Raketenstart in Norwegen verschoben: Vorerst keine deutsche Rakete im All
Zu starker Wind: Testflug der Rakete eines bayerischen Start-ups vom Nordkap in den Weltraum wird abgesagt. Unternehmen hält das für kein Problem.
Ursprünglich sollte die „Spectrum“ am Montag um die Mittagszeit vom norwegischen Weltraumbahnhof Andøya zu einem Testflug abheben. Andøya ist eine Insel nördlich des Polarkreises. Von dort sind bislang sogenannte suborbitale Raketen gestartet, die unter anderem für Forschungsmissionen verwendet werden.
Der Start der „Spectrum“ musste verschoben werden, der Wind war zu stürmisch. Der Countdown der Rakete, die bereits aufgetankt auf dem Startplatz stand, wurde abgebrochen. Die Rakete muss nun zunächst wieder entleert werden. Bis zum nächsten Starttermin. Der soll so bald wie möglich bekanntgegeben werden, teilte das bayerische Start-up mit.
Und: Die Verschiebung sei kein Problem, in der Vergangenheit habe es noch kein Unternehmen geschafft, gleich seine erste Rakete in den Orbit zu bekommen. Ein erfolgreicher Testflug von „Spectrum“ gilt in der Branche als Durchbruch für Europas immer noch kleine Raumfahrtindustrie, weil dann vom Nordkap aus Kleinsatelliten in eine Polar-Umlaufbahn befördert werden könnten.
Indien überholt Europa
Im vergangenen Jahr hatte sogar der Raumfahrtnewcomer Indien mehr Raketen abheben lassen als Europa. Als Ursache gelten dafür die jahrelangen Verspätungen bei der Entwicklung der 62 Meter langen europäischen Trägerrakete Ariane 6.
400 Millionen Euro hat Isar Aerospace für seine kleine Rakete bislang von Kapitalgebern einsammeln können, darunter der Volkswagen-Hauptaktionär Porsche SE und der Nato Innovation Fund, ein von 24 Nato-Staaten unterstützter Wagniskapital-Fonds.
Eine eigene Raumfahrtindustrie gilt für ExpertInnen in Zeiten der neuen Geopolitik als wünschenswert. Das Argument: Europas Souveränität ist in Gefahr, wenn sich der alte Kontinent nicht mehr auf die USA und ihre mächtige Raumfahrtindustrie verlassen kann und Elon Musk der im Krieg stehenden Ukraine sogar damit droht, die Kommunikation mit seinen Satelliten abzustellen. Im Krieg gegen die Ukraine zeige sich, wie entscheidend Satelliten und Weltraumbeobachtung für die Verteidigung seien, argumentieren die Raketenbauer aus München.
„Spectrum“ soll künftig kleine und mittelgroße Satelliten ins All bringen können. Isar Aerospace will eines Tages bis zu 40 Trägerraketen pro Jahr ins All schießen – und so auch SpaceX, der Weltraumfirma von Elon Musk, Konkurrenz machen. Deren „Falcon 9“-Rakete ist 70 Meter lang und kann bis zu 22,8 Tonnen schwere Satelliten transportieren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
„Friedensgespräche“ in Riad
Die Verhandlungen mit Russland sind sinnlos
Trumps Kampf gegen die Universitäten
Columbia knickt ein
AfD im Bundestag
Keine Schlüsselposition für die Feinde der Demokratie
Illegales Autorennen in Ludwigsburg
Männer mit Mercedes im Kopf
Buch über Gaza
Giftige Dröhnung
Kostenloser Nahverkehr
Schafft endlich die Tickets ab