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Reaktionen auf Gay-Lobby im VatikanInteressante Wortwahl

Der Papst spricht von einer Schwulen-Lobby im Vatikan. Kirchliche Basisgruppen sind erstaunt, dass Franziskus das Wort „gay“ tatsächlich benutzte.

Er hat es gesagt! Bild: dpa

BERLIN taz | Ein Wort des Papstes, das im Vatikan als undenkbar auszusprechen galt, hallt in diesen Tagen auch in der deutschen und österreichischen Kirche nach: Gay. Schwul. Am 12. Juni tauchte das Protokoll einer intimen Besprechung mit der Konföderation der Gläubigen in Lateinamerika und der Karibik (Clar) auf der chilenischen Webseite Reflexión y Liberación auf. Demnach – und seither nicht dementiert – hat Franziskus von einer Gay-Lobby im Vatikan gesprochen und die Korruption am Heiligen Stuhl kritisiert.

Aufmerksamkeit erregt in Deutschland nun weniger der Hinweis auf die Existenz von schwulen Beziehungen im Vatikan als vielmehr die Wortwahl. „Das Neue ist, dass er das Wort gay wohl tatsächlich in den Mund genommen hat“, erklärt Markus Gutfleisch, Sprecher der Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche. Was sich im Vatikan abspiele, trifft Gutfleisch aber nicht: „Die Machenschaften im Vatikan haben unglaublich wenig mit dem zu tun, womit wir uns in Deutschland befassen, zum Beispiel der offenen Kirche.“

In der Ökumenischen Arbeitsgruppe für Homosexuelle und Kirche fordert man eine volle Teilhabe von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans und Queeren am kirchlichen und gesellschaftlichen Leben.

Auch für Hans Peter Hurka ist „ein offenes Geheimnis nun offenkundig“ geworden. Doch indem der Papst von einer Gay-Lobby spricht, sieht Hurka, Vorsitzender des österreichischen katholischen Vereins Wir sind Kirche, das Thema Akzeptanz angesprochen. Homosexualität ist „ein normales Spektrum des Menschlichen“, so Hurka.

Bedeutung erlangt mit der Diskussion um Lobbyismus im Vatikan nun erneut der Zentralismus im Kirchenalltag. „Ich würde mir wünschen, dass die Macht der Kurie gestutzt wird und sie nur als Beratungsinstanz auftritt“, sagt Hurka. Die Kurie bildet die Gesamtheit der päpstlichen Behörden und steht dem Papst als Entscheidungsorgan zur Seite. Franziskus hatte im April eine Reform der römischen Kurie angekündigt und ein Gremium von acht beratenden Kardinälen einberufen.

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