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RadsportT-Mobile will Sponsor bleiben

Auch in Zukunft wird der Mobilfunkanbieter den Profi-Radsport unterstützen. Doch wehe, es gibt einen neuen Dopingfall.

Finanzieller Beitrag der Fahrer zum Anti-Doping-Kampf: T-Mobile-Team im Jahr 2004 Bild: ap

BERLIN taz Zwei Wochen Zeit wollten sie sich nach der turbulenten Tour de Dopage nehmen, um das Sponsoring im Radsport zu überdenken. In diesen zwei Wochen haben sich die Verantwortlichen die Köpfe heiß und magentarot geredet, es wurde "intensiv, offen und kontrovers" diskutiert, wie Christian Frommert, Kommunikationschef der Deutschen Telekom, auf der gestrigen Pressekonferenz in Saarbrücken sagte. Herausgekommen ist in der Phase des Bedenkens aber nicht sehr viel. T-Mobile macht weiter. Das Radteam bleibt. Der Konzern finanziert die gefallenen Helden bis 2010. 12 Millionen Euro sind es allein in diesem Jahr, die Bob Stapletons "neue Straßensportgesellschaft" (Frommert) bekommt. Stapleton ist der Teamchef der Straßensportler im T-Mobile-Trikot.

Während der Geflügelverkäufer Wiesenhof sein Radteam zum Ende der Saison auflöst und auch Sprudelproduzent Gerolsteiner sein Sponsoring dem Vernehmen nach beendet, setzt die Telekom ihr Engagement also fort. "Wir übernehmen die Verantwortung für eine Partnerschaft, die wir seit über 16 Jahren führen", sagte Frommert. "Wer verändern will, darf nicht weglaufen." Ein Rückzug hätte "die Anstrengungen der letzten Wochen zur Makulatur werden lassen". Dumm nur, dass inmitten der größten Anstrengungen, die Dopingmentalität auszumerzen, der T-Mobile-Profi Patrik Sinkewitz positiv getestet wurde; er hatte künstliches Testosteron im Blut. Das war ein Schock für die selbst ernannten Saubermänner des Radsports. Sollten sie ihr Geld spuckendes Perpetuum mobile weiterfahren lassen?

Auch in Zukunft will T-Mobile keine Garantie für einen sauberen Sport im Team der 27 Fahrer und 11 Fahrerinnen geben, sagte Frommert, man werde den Sportlern auch keine Garantieerklärung abnötigen. Bei einem weiteren Dopingfall will T-Mobile das Sponsoring jedoch "umgehend beenden". Die Profis fahren also auf Bewährung. Doch nicht nur das, sie müssen auch bluten, das heißt, einen Teil ihres Gehalts für den Anti-Doping-Kampf abgeben. Telekom rundet den Betrag dann gönnerhaft auf 1 Million Euro auf und will in die Grundsanierung einer korrupten Szene investieren. Wie hoch die Selbstbeteiligung der Radprofis sein wird, wurde nicht gesagt.

"Wir kapitulieren nicht vor aktuellen Schwierigkeiten", sagte Hamid Akhavan, Vorstandsvorsitzender von T-Mobile, "wir wussten, dass der eingeschlagene Weg schwer werden würde." In Zukunft werde der Rennstall noch enger mit der Nationalen Anti-Doping-Agentur in Bonn zusammenzuarbeiten, die ohnehin schon 450.000 Euro von der Telekom für Vertrauen stiftende Maßnahmen und Dopingtests erhält.

Und auch die Kontrollen sollen jetzt noch besser werden. Bisher führt das Radteam selbst Blutvolumentests durch. Es hat seinen Angestellten überdies DNA-Proben entnommen; wegen eines abnormalen Blutwertes ist der Ukrainer Sergei Gontschar im Vorfeld der Tour de France entlassen worden.

"Der verlässliche Partner in der Krise" (Akhavan), die spendablen Gutmenschen aus Bonn, schicken heute ihre Radler wieder los. Die Deutschland-Tour beginnt in Saarbrücken. Wäre doch wirklich zu schade gewesen, wenn jetzt, da auch die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten wieder Gefallen am Radsport gefunden haben und eine Stunde täglich live übertragen, ausgerechnet die Athleten mit den schwarzen Hosen und den lila Leibchen nicht mehr im Bild gewesen wären.

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