: Reagan unter Druck
■ Opposition und Börse nehmen den Präsidenten in die Zange
Washington (ap/afp) - Präsident Ronald Reagan hat am Montag im Weißen Haus mit führenden Kongreßpolitikern Möglichkeiten erörtert, das Haushaltsdefizit der USA, das von Partnerländern immer wieder für Währungsschwierigkeiten verantwortlich gemacht wird, um 23 Milliarden Dollar zu verringern. Der Präsident des Repräsentantenhauses, Jim Wright, teilte anschließend mit, man habe den Boden für weitere Gespräche bereitet. Angesichts des Abschwungs an den internationalen Börsen hat Reagan versichert, daß sich die Vereinigten Staaten an das sogenannte Louvre–Abkommen zur Stabilisierung der Wechselkurse halten würden. Er glaube, daß der Markt den Dollar überbewertet habe und jetzt schlicht eine Korrektur vorgenommen worden sei. Finanzminister James Baker, dessen Äußerung über die deutsche Zinspolitik und eine erstrebenswerte Abwertung des Dollars vorige Woche die weltweite Unruhe ausgelöst hat, sei „mißverstanden“ worden, meinte Reagan. Er gab zu verstehen, daß die Regierung in Washington derzeit nicht daran denke, den Dollar abzuwerten. „Wir sind damit einverstanden, die Währungen stabil zu halten“, sagte Reagan. Zum Abbau des Haushaltsdefizits halte er Steuererhöhungen nach wie vor nicht für geeignet, da sie das Wirtschaftsleben lähmten. „Wenn die Steuern eine bestimmte Grenze überschritten haben, erhält der Staat nicht mehr, sondern weniger Einkünfte, da die Steuerlast die wirtschaftliche Aktivität verringert“, sagte Reagan. Wall–Street, heißt es, warte auf Führungskraft des Präsidenten. Verbreitung von Optimismus reiche nicht mehr. Der texanische Milliardär und Geschäftsmann Ross Perot faßte die Stimmung so zusammen: „Zuerst müssen wir aufhören, uns selbst vorzumachen, alles sei in Ordnung und die Grundlagen seien gesund.“ Die Finanzmärkte seien „nicht in der Stimmung, veräppelt zu werden“, schrieb der frühere Chef–Ökonom der New Yorker Börse, William Freund.
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