann dürften solche Datenlecks auch in vielen anderen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens möglich sein.

    Hier gilt es allgemein über die Schaffung immer größerer elektronischer Datensammlungen mit hoch sensiblen Daten aller Bürger nachzudenken.

    Vielleicht hilft der Vorfall einmal über die Art wie wir Daten sammeln, übertragen, verarbeiten, verknüpfen, auswerten, aggregieren, akkumulieren und archivieren nachzudenken.

  • T
    trostlos

    der minister ein diener seines staates (per definition) - wo ist also das problem? überall wird das personal und seine leistung etc bewertet.

    nur ahnungslose und unterdrücker haben bessere noten für unsere führungskräfte/leistungsträger.

  • C
    Christian

    @Tobias: Ich würde mal eher denken, es gibt viele Menschen in Deutschland, die die Meinungen zu den Poitikern teilen. Und ich bin überrascht, wie treffend die deutschen Politiker beschrieben wurden. Das deckt sich zumindest in einigen Punkten mit genau meiner Sicht. Und erfreut bin ich darüber, dass diese Sichten in den USA verbreitet wurden.

     

    Wobei es mir ehrlich gesagt herzlich egal ist, was die USA und ihre Diplomaten meinen.

     

    Ich find es schade, dass wir solche Fatzken in der Politkaste haben.

  • K
    karakoram

    Diese Leute schmieden hinter unserem Rücken ihre Ränke (ok, was bisher hier transportiert wurde, war nicht wirklich neu, ist ja aber auch bei Weitem nicht alles) und erzählen dann von Vertrauensbruch und den Interessen ihrer jeweiligen Länder. Vertrauen muss das VOLK ihrer Regierung (idealerweise) und dem System (notwendigerweise). Mit dieser Art Heimlichtuerei untergräbt die führende Kaste aber eben jenes Vertrauen der Bevölkerung - es kann garnicht anders sein. Daran kann man mal sehen, was für ein perverses Weltbild diese Typen haben: Das Volk verarschen und wenn es was merkt, sich noch vor einer drohenden, tatsächlichen Mündigkeit der Masse verwahren wollen. Aber klar, was die am wenigsten brauchen können sind informierte, kritische Menschen.

  • M
    M.Schmidt

    Abgesehen davon, dass die Einschätzungen deutscher Politiker so oder so ähnlich in nationaler und internationaler Presse seit Jahren nachzulesen sind und keinerlei Brisanz besitzen, zeigen Reaktionen wie die des Herrn Niebel wie unfundiert und polarisierend zahlreiche Politiker mit neuen Informationstechnoogien, Datenschutz, Pressefreiheit und freier Meinungsäußerung umgehen. Welchen Schaden die Informationen auf diplomatischer Ebene anrichtend werden ist abzuwarten, klar ist, dass delikate Informationen dort für Sprengstoff sorgen, wo bereits politische Tretminen ausgelegt und internationale Konflikte geschürt wurden.

     

    Die Veröffentlichungen von WikiLeak hauen in zahlreiche Kerben, die schon vorher vorhanden, nun endlich hinreichend und fundiert im gesamtgesellschaftlichen Kontext diskutiert werden müssen.

    Es geht um eine angemessene Balance von Informationsfreiheit und politischer Transparenz, ebenso wie um die Verantwortung der Regierungen, Presse und jedes einzelnen Teilnehmers an den weitvernetzten Informationskreisläufen.

     

    Technologische Entwicklungen sind nicht aufzuhalten. Die Tatsache, dass Informationen anonym und blitzschnell verbreitet werden können führt zwangsweise dazu, dass sich Kreisläufe verselbstständigen und kein einzelner Kommunikationsteilnehmer die Reich- und Tragweite seiner Handlungen überschauen kann. Wenn und solange dies der Fall ist, kann nur an die Vernunft der einzelnen appelliert werden.

     

    Eine Rückbesinnung auf die Grundwerte demokratischer Staaten- und Gesellschagftssysteme dürfte der größte Schritt in eine Zukunft sein, die weder 1984 noch Cyberwars individuelle Grundrechte außer Kraft setzen.

     

    „Als Bürger müssen wir schlechte Taten verhindern, weil es um die Welt geht, in der wir alle leben, der Übeltäter, das Opfer und die Zuschauer;“ (Hannah Arendt)

  • G
    glockenpeter

    Diese Aussagen sind was für Bild-Leser. Explosive Informationen sehen anders aus. Gähn.

     

    Denkt nicht jeder über diese Politiker so?

     

    Wer nicht so denkt, der muss schon ziemlich verblendet sein.

     

    Das einzig überraschende für mich war die Antihaltung der arabischen Staaten bezüglich des Urans, äh, Irans.

  • GF
    Gerda Fürch

    Interessant und informativ die Nervosität aller involvierten Regierungen in der ganzen Welt. Weltpolitik wird für einen kleinen Augenblick der Geschichte transparent und aufgerüttelt. Politische Abläufe werden durch die gesamten Reaktionen bestätigt und können nicht geleugnet werden. Sind Chinesen, US-Amerikaner, Japaner, Koreaner, Araber, Russen, Afrikaner, Israelis, Franzosen, Engländer, Italiener ..... loyaler gegenüber ihren nationalen Regierungen?

  • E
    Eumel

    Ja Hiiilfe!

    Als hätten wir nicht schon Probleme genug. Jetzt haben wir auch noch einen agressiven Außenminister.

    Lasst ihn uns um Himmels willen an die Kette legen bevor er womöglich noch Schaden anrichtet!

  • K
    kakadu

    die aufregung der regierung der usa und ihrer europäischen verbündeten über die erneute wikileaks veröffentlichung ist heuchlerisch und verlogen. seit jahrzehnten sammeln genau diese regierungen unermüdlich die daten ihrer bürger, immer schön mit dem hinweis versehen, dass "wer nichts zu verbergen habe auch nichts befürchten müsste". jetzt sollten sich die herren und damen in nadelstreifen mal an genau diesen grundsätzen messen lassen. offensichtlich schlottern einigen dabei ganz schön die knie.

  • F
    Frank

    Aber selbst dieser Traatsch, aus untergeordneten Quellen, mehrere millionen Menschen aus Diplomatenkreisen haben Zugang zu diesen Informationen, ist in den Augen von Regierungen ein "Angriff" auf, ja auf was eigentlich...?

    Die Quelle, genauer gesagt die Faehigkeit von Personen diese Information gegen den Willen von Regierung zu veroeffentlichen.

    Das ist dann in den Augen von Regierung dasselbe wie eine Gefaehrdung unserer Soldaten... also zumindest vom Resultat her, gleichbedeutend mit einer bewaffneten Konfrontation.

     

    "Vertrauen" in Regierung kann verloren gehen, wenn jeder einfach veroeffentlichen KOENNTE, was man so im Gegensatz zu den lancierten, bearbeiteten Pressemeldungen tatsaechlich voneinander denkt und miteinander besprochen hat (denken Sie bitte einmal an die hiesigen "Geheimvertraege" zum Thema Wasserwerke und Versorgung; was musste man da alles machen, nur um diese Vertraege -lesen- zu duerfen!).

     

    Ein weiterer Sumpf, Sicherheit kann es gar nicht genug geben, muss trocken gelegt werden.

  • E
    Elvenpath

    Ein Sieg für die Demokratie, denn in einer Demokratie muss der Staat gläsern sein. Und nicht der Bürger.

     

     

    So long...

  • T
    Tobias

    Vorallem interessant finde ich die Infos über den Iran und die Zusammenarbeit der arabischen Länder mit den USA und Israel. Ich hab mir zwar schon sowas gedacht, trotzdem freue ich mich darüber.

     

    Und zu den Meinungen zu bestimmten Politikern? Würde das jetzt nicht so hochbauschen, es sind meiner Meinung eher weniger die so denken, man kann durch diese Dokumente jetzt nicht auf die ganze Regierung schließen.

  • J
    jeneswelchesdaten

    Viele Leute könnten dieses Daten herunterladen.