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Rassismus im Theater"Ein rassistisches Ausgrenzungstool"

Warum der Vorwurf des Rassismus nicht so leicht abzutun ist: Schwarzen-Aktivist Tahir Della zum Streit über eine Inszenierung des Berliner Schlosspark Theaters.

Schwarz angemalt: Plakatausschnitt der Schlosspark-Theater-Inszenierung von "Ich bin nicht Rappaport". Bild: dpa

taz: Herr Della, eine Inszenierung am Schlosspark Theater ist in die Kritik geraten, weil ein Schwarzer von einem schwarz geschminkten weißen Mann dargestellt wird. Das Stück "Ich bin nicht Rappaport" wurde schon 40-mal in Deutschland inszeniert - nur zweimal mit einem Schwarzen Schauspieler. Warum haut man gerade auf das Schlosspark Theater ein?

Tahir Della: Das Theater ist durch die stadtweite Plakatwerbung in den Fokus geraten und durch seine Stellungnahmen zu der Kritik. Die Aufmachung der Plakate legt es nahe, den Bogen zur Blackface-Tradition zu ziehen. Aus Anlass der geplatzten Inszenierung eines Stücks am Deutschen Theater hatten wir aber ohnehin vor, zu diesem Thema "Blackface" eine Erklärung herauszugeben.

Was genau ist denn jetzt rassistisch am "Blackfacing"?

Blackface entstand Ende des 19. Jahrhunderts in den "Minstrel Shows" der USA. Da wurde dem meist weißen Publikum das Klischee des tumben, aber immer lustigen Schwarzen präsentiert. Unabhängig von diesem Hintergrund ist Blackface aber auch hierzulande kein legitimes Stilmittel. Hier fungiert es als rassistisches Ausgrenzungstool, um Schwarze Schauspieler von deutschen Bühnen fernzuhalten. Zumal umgekehrt argumentiert wird, für Schwarze Schauspieler gebe es zu wenig Rollen. Außerdem fühlen sich viele Schwarze Menschen durch den Anblick einer solchen Maskerade diffamiert.

Viele, aber nicht alle?

Schwarze Menschen sind genauso divers wie alle anderen auch. Natürlich habe ich nicht den Anspruch, für alle Schwarzen Menschen in Deutschland zu sprechen. Das tue ich in erster Linie im Namen unseres Vereins.

Premiere abgesagt

Schon im vergangenen Dezember kam es in Berlin zu einem Konflikt wegen "Blackfacing": Der US-Dramatiker Bruce Norris untersagte dem Deutschen Theater die Aufführung seines Stücks "Clybourne Park". Das mit dem Pulitzer-Preis für Dramatik ausgezeichnete Stück thematisiert die rassistischen Konflikte im Amerika des Jahres 1959 und stellt sie dem Jahr 2009 gegenüber.

Obwohl Norris für das Stück die Besetzung mit zwei Schwarzen Schauspielern forderte, war vom Theater nur ein Schwarzer Schauspieler vorgesehen. Die Rolle einer Schwarzen Frau wollte der aus der Schweiz stammende Regisseur Rafael Sanchez mit einer weißen Schauspielerin besetzen. Man habe in Deutschland ein Theaterverständnis, das freier sei als in Amerika, erklärte die stellvertretende Intendantin Sonja Anders. Das passte Norris nicht: Er ließ die für den 22. Januar vorgesehene Premiere absagen.

Ist die harsche Kritik nicht eine Überreaktion?

Rassistisches Handeln ist immer davon abhängig, wie es bei den Betroffenen ankommt. Man ist in Deutschland schnell dabei, die Befindlichkeiten Schwarzer Menschen abzuwiegeln und Rassismus in die USA zu verorten. Statt auf die Kritik einzugehen und mit den Menschen zu sprechen, wird darauf verwiesen, dass diese "Technik" in Deutschland keine rassistische Tradition habe und damit auch nicht rassistisch sein könne. Wo der Rassismus aufhört, ist aber objektiv nicht definierbar. Das können nur Menschen empfinden, die Rassismuserfahrungen machen müssen. Das ist, wie wenn ich als Mann sagen würde: Ich bin nicht sexistisch, deshalb darf mir keine Frau Sexismus vorwerfen.

Bild: privat
Im Interview: TAHIR DELLA

50, ist Fotograf und lebt in München. Er sitzt im Vorstand der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD-Bund e.V.).

Dieter Hallervorden, die Theaterleitung und der Regisseur haben in Statements betont, dass sie keine rassistischen Absichten hatten, und verweisen auf den Inhalt des Stücks. Auf die Kritik an der Blackface-Praxis gehen sie aber nicht ein. Wie erklären Sie sich das?

Weil sie sich damit auch nicht auseinandersetzen müssen. Ich bin nicht rassistisch, ich meinte das nicht rassistisch - also ist es nicht rassistisch. Die Theaterleitung vertritt ja den Standpunkt, die Bürger und die Kunst dürften nicht gezwungen werden, eine Rassismusdefinition anzunehmen, die von einer Gruppe im Internet als allgemeingültig behauptet wird. Wenn aber Betroffene sagen, dass sie etwas als rassistisch empfinden, muss die Mehrheitsgesellschaft diese Gefühle anerkennen. Stattdessen gibt es dieses Festhalten an der Definitionsmacht.

Denken Sie, der Zuschauer wird durch dieses Theaterstück für das Problem des alltäglichen Rassismus sensibilisiert?

Wenn man sich die Posts der Leute auf der Seite des Schlosspark Theaters anschaut, scheint das leider nicht der Fall zu sein. Unsere Kritik, wie hier mit dem Thema Rassismus umgegangen wird, thematisiert da niemand. Trotzdem hoffe ich natürlich, dass die Leute anfangen nachzudenken und sich fragen: Warum steht eigentlich kein Schwarzer Schauspieler da oben?

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23 Kommentare

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  • IN
    Ihr Namewird nicht

    Genau 1 deutsches Medium berichtete darüber: "Blackface: Pulitzer-Preisträger ruft zum Boykott deutscher Theater auf"

    ich erwarte von der taz, dass man sich hier mehr engagiert, mittlerweile gibt es dutzende artikel aus aller welt dazu nur aus deutschland, da fehlt jedes größere medium.

     

    http://www.publikative.org/2012/10/19/blackface-pulitzer-preistrager-ruft-zum-boykott-deutscher-theater-auf/

  • DL
    Der lentz

    sehr geehrte damen und herren aufgeregtheit

    ihr habt euch einfach mal das falsche ziel gesucht

    da hilft auch kein diesen spezialfall ignorieren und "im prinzip haben wir doch aber recht" wiederholen.

    ihr leistet euch damit einfach nur einen bärendienst

    denn vor der fälligen persöhnlichen entschuldigung ist der fortsetzung der diskusion einfach jeder boden entzogen.

    ob da einfach der wille und der mum fehlt, oder es euch halt reicht euch gegenseitig eure gruppenidentität anhand der bösen unverständigen umwelt bewiesen zu haben ist vom efekt egal.

  • S
    suswe

    Sehr geehrte Damen und Herren Mitweiße,

    ist es denn wirklich für unsere Freiheit so wichtig, Traditionen wie "Blackfacing" weiter zu werwenden? "Schwarz" -Fahren, -Malen, -Arbeiten usw. selbst reichlich zu betreiben? Simd wir deshalb mit unserer "Weisheit" am Ende, wenn es um Schulden- und Umweltkrise usw. geht?

  • N
    Nosce

    Es ist bis Heute ein Weißes Privileg, Begegnungen mit Rassismus [..] entweder zu ignorieren oder in einer analysierenden Außenperspektive zu verharren […] Rassismus kann als komplex von EINSTELLUNGEN – Gefühlen, Vorurteilen, Vorstellungen- und Handlungen beschreiben werden, die darauf beruhen , dass Weiße ( bewusst oder unbewusst) ausgehend von “Rassentheorien”, die den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erhoben haben, aus einer Vielzahl von zumeist visuell sichtbaren körperlichen Merkmalen einzelne (wie etwa die Hautfarbe) selektieren, dichotomisieren und zu einem natürlich gegebenen und RELEVANTEN Kriterium der Unterscheidung erklären. Dabei werden dem vermeintlich gegebenen, statischen und objektiven “Rassenmerkmalen” bestimmte soziale, kulturelle und religiöse Eigenschaften und Verhaltensmuster zugeschrieben[…] Ausgehend von einer konstruierten Normsetzung des “Eigenen” wurde das “Andere” erfunden und homogenisiert. Psychologisch und praktisch dient dieser Kontruktionkomplex Weißen dazu, unterschiedliche Macht- und Lebenschancen ( u.a Die Macht zu definieren was richtig ist) von Weißen und Schwarzen sowie Weiße Aggressionen und Privilegien zu legitimieren[..] Erst durch den Rassismus wurde das Farbspektrum von Hautfarben auf eine Dichotomie von “weiß” auf der einen Seite und “schwarz” auf der anderen reduziert, wobei Weiß-Sein als Norm gesetzt und das “Nicht-Weiße” alterisiert, das heißt zum “Anderen” ,”Un-Normalen” gemacht wurde[…] Hier wird deutlich, dass solche Grenzlinien in einem breiten Farbspektrum willkürlich gezogen werden. Die entscheidende Frage ist, weshalb und auf Grund welcher Kriterien und Machtkontexte dies geschieht und so Unterschiede als gesellschaftlich RELEVANT hergestellt werden und bewertet werden. Im Zuge der Formierung von Rassismus waren Weiße Wissenschaftler bemüht, diese dichotomische Konstruktion wissenschaftlich zu fundieren. Menschliche Körper wurden vermessen, Blutuntersuchungen vernommen. Noch Heute lagern Tausende von Schädeln und Relikte dieser biologistischen Forschungen in deutschen Krankenhäusern und ethnologischen Museen. Viele der Schädel stammen von Menschen, die von der deutschen Kolonialmacht ermordet worden sind.[…] Heute sind diese Thesen widerlegt, so wie auch in anderen Bereichen immer wieder zur Diskussion steht , ob es eine objektivierbare Naturwissenschaft gäbe die grundlegenden menschliche Kategorisierungen “beweisen” könne. Dennoch ist es nicht möglich , diese Klassifizierungen nach “Rassen” einfach zu ignorieren. Auch wenn wir nicht als Schwarze und Weiße geboren werden, werden wir[…] zu diesen [durch gesellschaftliche Sozialisierungsprozess, Schule, Medien, Familie, etc.] gemacht. In Bemühungen, solche Konstruktionen in ihrer politischen und kulturellen Wirkungsmacht anzuerkennen und zu benennen, ohne die rassistischen Inhalte zu transportieren, haben sich in der solchen Überlegung aufnehmenden Wissenschaft und Politik alternative Bezeichnungen durchgesetzt. Dazu zählen die Begriffe “Schwarze/r” und “Weiße”. Sie beziehen sich nicht auf die Hautfarbe , sondern sind politische Begriffe, die darauf abzielen , auf die sozialpolitischen Folgen und historischen Verantwortlichkeiten hinzuweisen. Dabei ist “Schwarze” die politische Bezeichnung fuer all diejenigen , die zu OBJEKTEN des Rassismus KONSTRUIERT werden; Weiße agieren als Subjekte rassistischer Prozesse und Akteure und Akteurinnen rassistischer Handlungen. (Susan Arndt, 2009)

     

    In der Begegnung zwischen Schwarzen und Weißen finden wir häufig die Dynamik des “Blaming the victim”. Das bedeutet das jemandem, dem Leid zugefügt wurde, die Verantwortung für dieses Leiden zugeschrieben wird, obwohl er dafür nicht verantwortlich ist. […] Dies gelingt ihr , indem sie in einer quasi color blind Perspektive ihr Weiß sein nicht thematisiert, sondern als eine objektive Position ausgibt, die Definitionsmacht hat und sich im Besitz eines zeit- und raumlosen Wissen um “Schwarzes […] Verhalten” SICHER ist. […] Durch diese Rhetorik unterminiert der Weise die moralische Integrität der Schwarzen Person, indem er sich selbst aus jeglicher Verantwortung für diese Situation einlässt. Dies ist eine Form der “moralischen Reinigung”. Hier hat die schwarze Person keine Chance gehört zu werden , sie hat keine Stimme, weil die Weiße Person es vorzieht, monologisch den “Anderen” zu entwerfen. Die Maskerade des Weiß –Seins zeigt sich hier also in der Konstruktion eines ‘objektiven’ Raumes (ich bestimme was du fühlst und nicht, ich bestimme was rassistisch ist und was nicht und das ist für alle gültig). Irrationalität, Emotionalität und Inkompetenz werden an den Schwarzen delegiert. […] Der hier zugrunde liegende Konflikt besteht darin, dass i.d.R. der Anspruch besteht, alle Menschen als Gleiche zu behandeln, auf der anderen Seite aber in der Beziehung zwischen Weißen und Schwarzen ständig Hierarchien reproduziert werden. (Ursula Wachendorfer, 2004)

  • H
    Hatem

    Interessant ist ja mal der Hintergrund von Tahir Della selber, insbesondere seine Unterstützung der "Nation of Islam", eine sehr fragwürdige Organisation mit einer äußerst suspekten Ideologie.

     

    Nachzulesen u.a. hier:

    http://www.tagesspiegel.de/berlin/weisser-mann-dunkles-herz/491212.html

     

    Wenn man das weiß, wird die Stoßrichtung seiner Aussagen umso fragwürdiger.

  • JP
    Jelka P.

    Danke Bruder Tahir! Es ist immer schön, auch mal was Gescheites zu lesen!!!

  • D
    Daniel

    Ganz großes Kino, beste Unterhaltung!

    Ich hoffe dieser Artikel, seine Kommentare und auch die Facebook-"Diskussion" wird für die Nachwelt festgehalten. Anhand dieser Primärquellen werden nachfolgende Generationen von Historikern erklären können, was mit einer Nation (ich weiß liebe taz, ganz böses Wort) geschieht, die zwar fast im Wohlstand erstickt, aber u. a. aufgrund zwei verlorener Kriege eine Vielzahl von Zwangsneurosen entwickelt hat. Diese Verhaltensstörungen haben das Boot in dem wir alle miteinander sitzen so sehr ins rollen gebracht, dass leider Kompass, Chronometer, Barometer und Sextant (GPS ist ebenfalls ausgefallen) über Bord gegangen sind, weshalb einige, in vollkommender Orientierungslosigkeit, schon wieder die SA mit Fackeln durch das Brandenburger Tor maschieren sehen, wenn sich ein weißer Schauspieler schwarze Farbe in Gesicht schmiert. Nun kein Wunder, der Führer ist schließlich schon längst als mediale Endlosschleife wiedergeboren worden (und wenn der "alte Adolf" alleine nicht ausreicht, müssen auch noch seine Hunde, Köche oder Friseure an die mediale Front geschickt werden.)

    PS: Schön übrigens zu sehen, dass sich bei unseren deutschen "Aktivisten" (was man auch immer unter diesem Begriff verstehen soll?) nichts geändert hat. Angebliche Missstände und Ungerechtigkeiten werden lediglich selektiv wahrgenommen und es wird auch nur etwas angeprangert, wenn man dabei nichts riskieren muss.

    Wahres Leid ist ihnen dagegen vollkommen egal!

    So ähnlich verhält es sich schließlich auch mit den Sektierern von PETA, die würden sich ja auch niemals an die Kutte eines Hells Angels-Mitglied wagen.

    Und somit schließt sich der Kreis und der andere Shitstorm der letzten Tage wäre damit auch abgearbeitet.

  • A
    Achtung

    Frau Merkel hat doch tatsächlich Sternsinger empfangen unter denen ein weißes Mädchen mit geschwärztem Gesicht einen der drei Könige spielte.

    Wie rassistisch ist das denn von Frau Merkel?

  • A
    ama.dablam

    Herr, unsere täglichen Revolutionswächter gib uns heute...

     

    ...und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns durch unsere persönlichen [...]aktivistInnen, [...]schützerInnen, [...]bloggerInnen und [...]beauftragte.

     

    Denn Deren ist das Netz und die Wahrheit und die persönliche Befindlichkeit in Ewigkeit.

     

    Amen

  • K
    kto

    Muss der Glöckner von Notre Dame immer und überall von einem Behinderten gespielt werden? Shylock von einem Juden? Madame Butterfly von einer Japanerin? Muss für die Aufführung von Rossinis "Petite messe solennelle" weltweit ein Sänger-Kastrat gesucht werden, der sich andernfalls "diskriminiert" vorkommen könnte? Was ist, wenn ein Schwarzafrikaner den Deutschen Faust spielt und ein Chinese den ebenfalls deutschen und weißen Freischütz? Kurz: Wer hier "Rassist!" ruft ist selber einer.

     

    "Ich bin nicht rassistisch, ich meinte das nicht rassistisch - also ist es nicht rassistisch." Klasse Argument - auch wenn die Denkfigur von Herrn Della hier nur karikiert weil abgelehnt wird. Allerdings sollte sie dann auch bei jeder Kopftuch- oder Burkaträgerin abgelehnt werden, die uns glauben machen will: "Ich grenze mich nicht aus, ich meine das nicht antiemanzipativ - also ist es keine Geltendmachung der islamischen Differenz, sondern im Gegenteil: mein Beitrag zur Integration!"

  • H
    Hatem

    Da wird völlig rasssismus-unverdächtigen Menschen Rassismus vorgeworfen. Manche haben eben den Adlerblick für das Unwesentliche.

     

    Nur, weil jemand, der schwarz ist, etwas als rassistisch empfindet, ist es nicht notwendig und objektiv auch rassistisch! Aber wer sich selber immer als Opfer fühlt, der ist auch eines.

  • E
    Elephunt

    3 Dinge von mir zu diesem Thema:

     

    1. @"moment mal": was soll bitte ein "Halbschwarzer" sein?

     

    2. Ich finde, es sollte kein Problem sein, dass einE SchauspielerIn jede beliebige Rolle spielt unabhängig von Hautfarbe, Alter, Geschlecht, Religion. Ich frage mich aber, warum ein Weißer mit Schuhcreme angemalt werden muss, um einen Schwarzen aus ihm zu machen. Der Stereotyp des "Schwarzen" besteht schließlich aus weit mehr, als nur der Hautfarbe.

    Falls es für den Regiesseur so wichtig gewesen ist, dass der Schwarze tatsächlich schwarz aussieht, dann sei es drum.

     

    3. Unabhängig von dem Inhalt des Theaterstücks oder den Gründen für das Schwarzanmalen eines weißen Schauspielers: Ich finde die Plakate derart einschüchternd, unglücklich gestaltet, beleidigend und diskrimierend, dass ich froh bin, dass auf meinem Weg zur Arbeit keines mehr hängt.

  • S
    Sally

    Wie kann man den Artikel nur unter "Rassismus im Theater" bringen? Ich dachte, der Hallervorden wäre jetzt verrückt geworden und brächte ein Stück auf die Bühne, in dem ein Dunkelhäutiger ein augenrollender, naiv-dümmlicher - sorry - Bimbo ist. Ein geistig minderbemitteltes Äffchen, weit entfernt von den Möglichkeiten und Fähigkeiten der edlen, überlegenen weißen Rasse.

     

    Macht doch bitte die gegenwärtige Hysterisierung von allem in "den" (vielen) Medien nicht mit.

     

    Ich werde mir das Stück wahrscheinlich ansehen, bin jetzt neugierig geworden.

  • MM
    moment mal

    "Wäre es in einem Kindertheater vertretbar, wenn ein paar Kinder Plantagenbesitzer und ein paar andere Sklaven spielen würden?" Du sagst vielleicht ja. Aber ich denke kaum, daß soetwas - auch mit guter Absicht - von 5-7 jährigen für ebensolche gespielt wird. Aus dem einfachen Grund: Die meisten haben nicht vor, einem noch reinen, was Rassismus angeht geradezu unschuldigen Publikum gleich das eingemachte von rassistischer Geschichte zu präsentieren. Und so sehe ich das auch mit dem angemalten weißen Bliese, dem Blackfacing: Wir leben in 2012. Der Mensch hat sich in der westlichen Welt weitestgehend (Gott sei Dank) von tolerierter Menschenverachtung verabschiedet. Und denoch muß deutsches (Anmerkg.: Deutschland ist seit tsd Jahren ein Einwanderungsland) Theater eine Methode aus Zeiten des rassistischen Theaters benutzen? Ich und auffälligerweise noch eine nicht unbedeutend große Zahl von Menschen finden diese Praxis äußerst fraglich und wünschen uns schnellstens eine zeitgemäßere und weniger mit Diskriminierung konektierte Methode einen Schwarzen darzustellen. Die Frage ist: Warum eigentlich nicht? und genau da ist der Haken...: warum eigentlich nicht? - wenn es für Bliese so leicht ist einen 80jährigen Schwarzen darzustellen, dann ist es für einen sagen wir mal 40jährigen Schwarzen, halbschwarzen Schauspieler sicher nicht schwer einen 80jährigen Schwarzen dazustellen. Und es gibt viele talentierte und gute Schwarze Schauspieler um die 40 in Deutschland. Nochmal meine Frage: Warum eigentlich nicht?

  • J
    jonas

    Tahir Della hat völlig recht.

    Viel mehr lässt sich dazu nicht sagen owohl noch vieles zu sagen wäre.

  • M
    Maria

    da muss ich mich doch wundern, auf der fb Seite haben sehr sehr viele Menschen Ihre Einstellung zum rassismus geteilt.

  • V
    vice

    Die Annahme, dass die Technik des Blackfacing in Deutschland keine rassistische Tradition hat, ist übrigens noch nicht mal korrekt. Blackfacing hat zum einen zumindest im deutschen Film* eine rassistische Tradition und zum anderen, und hier noch deutlich ausgeprägter und sich direkt auf die amerikanischen Minstrel-Shows beziehend bzw. daraus speisend, in der deutschen Produkt- und Werbelandschaft**.

     

     

    *) vgl. z.B.: http://www.bpb.de/themen/QIUTVK,0,0,Irgendwo_ist_immer_Afrika__.html

     

    **) vgl. z.B.: David Ciarlo: Advertising Empire. Race and Visual Culture in Imperial Germany.

  • N
    Nap

    Es ist doch schön zu sehen, dass die künstlerische Freiheit in Deutschland dann auch von der Gesellschaft mehr respektiert wird, als diffuse Gefühle Berufsbetroffener. Ich habe mich mit einzelnen farbigen Freunden über dieses Thema unterhalten und es interessiert sie nicht. Ich habe ihnen gebeichtet, bemalter Sternsinger gewesen zu sein, und sie fanden es lustig.

     

    Gott sei Dank werden bei uns Mohammed Karikaturen abgedruckt und der Othello vom best geeignetesten Darsteller aufgeführt, selbst wenn er bei seiner Hautfarbe das Manko weiß hat.

  • WB
    Wer bestimmt

    Was der gute Mann da durch die Blume sagt ist doch nichts anderes als: Rassismus/Sexismus/irgendwas-ismus ist immer dann, wenn sich auch nur eine/einer (man will ja nicht gleich wieder angegriffen werden) irgendwie angegriffen fühlt. Vielleicht sollte der gute Mann mal darüber nachdenken, welche Büchse der Pandora er damit aufmacht.

    Wenn jede Befindlichkeit zur moralischen Instanz erklärt wird wird die Moral als solche wertlos. Katastrophal und unverständlich.

  • SN
    so nicht!

    völlig undifferenzierter befindlichkeitsterror.

    wir befinden uns nicht im 19. jh., nicht im amerika zu zeiten der rassentrennung. eine tradition von "blackface" existiert hier nicht. der begriff ist bis vor kurzem nicht einmal allgemein bekannt gewesen. warum auch? es ist nicht erste brügerpflicht, jede erdenkliche diskriminierung aus allen zeiten und auf allen kontinenten zu kennen und sich darauf einzustellen.

     

    hier einen rassismus zu behaupten ist nicht nur spitzfindig, es trägt den rassismus namens "blackface" überhaupt erst in unsere gesellschaft hinein. man importiert und instrumentalisiert einen überwundenen rassimus, um sich über 100 jahre später einen moralischen vorsprung zu verschaffen und seinen opferstatus zu zementieren.

     

    vermutlich haben die wenigsten von denen, die sich da aufspielen, schon selbst rassismus erlebt, der mit dem des 19. jahrhunderts vergleichbar wäre, und wissen nur aus büchern, wovon sie eigentlich reden.

  • J
    Jana

    Wenn Tahir Della feststellt, dass das sogenannte blackfacing in Deutschland "als rassistisches Ausgrenzungstool fungiert, um Schwarze Schauspieler von deutschen Bühnen fernzuhalten", dann bringt er damit zum Ausdruck, dass hier die Rassismus-Karte gespielt wird, um sich ökonomische Ressourcen für die eigene Klientel zu sichern:

    Wenn Weiße sich anmalen, dann wird kein Schwarzer mehr als Schauspieler gebraucht, deshalb kritisieren wir das anmalen, damit mehr Schwarze Schauspieler engagiert werden. Chuzpe, das so offen und unverblümt zu sagen.

     

    Und jetzt, nachdem die Motive offen ausgesprochen sind, soll die Theaterleitung und Gesellschaft eine "Rassismusdefinition annehmen, die von einer Gruppe im Internet als allgemeingültig behauptet wird" und dies weil "Betroffene sagen, dass sie etwas als rassistisch empfinden" und deshalb "muss die Mehrheitsgesellschaft diese Gefühle anerkennen".

     

    Hier schmeißt Herr Della Dinge durcheinander: wer spricht denn diesen Internet-Empörten ihre Gefühle ab? Niemand! Natürlich empfinden viele der Empörten das wirklich als rassistisch und sehen es nicht nur als Mittel um mehr Schwarze Schauspieler in Lohn und Brot zu bringen.

    Der springende Punkt ist aber, dass die Gefühle oder das Denken mancher Menschen, auch wenn sie von rassistischen Übergriffen oder Ausgrenzung betroffen sind, ihnen noch lange nicht die Definitionsmacht darüber gibt, was Rassismus ist. Spätestens seit der Aufklärung ist das Opfer nicht mehr Ankläger und Richter zugleich. Menschen müssen sich selber eine Meinung darüber bilden, was als Rassismus begreifen. Eine Theaterinszenierung mit konstruierbaren Ähnlichkeiten zu rassistischen Schauspielen vor 150 Jahren fällt zum Glück nicht darunter.

  • F
    fidel

    hmmm,

    schwarze schrift auf weißem hintergrund, ist irgenwie auch rassistisch. na, klar der weiße anteil dominiert.

    geht garnicht, auf auf, ihr antifanten, da lässt sich

    was draus machen.

  • DL
    der lentz

    so ein unsinn

    die wertung einer handlung muss natürlich IMMER von der absicht ausgehen

    ansonsten müsste ich mir einen bart wachsen lassen um die muslims/juden/neuheiden nicht zu beleidigen,mich gar einer religion anschliessen.

    frauen müssten in burka rumlaufen um nicht z.b. ortodoxe, juden,muslims und katholiken durch den anblick ihrer gestalt, zwar nicht absichtlich, aber das maß der dinge ist ja die bewertung durch die "opfer", in bedrängniss zu bringen.

    wie zum teufel kann sich der kerl hinnstellen und sowas von sich geben?

    in welcher welt lebt der?

     

    sich auch noch hinnzustellen und zuzugeben das es um das was man angreift gar nicht geht, sondern man die kampagne sowieso fahren wollte, man also ebenmal, gegen das bessere wissen das die argumente eigentlich nciht zutreffen, aber was nicht passt wird halt passend gemacht einen rufmord versucht zu begehen, nur um zu beweisen das mans kann

    unglaublich

    kann man die nicht verklagen

    aber das würde sicher als ungerecht empfunden werden, da ja nicht die absicht, in diesem fall unschuldige zu schädigen, zählt, sondern nur die wirkung auf unbeteiligte dritte; und die ist zumindest in meinem fall ein sympathiezuwachs für hallerforden.