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Rassistischer Überfall in der PrignitzJugendwohngruppe attackiert

Rassistische Parolen rufend überfielen Jugendliche ein Wohnprojekt in Marienfliess. Vier Personen wurden dabei verletzt. Der Staatsschutz ermittelt.

Die Zivilgesellschaft meldet sich auch in der Prignitz zu Wort, wie hier im April 2012 in Neuruppin Bild: dpa

MARIENFLIESS/NEURUPPIN dpa | Bei einem Überfall auf ein Jugendwohnprojekt im Marienfließer Ortsteil Frehne sind ein Betreuer, zwei Jugendliche und ein weiterer Mann verletzt worden.

Die etwa zehn Angreifer riefen dabei rassistische Parolen, wie die Polizei am Mittwoch in Neuruppin mitteilte. Zuvor hatte die Märkische Allgemeine über den Überfall auf die Einrichtung im Kreis Prignitz berichtet.

Ein 49 Jahre alter Betreuer, zwei Jugendliche im Alter von 16 und 17 Jahren sowie ein 52-jähriger Mann, der den Dreien zur Hilfe eilte, wurden verletzt. In der Wohngruppe leben verhaltensauffällige junge Menschen, einige von ihnen mit Migrationshintergrund.

Die Angreifer stammen nach Polizeiangaben aus dem Ort und der Umgebung. Sie sollen am Dienstag das alte Guthaus gestürmt und Jugendliche und Betreuer verprügelt haben.

„Das ist ein Schock, der extrem tief sitzt“, sagte der Leiter der Einrichtung, Michael Arbogast, am Mittwoch dem Sender Antenne Brandenburg. So etwas habe er noch nie erlebt, obwohl es nicht der erste Übergriff gewesen sei. „Es wird einem Angst und Bange, wenn wir uns ausmalen, wie es weitergehen kann, wenn wir hier nicht mit allen rechtsstaatlichen Mitteln gegen so etwas vorgehen“, erklärte Arbogast. Als erste Reaktion auf diesen Übergriff will er jetzt einen Sicherheitsdienst beauftragen.

Die mutmaßlichen Täter wurden vernommen - gegen sie liegt unter anderem eine Anzeige wegen Körperverletzung und Hausfriedensbruchs vor. Staatsschutz und Staatsanwaltschaft Neuruppin haben die Ermittlungen übernommen.

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7 Kommentare

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  • J
    Jugendknast

    @ Piet:

     

    Die Übersetzung von "verhaltensauffälligen Jugendlichen" in "straffällige Intensivtäter" ist falsch.

    Verhaltensauffällig bedeutet lediglich "unspezifische Abweichungen im Sozialverhalten" (Wikipedia, Suchbegriff "Verhaltensauffälligkeit"). Dazu zählen beispielsweise auch: Schulverweigerung oder so viel Stress zuhause, dass ein Leben in der Herkunftsfamilie nicht mehr möglich ist. Strafbar ist beides nicht. Straffälligkeit kann dazukommen, hat aber per Definition nicht zwingend damit zu tun.

    Ich glaube, Du verwechselst so eine Wohngemeinschaft mit einem Jugendknast. Bitte recherchier das nächste Mal besser.

  • JE
    Jan Engelstädter

    Wen wollen Sie unterstützen, @Gerda?

    Die Jungkriminellen aus der Großstadt oder die Jungkriminellen vom Dorf?

     

    Warum sind die einen besser (unterstützungswürdiger) als die anderen?

  • KA
    Keine Ahnung

    Wwr weiß was vorher war. Man erfährt ja sonst auch nichts. Seitdem "Kampf gegen Rechts" die richtige Reaktion auf die Ermordung eines Deutschen durch 6 Türken ist und man in 90% der alten Medien dazu nur Verdrehungen und Lügen lesen musste, seitdem weiß ich nicht was man bei solchen Fällen wie hier glauben soll. Kann sein, daß es ein Naziangriff war, es ist aber ebenso möglich, daß sich die Jugendlichen dort nur wehren.

  • G
    GoForGold

    Die Einheimischen versuchen nur die Sprache ihrer neu aufgezwungenen Nachbarn zu sprechen. Ein Zeichen von Gastfreundschaft, dass zwar nicht der Taz-Leser, aber der Neu-Nachbar versteht und zu schätzen weiss. So weiss er, dass er ernst genommen wird.

  • G
    Gerda

    @Piet: Verharmlosung. Überraschend.

     

    @Michel: langweilig scheint hier nicht das angebrachte Wort. Aber streiten wir uns lieber über Zivilgesellschaft, als den Leuten Unterstützung zu geben und gegen Rassismus vorzugehen.

    Aber das ist langweilig. Dein Kommentar hingegen ist wirklich spannend.

  • P
    Piet

    Also: die Bevölkerung wehrt sich dagegen, dass ihnen "verhaltensauffällige Jugendliche" (Neusprech für gewalttätige Intensivtäter) in die Gegend gepflanzt werden. Und jetzt alle: ÜÜÜÜÜBERRASCHUNG.

  • M
    Michel

    Moment mal..."Zivilgesellschaft"?

    Gehören die attackierenden Jugendlichen etwa zu einer uniformierten Armee? Und nicht etwa auch zur "zivilen Gesellschaft"?

     

    Und wenn man nach den letzten Anschlägen und Umfragen geht, applaudiert ein größerer Teil der zivilen Gesellschaft den Tätern, als man wahr haben möchte.

     

    Also, welche zivile Gesellschaft aka "Zivilgesellschaft" ist hier gemeint?

     

    Immer diese sinnentleerten Worthülsen...wie langweilig!