Reaktion auf Unterdrückung in Iran: Server gegen die Internet-Zensur
Das Regime in Iran schränkt den Internetzugang ein. Messengerdienste wie Signal bitten um Hilfe aus der Zivilgesellschaft. Die taz folgt dem Aufruf.
Berlin taz/dpa/afp | Während in Iran landesweit Menschen gegen das Regime auf die Straße gehen, drohen die Streitkräfte und Geheimdienste erneut mit einem harten Durchgreifen. Polizei und Sittenwächter gehen brutal gegen die DemonstrantInnen vor. Mindestens 17 Menschen kamen bislang ums Leben. Derzeit ist unklar, ob die Situation noch weiter eskaliert ist und ob es noch mehr Tote gibt.
Seit Mittwoch hat das Regime mit einer massiven Einschränkung des Internetzugangs reagiert. Blockiert sind unter anderem Social-Media-Netzwerke wie Instagram sowie Messengerdienste wie Whatsapp oder Signal. Weltweit riefen nun Akteure aus der Zivilgesellschaft dazu auf, die Menschen in Iran technisch bei der Umgehung der Zensur zu unterstützen. Auch die taz beteiligt sich und hat einen Server für Signal aufgesetzt, um die Blockade zu umgehen.
De taz hat einen Proxy-Server für die Kommunikation über Signal eingerichtet. Damit kann die Blockade im Iran umgangen werden. Das iranische Regime wird versuchen, solche Umgehungen nach und nach zu blockieren. Um das so schwer wie möglich zu machen, geben wir die Adresse nur auf Nachfrage heraus und bitten darum, sie an Freunde und Verwandte direkt weiterzugeben. Für die Server-Adresse und Links zu mehrsprachigen Anleitungen senden Sie uns eine E-Mail an: signalproxy@taz.de
Auslöser der Proteste in Iran ist der gewaltsame Tod der 22 Jahre alten Mahsa „Zhina“ Amini vor einer Woche. Sie wurde bei einer Kontrolle von der Moralpolizei mit Schlägen misshandelt, fiel ins Koma und starb. Seitdem demonstrieren landesweit Tausende Menschen gegen den repressiven Kurs der Regierung.
Mit der Zensur ist eine unabhängige Berichterstattung noch schwieriger geworden. Schon zuvor war es internationalen JournalistInnen kaum noch möglich, Bilder der Proteste zu drehen. Der iranischen Zivilgesellschaft blieben nur die sozialen Medien für die Kommunikation. Anders als bei früheren Protesten könne die iranische Telekombehörde heute „fast den gesamten Internetverkehr nach Belieben drosseln“, erklärte die ARD-Korrespondentin Natalie Amiri.
Verschiedene Arten der Internetzensur
Alp Toker, Gründer der Organisation Netblocks, die den weltweiten Datenverkehr analysiert, sagte der taz, in Iran seien verschiedene Varianten von Internet-Zensur zu beobachten: Restriktionen gegen die verbliebenen Social-Media-Plattformen, weitreichende Abschottungen, die auf einzelne Regionen beschränkt sind sowie die komplette Blockade der Kommunikation nach außen. Gleichwohl bliebe in Iran aktuell immer ein gewisser Grad an Datenverkehr bestehen. „Das macht auch Sinn, weil auch die Regierung und Behörden kommunizieren müssen“, so Toker. Auch seien flächtendeckende und anhaltende Störungen des Internets für die Wirtschaft und die Banken des Landes kaum lange durchzuhalten.
Die USA haben als Reaktion nun die Exportbeschränkungen gelockert, um Iranern den Zugang zu Internetdiensten und Software zu erleichtern, berichtet die Nachrichtenagentur AFP am Freitag. Technologiekonzernen werde ermöglicht, das Internet-Angebot für Iraner auszuweiten, erklärte US-Vizefinanzminister Wally Adeyemo. Das umfasse unter anderem den Zugang zu Software – darunter Anti-Viren-Programmen – und zu Videokonferenz-Diensten. „Mit diesen Änderungen helfen wir den Iranern, besser ausgerüstet zu sein gegen die Bemühungen der Regierung, sie zu überwachen und zu zensieren“, erklärte Adeyemo.
Doch auch die Zivilgesellschaft engagiert sich bei der Hilfe, die Zensur zumindest teilweise zu umgehen. So kursieren Anleitungen, über Erweiterungen der Browser über das Tor-Netzwerk auf das Internet zuzugreifen. Weltweit wurden NutzerInnen dazu aufgerufen, sich an dem Projekt namens „Snowflake“ zu beteiligen, bei dem Menschen aus Ländern, die keiner Internet-Zensur unterliegen, anderen von ihrer Bandbreite solidarisch etwas abgeben.
Taz-Server gegen die Zensur von Signal
Auch der Messengerdienst Signal veröffentlichte am Donnerstag einen Aufruf, sogenannte Proxy-Server für den Dienst einzurichten. Damit wird die Kommunikation umgeleitet, so dass es dem Regime schwerer gemacht wird, Nachrichten zu blockieren. Signal ist ein Messengerdienst für Smartphones, der von einer gemeinnützigen Stiftung getragen wird und eine sogenannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bietet. Experten empfehlen den Dienst.
Meredith Whittaker, Präsidentin der Signal-Stiftung, erklärte: „Wir untersuchen auch weiterhin andere Techniken, die automatisierter und bequemer sind. Wie alle anderen Menschen auf der Welt haben auch die Menschen in Iran ein Recht auf Privatsphäre.“ Unter dem Hashtag #IRanASignalProxy informieren seitdem NutzerInnen auf Twitter, wenn sie eine Umleitung eingerichtet haben.
Auch die taz ist dem Aufruf gefolgt und hat einen Proxy-Server für die Kommunikation über Signal eingerichtet. Das iranische Regime wird versuchen, solche Umgehungen nach und nach zu blockieren. Um das so schwer wie möglich zu machen, geben wir die Adresse nur auf Nachfrage heraus und bitten darum, sie an Freunde und Verwandte direkt weiterzugeben. Für die Server-Adresse und Links zu mehrsprachigen Anleitungen senden Sie uns eine E-Mail an: signalproxy@taz.de