: Raketengetöse in Indien und Pakistan
■ Nach pakistanischem Raketentest sagt Indien, seine Raketen könnten Pakistan überall treffen. Washington ist über Test enttäuscht
Delhi (rtr/dpa/AFP) – Indien hat nach dem erfolgreichen Test einer Mittelstreckenrakete durch Pakistan angekündigt, jeden Ort in dem Nachbarstaat mit eigenen Raketen erreichen zu können. Niemand in Indien brauche wegen der eigenen Stärke besorgt zu sein, die Regierung habe die Situation unter Kontrolle, zitierte die indische Nachrichtenagentur PTI Verteidigungsminister George Fernandes gestern in Neu-Delhi. Es dürften noch Jahre vergehen, bis Pakistan eine Mittelstreckenrakete einsetzen könne. Derzeit gebe es zudem keinerlei Kriegsgefahr mit dem Nachbarstaat. Fernandes sagte, Indiens hindu-nationalistische Regierung plane im Juni eine Aufstockung des Verteidigungsetats.
Pakistans Test verstärkt nach Angaben von Wissenschaftlern in Neu-Delhi den Druck auf Indiens Regierung, die vor fünf Jahren unterbrochene eigene Entwicklung von Raketen fortzusetzen. Indiens Agni-Rakete hat eine Reichweite von 1.500 Kilometern für eine Nutzlast von einer Tonne und von 2.500 Kilometern für eine Last von 500 Kilogramm. Pakistan hatte am Montag den erfolgreichen Test einer Mittelstreckenrakete vom Typ Hatf-V „Ghauri“ mit einer Reichweite von 1.500 Kilometern und eine Nutzlast von 700 Kilogramm gemeldet. Die Boden-Boden-Rakete hatte nach Angaben des Außenministeriums ein 1.100 Kilometer entferntes Ziel wie geplant getroffen. Die Rakete solle als Satellitenträger verwendet werden. Indien wirft Pakistan jedoch vor, das Raketenprogramm gehöre zur atomaren Aufrüstung des Nachbarn. Pakistans Rakete ist nach einem Kaiser des 12. Jahrhunderts benannt, der einen Krieg gegen das hinduistische Indien gewann.
Die USA äußerten sich unterdessen enttäuscht über den pakistanischen Test. Washington befürchte eine Gefahr für die Stabilität der Region, wenn Indien und Pakistan Raketen entwickeln oder anschaffen, sagte der Sprecher des Außenministeriums, James Foley, in Washington. Er rief beide Länder zur Zurückhaltung auf.
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