piwik no script img

Rätsel um drei rote Pillen

■ Eishockey-WM: Dopingfall Krupp /BRD - USA 3:6

Bern (dpa/taz) - Der gute „Geist von Spiez“ ist zum bösen Spuk geworden. Der zwei Tage bettlägerige Bundestrainer Xaver Unsinn war am Samstag gerade wieder auf den Beinen, als ihm im Mannschaftsquartier am Thuner See ein gehöriger Schreck eingejagt wurde. Zum zweiten Mal nach den Olympischen Spielen 1972 in Sapporo mit Alois Schloder als „Sünder“ wurde die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft von einem Dopingfall erschüttert. Der nach dem Freitagspiel gegen die CSFR „erwischte“ Uwe Krupp kann bei der Weltmeisterschaft die Koffer packen, sollte auch die Gegenprobe ein postives Ergebnis bringen.

Zwischen Lachspastete, Tomatencremesuppe und Rinderfilet verkündete Otto Wanner, Präsident des Deutschen Eishockey -Bundes (DEB), am Samstag: „Wir haben soeben die Nachricht erhalten, daß die Analyse der Urinprobe des Spielers Krupp positiv war.“ Zunächst Totenstille, dann Entsetzen. Xaver Unsinn wirkte wie gelähmt. „Ein Wahnsinn.“ Zu mehr Worten war der 60jährige nicht in der Lage. Nur die Spieler ließen sich nicht stören und schauten weiter fern.

Uwe Krupp gab den DEB-Mannschaftsärzten Prof. Erwin Hipp und Dr. Jochen Paulsen zu Protokoll, er habe vor dem letzten Play-Off-Spiel mit seinem Klub Buffalo Sabres vor einer Woche „drei rote Pillen“, zwei am Samstag, eine am Sonntag, geschluckt. Ein Mittel gegen Erkältung und Grippe namens Sudafed, das in der nordamerikanischen Profiliga (NHL) alle nähmen und in jedem Supermarkt zu kaufen sei. Spuren des in Sudafed enthaltenen Ephedrins, ein Mittel mit aufputschender Wirkung, waren am Samstag bei der Untersuchung gefunden worden.

Spätestens am frühen Montag soll das Ergebnis der vom DEB beantragten Gegenprobe vorliegen. Wird das Ergebnis der A -Probe bestätigt, wird Krupp 18 Monate für internationale Spiele gesperrt; das Spiel gegen die CSFR (0:3) mit 0:5 Toren gewertet. Auf die dem Weltverband nicht angeschlossene NHL hat diese Maßnahme keinen Einfluß.

Im Abstiegskampf, der gestern mit dem Spiel gegen die USA begann, bedeutet der Ausfall Krupps eine herbe Schwächung. Nachdem das Unsinn-Team mit 0:5 in Rückstand geraten war, half auch die erstaunliche Torflut in den letzten zehn Minuten nichts mehr. Nur drei WM-Tore hatten die Stürmer bislang erzielt, genausooft trafen sie in wenigen Sekunden im Schlußabschnitt. Dennoch hieß es schließlich 6:3 für die USA.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen