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RAF–Mord in Bonn

■ Anschlag auf Ministerialdirektor: Noch keine Spur der Attentäter / Strauß polemisiert gegen „RAF–Umfeld“

Aus Bonn Oliver Tolmein

Nach dem Anschlag auf den Genscher–Vertrauten, Ministerialdirektor Gerold von Braunmühl, haben Vertreter aller im Bundestag vertretenen Parteien ihr Entsetzen bekundet. Franz Josef Strauß nutzte das Attentat, um die Verschärfung von Gesetzen und die Verbesserung von Fahndungsmethoden zu fordern. Wie Friedrich Zimmermann und Regierungssprecher Ost richtete er seine verbalen Attacken gegen das sogenannte Umfeld: „Der Übergang von gewalttätigen Demonstrationen zum Terrorismus ist längst erwiesen“. Antje Vollmer von den Grünen forderte die Inhaftierten aus dem Umkreis der RAF auf, ihr „Schweigen zu solchen Mordaktionen zu brechen und so dazu beizutragen, daß nicht weitere junge Menschen auf diesen politischen Unglücksweg geraten“. Es gebe zu denken, so Antje Vollmer weiter, daß der Anschlag zwei Tage vor der Bayernwahl stattfand. Die Fahndung nach den zwei Attentätern, die angeblich die Waffe benutzt haben, mit der 1977 Arbeitgeberpräsident Schleyer ermordet wurde, wird von einer Sonderkommission des BKA in Meckenheim (Bonn) koordiniert. Fortsetzung auf Seite 2 Kommentar auf Seite 4 Bericht auf Seite 4 In der Bundesregierung ist der Staatssekretär im Innenministerium Hans Neusel mit der Abstimmung der „notwendigen Maßnahmen“ betraut worden. Bisher ist aber lediglich der Tathergang rekonstruiert worden, Erkenntnisse über die Täter, die einen sechsseitigen, mit dem RAF–Symbol und „Kommando Ingrid Schubert“ gezeichneten Bekennerbrief hinterließen, der von Generalbundesanwalt Rebmann als authentisch bezeichnet wird, wurden bisher nicht veröffentlicht. Ingrid Schubert war 1977, etwa vier Wochen nach dem Tod von Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan Carl Raspe in ihren Zellen von Stammheim, erhängt in ihrer Zelle in München–Stadelheim aufgefunden worden. Gerold von Braunmühl wurde gegen 21.30 Uhr von zwei Kugeln getroffen. Er versuchte zu flüchten und wurde von einem der Täter nochmal aus nächster Nähe in den Kopf getroffen. Gegen 22.15 Uhr, kurz nachdem der Notarztwagen eingetroffen war, starb er. Von Braunmühl ist das erste Opfer der RAF aus dem politischen Bereich. Es wird deshalb in Bonn ein verstärkter Personenschutz erwogen. Von Braunmühl war ein enger Vertrauter von Hans–Dietrich Genscher und als politischer Beamter Leiter der Politischen Abteilung 2 im Außenministerium: zuständig für Ost–West–Kontakte, NATO und die USA. In dem Bekennerbrief der RAF wird der Ministerialdirektor als „Geheimdiplomat“ bezeichnet. Der ihn fahrende Taxifahrer wurde nicht angegriffen. Die Attentäter entwendeten Gerold von Braunmühl eine von zwei Aktentaschen, die er aus dem Ministerium mit nach Hause genommen hatte. Nach Auskunft des Auswärtigen Amtes enthielt sie aber keine „brisanten Dokumente“.

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