RECHTSEXTREMISMUS: Für Zivilcourage pauken
Es ist zu begrüßen, dass rechtsextremistische, antisemitische und rassistische Vorfälle an Schulen jetzt endlich verstärkt gemeldet werden. Viel zu lange haben Pädagogen die Augen davor verschlossen, wenn ihre Schüler bei einer Prügelei sich nicht mit „Arsch“, sondern mit „Scheiß-Neger“ oder „asozialer Türke“ beschimpft, wenn sie Hakenkreuze statt Blümchen ins Schulheft gezeichnet haben. Gerade von Lehrern ist aufgrund ihres Bildungsauftrags eine besondere Sensibilität im Umgang mit solchen Vorfällen zu erwarten.
Kommentar von JULIA NAUMANN
Die gemeldeten Vorfälle sind dramatisch und sie zeichnen ein differenziertes Bild der Schüler. Doch dabei darf es nicht bleiben. Um mit den Kindern und Jugendlichen – seien sie nun deutscher oder arabischer Herkunft – zu arbeiten, müssen die Pädagogen ein gutes Handwerkszeug in die Hand bekommen. Das bedeutet zuerst, dass die Lehrer eine eigene Position zu Rechtsextremismus und Rassismus beziehen. Viele Lehrer verschanzen sich nämlich gerne hinter einer angeblich wertneutralen Positionen, um nicht eingreifen zu müssen.
Gleichzeitig müssen sie lernen, wie man mit Schülern umgeht, die sich ausländerfeindlich äußern. Springerstiefel und Bomberjacke zu verbieten, ist sicherlich kein probates Mittel. Auch die Drohung mit der Polizei wird keinen Pennäler zur Vernunft bringen. Vielmehr ist der Dialog wichtig. Nicht abwertend oder verächtlich, sondern klar Stellung beziehend.
Und natürlich muss sich auch im Unterricht darüber auseinander gesetzt werden. Der Nationalsozialismus muss weiterhin bestimmendes Thema sein, doch dabei darf es nicht bleiben. Neue Materialien müssen entwickelt werden, durch die Kinder und Jugendliche Zivilcourage und Toleranz lernen. Die Schulverwaltung steht hier erst am Anfang.
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