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Radikale Weine von Rainer Schäfer

Frühreif sei er und hochbegabt, sagen die Leute über Tobias Knewitz, einen Jungwinzer aus dem nordhessischen Appenheim.

Er war 14, als er seinen ersten Silvaner ausgebaut hat. Inzwischen ist er 23, hat das Weingut seines Vaters übernommen und erzeugt mit erstaunlicher Konstanz markante Weine. Wer sie kostet, vermutet dahinter einen Winzer mit großer Erfahrung. Den wichtigsten Anteil daran, erzählt Knewitz, habe Philipp Kuhn, einer der großen Winzer der Pfalz. Bei ihm hat Knewitz gelernt und erfahren, was es bedeute, „seine ganze Leidenschaft in Wein zu stecken“.

Knewitz hat sein Weinbau­studium im hessischen Geisenheim abgeschlossen, zu viel Bedeutung möchte er dem aber nicht beimessen. Wissenschaft und Theorie seien zwar eine solide Basis, sagt er. Aber er vertraue mehr seinem Bauchgefühl. Zu „gewöhnlich und uniform“ darf Wein bei ihm nicht schmecken, „wer es nur frisch und fruchtig möchte, muss woanders hingehen.“

Appenheim liegt an der Brandungsküste eines Urmeers, der Kalkgehalt der Böden ist hoch, die Weine sind oft von einer salzigen Note unterlegt – deshalb werden die Winzer auch als „Salzschürfer“ bezeichnet.

Mit seinen Weinen will Knewitz „an die Grenzen gehen, Komplikationen im Mund sind erwünscht“. Sein Chardonnay Gutswein, zur Hälfte im Holzfass ausgebaut, hat sich von jeglicher Banalität frei gemacht, die diese Rebsorte oft beeinträchtigt: Er ist ausdrucksstark, trocken und ohne Schminke, mit viel Eigenständigkeit. Wie sein Winzer.

Chardonnay Gutswein 2014, Weingut Knewitz, 8,20 Euro, Bezug über weingut-knewitz.de

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