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Rache statt Recht

betr.: „Respekt vor den Angehörigen der Opfer“, taz vom 22. 1. 07

Mit diesem Kommentar stellt ihr euch an die Spitze der Medien, die von RAF-Mitgliedern den Kniefall fordern. Wer es wagt, den Staat von links anzugreifen und nicht einfach „nur“ wahllos AusländerInnen oder anders Aussehende und Denkende umbringt, für den gelten andere Maßstäbe. Er oder sie ist kein Mensch mehr, sondern nur noch Verbrecher. Darüber will ich mich hier nicht weiter ereifern; Ulla Jelpke hat das schon deutlich gesagt: Leute wie ihr wollen Rache, nicht Recht. Aber was heißt denn: „Andererseits ist Christian Klar nicht besonders krank“?

Die von euch in Anführungszeichen gesetzte Isolationsfolter wird auch weiße Folter genannt, weil sie keine sichtbaren physischen Spuren am Körper hinterlässt. Sie dient der sensorischen Deprivation und der sozialen Isolation, die auf das Aushungern der Seh-, Hör-, Riech-, Geschmacks- und Tastorgane zielt; was zu lebensbedrohlichen Zuständen führen kann. Selbst die UNO hat die Isolationshaft als Folter geächtet. Folgen sind z. B. Kopfschmerzen, Schwindelanfälle, Konzentrationsschwierigkeiten, Müdigkeit, Schlafstörungen, chronischer Schnupfen, Gedächtnisverlust. Dies führt zum langsamen Abnehmen der Kontrolle über das eigene Handeln, Schwierigkeiten, die Realität zu überprüfen, und zur Reduzierung des Vermögens, rational, logisch und zusammenhängend zu denken. Diese Sonderhaftbedingungen gingen an keinem der Gefangenen spurlos vorbei. Dazu kommen Langzeitfolgen wie soziale Kontaktschwierigkeiten bis hin zur Unfähigkeit, emotional enge und langfristige partnerschaftliche Bindungen einzugehen, Depressionen, Albträumen über die Haftfolter. Und da behauptet ihr, dass Christian Klar nicht besonders krank ist? RENATE DÖHR, Berlin

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