Razzia beim DFB: Seltsame Geldflüsse

Hausdurchsuchung beim DFB: Kurz vor der Präsidentschaftswahl wird wegen Verdachts auf Untreue ermittelt.

Polizeibeamte laufen am DFB-Logo vorbei

Polizeibesuch beim DFB: Beamte bei ihrer Arbeit in Frankfurt Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Berlin taz/dpa | Nächste Woche am Freitag wählt der Deutsche Fußball-Bund einen neuen Präsidenten. Und klar ist schon jetzt, dass im Verband, der seit Jahren hauptamtlich damit beschäftigt zu sein scheint, skandalöse Vorgänge im Dunkeln zu belassen, von der Notwendigkeit des Neuanfangs viel die Rede sein wird.

Vom Aufklärungswillen getrieben, besuchten indes am Donnerstagmorgen Beamte der Frankfurter Staatsanwaltschaft sowie des Landes- und Bundeskriminalamtes die DFB-Zentrale an der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise, die Privatwohnung eines früheren DFB-Funktionärs sowie Geschäftsräume von fünf Unternehmen.

Bei den Durchsuchungen geht es um den Verdacht der Untreue. Ein ehemaliger Verantwortlicher des DFB soll im Namen des DFB einen Dienstleistungsvertrag mit einer Kommunikationsagentur geschlossen haben. Aufgrund dieses Vertrags soll der DFB insgesamt 360.000 Euro an die Agentur gezahlt haben, teilte die Staatsanwaltschaft mit. „Bei dem Vertrag soll es sich um einen bloßen Scheinvertrag gehandelt haben.“ Den Namen des früheren Funktionärs nannte die Behörde nicht. Ermittelt wird auch gegen einen Verantwortlichen der Kommunikationsagentur. An dem Einsatz in Hessen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Berlin und Bremen sind rund 70 Beamte beteiligt gewesen.

Mit dem umstrittenen Kommunikationsberater Kurt Diekmann beschäftigte sich auch der interne Prüfungsausschuss des DFB. Dessen Vorsitzender Ulrich Ruf, früher Finanzchef beim VfB Stuttgart, wird nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung sein Amt zur Verfügung stellen – „wegen der für mich bedenklichen und ernüchternden Erfahrungen“ in dieser Causa. In einem Bericht des Prüfungsausschusses soll sich dieser über massive Behinderungen des DFB bei ihren Aufklärungsarbeiten beklagt haben.

Zurückdatierter Vertrag

Den ominösen Vertrag mit Kommunikationsberater Diekmann, der auf dessen Initiativbewerbung in Betracht gezogen worden sein soll, haben beim DFB laut SZ der frühere Generalsekretär Friedrich Curtius, Schatzmeister Stephan Osnabrügge und der derzeitige Interimspräsident Rainer Koch in die Wege geleitet. Merkwürdigerweise wurde ausnahmsweise auf eine Ausschreibung verzichtet und der spät aufgesetzte Vertrag im Oktober 2019 auf den Mai im selben Jahr zurückdatiert. Dabei hatte Diekmann seine Tätigkeit bereits im April aufgenommen.

Interessant ist auch, dass Diekmann von 2016 bis 2019 beim Spiegel als Informant für dessen DFB-Recherchen tätig gewesen und DFB-Funktio­nären seit Beginn der 2000er-Jahre immer wieder begegnet sein soll. Laut SZ wirkte er auch an der Demontage des ehemaligen DFB-Präsidenten Reinhard Grindel mit. Grindel trat im April 2019 zurück.

Der im Mai 2021 nach einer Auseinandersetzung mit Rainer Koch zurückgetretene DFB-Präsident Fritz Keller, den er mit dem NS-Richter Roland Freisler verglich, erklärte im Rückblick:„Ich bin fest davon überzeugt, dass er die Schmutzkampagnen gegen Vorgänger von mir und gegen mich über den vom DFB bezahlten Medienberater Kurt Diekmann mindestens mitinitiiert hat.“ In seiner Amtszeit schöpfte Keller bereits Argwohn gegen den Vertrag mit Diekmann, ihm wurde jedoch die Einsicht in die Unterlagen lange verweigert.

Es gibt nach wie vor jede Menge aufzuarbeiten beim DFB. Im November 2021 hatte die Staatsanwaltschaft wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung Unterlagen aus der Zentrale von Sponsor Adidas mitgenommen. Medienberichten zufolge ging es dabei um die Versteuerung von Sachzuwendungen durch den langjährigen DFB-Sponsor zwischen 2015 und 2020.

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