: RIAS2-Redaktion will privat auf Sender
West-Berlin. Die Redaktion der Westberliner Radiowelle RIAS2 will ihr Programm notfalls als Mitarbeiterradio in privater Trägerschaft erhalten. In einem Brief an den RIAS-Intendanten Helmut Drück stellten die MitarbeiterInnen gestern fest, daß in der Diskussion um die Zukunft des RIAS an den Fortbestand ihres Programms offenbar nicht gedacht sei. Das »mehrheitsorientierte Magazinprogramm mit hohem Informationsanteil«, wie man sich selbst bezeichnet, werde bei allen Planspielen, beispielsweise der Anbindung des gesamten RIAS an das ZDF, totgeschwiegen.
»Wir, die Mitarbeiter von RIAS2, wollen dieses Programm langfristig weitermachen«, erklärte die Redaktion. Sie machte aber gleichzeitig klar, daß sie eine öffentlich-rechtliche Lösung nach wie vor bevorzuge.
Da die medienpolitisch Verantwortlichen aber offensichtlich kein Interesse am öffentlich-rechtlichen Fortbestand von RIAS2 hätten, bleibe als Alternative nur der Erhalt durch private Trägerschaft und die Fortführung »als unabhängiges, journalistisch qualifiziertes Mitarbeiterradio«.
Vermutlich, so die RIAS2-MitarbeiterInnen, werde nur das Programm von RIAS1 eine eigene Zukunft unter dem Dach des Zweiten Deutschen Fernsehens haben. Die Bundesländer würden einer Erhaltung von RIAS2 als bundesweites zweites ZDF-Radioprogramm höchstwahrscheinlich nicht zustimmen, weil das erfolgreiche Programm des Westberliner Senders eine sehr starke Konkurrenz für die Sender der ARD darstelle.
Die in der Gewerkschaft IG Medien organisierten RIAS-Mitarbeiter sprachen sich gestern für eine öffentlich-rechtliche Weiterführung des RIAS aus. Auch die Intendanz forciere weiter diese Lösung, erklärte Wiegreffe als Sprecher des RIAS-Intendanten Drück.
Der RIAS war nach dem kürzlich gescheiterten Versuch der Übernahme von Frequenzen des DDR-Jugendsenders DT64 in die Schlagzeilen geraten. West-Berlins Kultursenatorin Anke Martiny hatte den von den Regierungen in Bonn und Washington finanzierten Sender aufgefordert, sich um eine Lizenz beim Kabelrat als Privatsender zu bemühen. Denn nach der deutschen Vereinigung am 3. Oktober entfalle das alliierte Recht und damit die Rechtsgrundlage des RIAS.
RIAS TV wird sein Frühstücksfernsehen ab 3. Oktober probeweise bis Dezember als gemeinsames Frühprogramm von ARD und ZDF ausstrahlen. afp/dpa/taz
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