Rassismus in England: Staatliche Aktion gegen Einwanderer
Die britische Regierung ist für ihre „Go home“-Kampagne in die Kritik geraten. Während die „Rassismus-Vans“ nicht mehr fahren, werden weiterhin Flyer verteilt.
LONDON afp | Wegen ihrer „Go Home“-Drohkampagne gegen illegale Einwanderer bekommt die britische Regierung Ärger mit der Werbe-Regulierungsbehörde ASA. Es sei eine formelle Untersuchung wegen der Aktion des Innenministeriums eingeleitet worden, nachdem es 60 Beschwerden gegen die Kampagne gegeben habe, sagte ein ASA-Sprecher am Freitag.
Die Phrase „Go Home“ (Geh heim) werde als besonders „beleidigend und verantwortungslos“ empfunden, weil sie an einschlägige Slogans rassistischer Gruppierungen in Großbritannien erinnere.
Das Innenministerium hatte ab Ende Juni Kleinbusse durch Londoner Stadtviertel mit hohem Einwandereranteil geschickt. Bebildert waren sie mit Handschellen und der Zahlenangabe, wie viele Festnahmen es in dem Bezirk schon gegeben hat. Daneben prangte die Warnung: „In the UK illegally? Go home or face arrest“ – auf Deutsch: „Illegal in Großbritannien? Geh heim oder rechne mit einer Festnahme“. Wer sich zur Zielgruppe zählte, sollte eine SMS mit dem Wort „home“ an eine eigens eingerichtete Nummer schicken.
Zwar fahren die „Rassismus-Van“ getauften Kleinbusse nicht mehr. Doch wird die Kampagne mit Handzetteln und Anzeigen in Lokalzeitungen fortgesetzt.
Ein Sprecher des Innenministeriums erklärte am Freitag, es gebe Kontakt zur Regulierungsbehörde und es werde rasch auf das Verfahren reagiert. Ein Sprecher des konservativen Premierministers David Cameron hatte die Aktion in der vergangenen Woche noch gerechtfertigt: Illegal eingewanderten Menschen zu helfen, das Land freiwillig zu verlassen, sei der billigste Weg, damit es weniger würden. Und die Kampagne habe schon gewirkt.
Allerdings hat die Aktion die Gräben in der Koalition mit den Liberalen vertieft. Mehrere Minister des Juniorpartners haben sie als beleidigend kritisiert.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!