piwik no script img

■ RadiodaysMittwoch

Angenehm Philosophisches hat der Deutschlandfunk am diesjährigen 9. November zu bieten und gemahnt mit Vom menschlich bemessenen Maß an die Aktualität des antiken Denkens. Hoffen wir, daß es was nützt, die Nation auf die vorsokratische Denke zu stoßen, die den hybriden Menschen zu Recht als Störenfried des gegebenen Kosmos tadelte (21.35 Uhr).

Von den vielen Möglichkeiten, dem bedeutungsschwangeren Datum historisch zu begegnen, hat der SFB 3 sich die Beste rausgefischt: In Getting her own back verbindet eine Koproduktion von BBC und MDR das „1989“ mit dem, was nach 1933 geschah und die Teilung des Landes überhaupt verursachte. So bleibt das Auge angenehm frei von sentimentalen Freudentränchen. Holger Jackischs Feature verschafft nämlich einer alten Dame Gehör, wohnhaft in London, die seit 1993 im Clinch mit einem deutschen Minister liegt: Rückblende 1, 1933: Weitsichtig verläßt die jüdische Familie jener Mrs. Aviva G. ihre Heimatstadt Berlin (wie wir uns denken können, nicht freiwillig) und zieht nach England. Leider hing Onkel Fritz, der Geschäftsmann, an seinem Besitz, blieb in Nazideutschland und teilte so das Schicksal von Millionen Juden. Nachdem er 1937/38 im Zuge der Enteignung jüdischer Besitzer sein Geschäftshaus zum Schleuderpreis „verkaufen“ mußte, wurde er 1943 in Auschwitz ermordet. Rückblende 2, 1989: Die Jubelstimmung der frühen Novembertage mit anschließender Wiedervereinigung lassen Onkel Fritz' Erbin Aviva G. hoffen, das vom Unrechtsstaat gestohlene Familieneigentum wieder zurückzuerlangen. Was sie nicht bedachte: Dieses Haus in bester Geschäftslage war im neuen Deutschland so attraktiv, daß ein Minister hier flugs seine Berliner Amtsstube aufschlug...(22 Uhr). Geha

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen