Rauswurf im Familienministerium: Unfreiwillig in den Ruhestand
Eva Maria Welskop-Deffaa, Leiterin der Abteilung Gleichstellung und Chancengleichheit im Familienministerium, muss gehen. Mit 53 Jahren ist sie reichlich jung für den Ruhestand.
Jetzt ist es offiziell, der Vorgang selbst ist schon einige Tage alt: Seit 1. Juli ist Eva Maria Welskop-Deffaa nicht mehr Leiterin der Abteilung Gleichstellung und Chancengleichheit im Familienministerium. Ministerin Kristina Schröder (CDU) schickte die 53-Jährige in den einstweiligen Ruhestand.
Das ist brisant, nicht nur weil die Beamtin noch weit entfernt ist vom Rentenalter. Sondern vor allem weil das Schröder-Haus versucht, das Ganze als normalen Personalwechsel zu verkaufen. Dabei ist es ein offenes Geheimnis, dass Welskop-Deffaa und Schröder vielfach nicht einer Meinung waren. Offensichtlich hat sich die Volkswirtschaftlerin und Historikerin in ihrem Amt, das sie seit 2006 noch unter Ursula von Leyen besetzte, zu stark in jene Richtung entwickelt, die sie nach außen zu verkaufen hatte: Gleichstellung.
So machte sie sich für eine starre Frauenquote in Führungsposten stark, während Schröder auf ihrer Flexi-Quote beharrt. Die Kritik am Gleichstellungsbericht unterstützte die Abteilungsleiterin, die Ministerin hat das Papier nicht einmal entgegengenommen. Auch bei familienpolitischen Fragen vertrat Welskop-Deffaa am Schluss Positionen, die der Ministerin widersprachen. In Reden warnte die Katholikin und Mutter dreier erwachsener Kinder Frauen davor, wegen der Familienphase zu lange aus dem Beruf auszusteigen: Frauen, denkt an eure Rente! Schröder will da eher „keine Vorschriften“ machen und auch kein Vorbild für Frauen sein.
Gleichzeitig achtete Welskop-Deffaa darauf, nicht allzu forsch aufzutreten. Zum Betreuungsgeld beispielsweise äußerte sie sich nicht, obwohl sie die „Kita-Fernhalteprämie“, wie intern bekannt ist, ablehnt.
Welskop-Deffaa, die für die taz am Montag nicht zu erreichen war, soll selbst überrascht gewesen sein über ihren Rauswurf. Vor einiger Zeit war sie komplett von Hürth in Nordrhein-Westfalen, wo sie mit ihrer Familie wohnte, nach Berlin umgezogen.
Diese Personalie ist allerdings nicht die einzige im Schröder-Ministerium. Auch der Posten des Staatssekretärs wurde neu besetzt. Josef Hecken, der als einer der wenigen MitarbeiterInnen recht offen gleichstellungspolitisch agierte, wurde ersetzt durch den konservativen Lutz Stroppe. Der war früher mal Büroleiter von Exbundeskanzler Helmut Kohl und bis zur aktuellen Umbesetzung Leiter des Referats Kinder und Jugend. Aufgefallen ist er in dieser Rolle nicht.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart