■ Radiodays: Donnerstag / Sonntag
Um 15 Uhr hat MDR-Kultur Zeit für ein deutsches Schicksal: Neunzehn Jahre lang versah Wolfgang Mütze treu und redlich seinen Dienst an der DDR-Grenze. Sein Alltag waren Paßkontrollen und Fahndung nach Republikflüchtigen. Dann kam der 9.-November-Schock: „Die Mauer war für uns Grenzer doch eine Art Ideal. Und dann sitzen da Leute drauf und baumeln mit den Beinen.“ Seit 1990 ist Herr Mütze nun arbeitslos. Sein Trost: „Für die Tschechen bin ich noch der Kollege“.
Eine heute fast unbekannte Person der literarischen Moderne erweckt der Rias um 23.00 Uhr zu neuem Leben. Das Wort ist ein unerklärliches Geräusch erzählt von der Schriftstellerin und Kunsthistorikerin Ilse Schneider-Lengyel. Während des Zweiten Weltkriegs lebte sie als Frau eines französischen Malers im besetzten Paris. Nach Deutschland zurückgekehrt, zählt die Literatin zu den ständigen Gästen und Gastgebern der „Gruppe 47“-Tagungen. Aber der offizielle Literaturbetrieb war ihr stets suspekt. So kam es, daß sie Mitte der Sechziger unbemerkt untertauchen konnte und 1969 als unbekannte, „verwahrloste Person“ von der Polizei aufgegriffen wurde. Im Jahr 1972 verstarb Inge Schneider-Lengyel in der Psychiatrie.
Quer durch die Kulturgeschichte verfolgt das AutorInnen-Duo Breuer/Leusch eine urmenschliche Haßliebe zum anderen: Das Fremde und das Eigene kommt um 22.15 Uhr beim DLF.
Die SFB 3-Sendereihe „Good Morning America“ erteilt um 22.00 Uhr der Essayistin Susan Sontag das Wort: Schlicht Baby heißt ihr erzählerisches Portrait einer amerikanischen Durchschnittsfamilie. GeHa
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