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Radioaktiver StahlKontrolllücken schließen

Greenpeace fordert besseres Überwachungssystem, um Einfuhr von radioaktiv belastetem Stahl zu verhindern.

Greenpeace-Aktivisten protestieren gegen Atomkraft. Bild: reuters

BERLIN taz Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat ein engeres Kontrollnetz für den Import von recyceltem Stahl gefordert. Hintergrund sind rund 150 Tonnen radioaktiv belasteter Stahl, die seit August nach Deutschland geliefert wurden. "Dass so etwas überhaupt möglich ist, zeigt die Lücke im System", sagte Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital am Montag auf Anfrage der taz. Nach seiner Auffassung müssten Stahlimporte an allen Außengrenzen der EU ohne Ausnahme auf radioaktive Strahlung untersucht werden. Bislang fänden diese Prüfungen nicht immer statt.

Die Lücken im Kontrollsystem haben auch dazu geführt, dass durch Kobalt 60 belastete Stahlprodukte aus Indien in die Bundesrepublik geliefert wurden. Offenbar sind beim Einschmelzen von Altstahl in indischen Gießereien entsprechende Geräte - möglicherweise aus der Strahlenmedizin - mit in den großen Schmelztiegel gekommen. Fünf Tonnen mit hoch belastetem Material sind bereits sichergestellt. Die Strahlendosis habe bei bis zu 1 Millisievert je 24 Stunden gelegen, sagt Smital. "Das entspricht der Dosis, die ein Mensch pro Jahr aufnimmt, und ist der Grenzwert für die Bevölkerung."

Das Problem für die Industrie sind aber Aufzugknöpfe oder andere Maschinenteile, deren radioaktive Belastung noch unter den Grenzwerten liegt, die aber kaum noch verkäuflich sind. Wie damit umgegangen wird, haben gestern Vertreter des Bundesumweltministeriums, der zuständigen Länderbehörden und der Stahlindustrie besprochen. Ergebnisse lagen zum Redaktionsschluss nicht vor.

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6 Kommentare

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  • BW
    b. w.

    @ Bürger G: Wie so oft unterschieben Sie jmd. Dinge, die diese Person nirgends behauptet hat. WO bitte bezieht sich Wanja hier auf irgend eine Taz-Meldung? Es gibt auch andere Quellen. Freilich nicht unbedingt nur die, aus welchen Sie Ihre Vorurteile beziehen.

  • BG
    Bürger G.

    @Wanja: ich finde es toll, dass du die grandiose Falschmeldung der TAZ in Belgien ansprichst (AKW-Panne in Belgien;Der verschleppte Nuklearunfall;Tagelang blieben die Einwohner einer belgischen Stadt über einen Nuklearunfall in ihrer Nähe im Ungewissen. Erst vier Tage nach der Panne wurde der Vorfall als schwerwiegend eingestuft. VON DANIELA WEINGÄRTNER), denn die TAZ sprach ja von AKW Panne. Trotzdem bedauerlich, dass das passiert ist, aber wie waren denn die Auswirkungen? Wie hoch die Emissionen? Die Folgen? Jeder der hier ernsthaft über Radioaktivität sprechen will, sollte sich genau mit ihr befassen! die Schwankungen der natürlichen Radioaktivität sind imens! Es gibt Orte auf der Welt, da bekommen die Leute auf natürlichem Wegen 20 mSv und mehr im Jahr ab (Brasilien, Iran) und dort sind KEINE Uranabbaugebiete und eine Häufung an Krebserkrankungen sind definitiv nicht feststellbar!

    Des Weiteren kann man aus den in Deutschand stehenden Kernkraftwerken KEIN waffenfähiges Plutonium erbrüten und es gibt Reaktorkonzepte die durch Grüne und SPDler abgeschaltet wurden (THTR) die durch Thorium betrieben die Gefahr von waffenfähigem Plutonium sowie die Kernschmelze AUSSCHLIESSEN!

     

    ....Deine Argumente ziehen also nicht so wirklich (natürlich hast Du recht, dass es Firmen und Vorfälle gibt, die nicht ganz "sauber" waren, aber deshalb kann man doch nicht jeden unter Generalverdacht nehmen: Was hast Du denn für ein Menschenbild?)

  • W
    wanja

    @ Bürger G: Das kommt aber auch sehr drauf an, wo jemand lebt, auch in welchen Gebäuden sich jmd. aufhält u.s.w. - und z.B. die Menschen, die in Uranabbaugebieten leben oder arbeiten sind sehr viel stärker belastet und sterben auch öfter an Krebs - wofür z.B. ein franz. Unternehmen nicht gerade stehen wollte und die Kranken durch ihre Tochterfirma im Togo durch Betrug ruhigstellen wollte und dafür dann letztes oder vorletztes Jahre einen speziellen Preis von NGO.s (Erklärung von Bern etc.) bekommen hat (als ein weltweit besonders 'schäbiges' Unternehmen).

     

    Und auch im Nuklearbereich der Medizin werden Leute nicht immer angemessen aufgeklärt - so etwa 6 Tage lang die Einwohnerinnen/Einwohner von Fleurus, Belgien, nach dem Unfall im dortigen "Institut des Radioéléments" im August 2008. Auch bei diversen anderen Unfällen wurde immer wieder versucht, Außenstehende, oft sogar Betroffene selbst, zu täuschen, und zwar keinesfalls nur in stalinistischen Staaten, sondern im Juli vor genau 50 Jahren, 1959, nach dem Unfall in Simi Valley, Kalifornien - u.a.

     

    Betrugsversuch gehört offenbar also zu den Lieblingsstrategien der Nuklearindustrie, um welche "Nutzung" auch immer es sich handeln mag.

     

    P.S: Könnte man mit bestimmter Nukleartechnik keine Atomwaffen herstellen, wäre schon seit spätestens der Ölkrise in den 1970ern die Geothermie heute so weit erforscht, dass HDR u.a. geothermische Anlagen schon heute alle Kohle- und Urankraftwerke in ganz Deutschland und darüber hinaus ersetzt hätten (ggf. ergänzt um ein bisschen Wellen- u. Solar-Energie u.a.).

     

    Ob Nukleartechnologien in der Medizin (deren Entwicklung zu Beginn so etwas wie ein Nebenprodukt gewesen ist) dann überhaupt bezahlbar wären, ist eine Frage, die ich hierbei ebenso offen lasse, wie die Frage, wie entbehrlich sie sind.

  • BG
    Bürger G.

    was soll eigentlich das "antinuklear" Bild? Die Radioaktivität im Stahl kommt doch aus der Medizin, bzw. aus dem NICHT-Nuklearen Bereich?!

     

    Hat die TAZ keine Bilder dafür?! Oder soll Meinungsmache betrieben werden?

  • BG
    Bürger G.

    Smital liegt leider falsch oder die TAZ hat ihn aus unwissenheit falsch zitiert, wenn er behauptet "[1mSv] Das entspricht der Dosis, die ein Mensch pro Jahr aufnimmt, und ist der Grenzwert für die Bevölkerung." Die Dosis die ein Mensch an natürlicher Strahlung aufnimmt liegt etwar doppelt so hoch, insgesamt mit künstlicher exposition ca 4 mSv!

     

    Also ich bitte die TAZ doch besser zu recherchieren und informieren, wenn sie schon ständig über radioaktivität berichtet!

     

    "In der Summe beträgt die mittlere effektive Jahresdosis eines Menschen durch natürliche Strahlung ca. 2,1 mSv.

    Insgesamt ergibt sich durch die natürliche und zivilisatorische Strahlenexposition eine mittlere effektive Jahresdosis für die

    Bevölkerung von ca. 4,0 mSv"

  • A
    Anne

    Ich stimme den Forderungen von Greenpeace zu. Zusätzlich sollten alle Importprodukte einen Nachweis mit sich führen, dass in allen Glieder der Kette ihrer Herstellung ILO Normen beachtet wurden, und dabei außerdem in keinem Glied der Produktionskette schwere Umweltschäden verursacht wurden. Dann dürften zwar fast überhaupt keine der aktuellen Importprodukte mehr die Grenze passieren, aber die Forderung würde auf extreme Missstände aufmerksam machen - und darauf, wie sehr die relativ reichen Regionen von Ausbeutung und Zerstörung der Welt profitieren.