Rapperin Finna über ihr erstes Album: „Gefühle sind geil“

Die Hamburger Rapperin Finna plädiert dafür, Gefühlen Raum zu geben. Sensibilität sieht sie als Stärke.

Finna, eine dicke Frau mit Hut, rappt

Gegen toxische Männnlichkeit: Finna rappt Foto: Georg Wendt/dpa

taz: Finna, ist das Wortspiel „Zartcore“ politisch?

Finna: Auf jeden Fall. Gerade in einer Leistungsgesellschaft wird uns immer wieder gesagt, besonders cool und hart zu sein. Das Zarte hingegen wird abgewertet. Es steht dafür, dass wir keine Leistung bringen können und damit nicht gesellschaftsfähig sind. Du kannst nichts leisten? Dann bist du nichts wert. Das vermeintlich Schwache als Stärke zu nutzen, ist daher eine politische Aussage.

Wieso sehen Sie Sensibilität als Stärke?

Ich sehe sie als Stärke, weil es verdammt viel Kraft kostet, Softness zu zeigen. Es ist leichter, ein Schutzschild aufzubauen und nicht ehrlich zu sein, als wirklich zu Gefühlen zu stehen und sich verletzlich zu zeigen.

Deshalb auch die Line: „Fühle Gefühle und komm drauf klar“?

Genau. Sie entstand aus der Wut auf toxische Männlichkeit heraus und ist eine Aufforderung zu fühlen. Gefühle sind nicht nur anstrengend, sondern auch geil.

Sie brechen zudem mit gängigen Leistungsnarrativen – wie vereinbaren Sie das mit dem kommenden Tourleben?

Finna31, ist Rapperin und Sängerin und Teil des feministischen Hip-Hop-Kollektivs Fe*­Ma­le Treasure. Sie macht sich für sexuelle Selbstbestimmung, gegen Homophobie und Bodyshaming stark.

Ich nehme meine Lieblingspeople mit – Saskia Lavaux spielt Schlagzeug und Henry Jacobs den Bass. Wir haben uns Trio Amore genannt und genau das sind wir auch.

Ist das inhaltliche Konzept oder der Rhythmus wichtiger für die Line?

Mir ist die Message des Songs sehr wichtig. Wenn ich anfange zu schreiben, startet es immer aus einem Gefühl heraus. Dann kommt manchmal das Thema zuerst und manchmal kommen die Worte, aber das Gefühl bleibt die Konstante. Mich heilt es, dass ich fühle. Ich glaube, dass verletzte Menschen andere verletzen und heilende Menschen sich gegenseitig heilen. Meine Tracks handeln von Themen, in denen ich bereits geheilt bin. Es sind natürlich nicht alle auf dem Album gelandet, weil es Themen gibt, die ich niemandem geben alle wissen, dass wir gemeinsam eine gute Zeit habenmöchte.

Die Tracks haben Sie im Studio Waltraut, Ihrem Zuhause produziert. Wieso?

Konzert Finna und Malonda: Di, 31. 5., 20 Uhr, Schwankhalle Bremen, Buntentorsteinweg 112/116

Weitere Konzerte von Finna: Fr, 3. 6., Lüneburg, Lunatic Festival; Sa, 18. 6., Osnabrück, Fairytale Festival

Wir hatten zuerst ein großes Studio gemietet, aber da habe ich mich nicht wohl gefühlt. Ich brauche mein Wohnzimmer, meine Atmosphäre. Diesen Safer Space fühlt man auch auf dem Album. Ich war nur umgeben von meinen queeren Lieblingen.

Diesen Raum haben Sie bei Konzerten nicht.

Auf der Bühne versuche ich immer mit den Leuten zu connecten, damit ich nicht das Gefühl habe, die Show alleine zu machen. Ich möchte, dass alle ein Teil davon sind. Wenn ich die Leute mitnehme, dann überwinde ich die Distanz von der Person auf der Bühne zu der Person im Publikum. Das beste Konzert ist, wenn es sich vermischt und alle wissen, dass wir gemeinsam eine gute Zeit haben.

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