Radfahrstreifen zwischen Autospuren: Ein Hinweis auf Gleichberechtigung
Radfahrstreifen zwischen Autospuren nehmen Radfahrer ernst und machen klar, dass sie gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer sind.
D ie gut gemeinten Absichtserklärungen des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) und der Initiatoren des Hamburger Radentscheids führen in die Irre. Ihr Ziel ist es, eine Radverkehrsinfrastruktur zu schaffen, „die für alle Bevölkerungsgruppen sicher und komfortabel ist und gerne genutzt wird, insbesondere auch von Kindern und Älteren“. Das ist schön, edel und inklusiv – aber einseitig und zu kurz gedacht.
Hier ist zwar angeblich von allen Bevölkerungsgruppen die Rede – aber die, auf die es bei der Verkehrswende wirklich ankommt, die Leute mittleren Alters, die vom Auto aufs Rad umsteigen sollen, bleiben außen vor. In der Gedankenwelt des ADFC und der Initiative kommen nur schutzbedürftige Kinder vor und Alte, die alle Zeit der Welt haben. Wenn die Kinder früh an das Radfahren gewöhnt würden, dann blieben sie auch später dabei, hofft der ADFC.
Was aber, wenn die Kinder älter werden? Was ist, wenn ihnen zugetraut werden kann, sich kompetent im Verkehr zu bewegen und sie mit dem Rad vorankommen wollen, so wie es für jeden Autofahrer selbstverständlich ist? Soll ihnen weiter zugemutet werden, im Slalom um Kreuzungen herumzufahren oder zweimal bei Rot warten zu müssen, wenn sie links abbiegen wollen?
Seltsam, dass der ADFC ausgerechnet mit Blick auf die Radfahrstreifen in Mittellage von „autozentrierter Verkehrsplanung“ spricht. Denn diese und andere Markierungen haben endlich klar gemacht, dass Radler ein Recht haben, auf der Fahrbahn zu fahren. Sie sind der ständige Hinweis darauf, dass sie mit Autofahrern gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer sind, auf die Rücksicht zu nehmen ist und die nicht weggepöbelt werden dürfen.
Wer den Fahrradverkehr feinsäuberlich vom Autoverkehr trennen will, verliert zudem ein anderes verkehrspolitisches Ziel aus den Augen: Tempo 30 im Stadtverkehr.
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