■ Schöner Leben: Quotengrinser her!
Zehn von neun taz-Lesern beginnen ihren Wochenanfang mit dieser Kolumne. Das ergab jetzt eine Erhebung, mit der unsere Zeitung sich einem der wichtigsten Trends zeitgemäßen Infotainments anschließt: dem Bedürfnis nach mehr Statistiken, nach größeren, schöneren, vor allem aber immer detailreicheren technischen Daten, auf dem Bildschirm wie auch zuhause – eine Art Mikroanalyse des Lebens also. Was in der Sportberichterstattung begann – wieviel Spielsekunden befand sich Olli Reck vorm gegnerischen Tor? – muß nun konsequent in den Sparten Kultur, Politik und kirchliche Nachrichten fortgesetzt werden.
Dabei ergibt sich z.B. für diese Kolumne folgendes Bild: Kollegin Kohlhase schüttelt ihre Glossen zu 98,5 % mit links aus dem Ärmel, zu 0,3 % mit rechts, während die übrigen Autoren mit 2,5 prozentiger Wahrscheinlichkeit nichts dergleichen tun. Durchschnittlich siebzehnmal rauft sich Kollege Dworschak beim Verfassen dieser Kolumne Bart und Brauen. Mitarbeiter Straßmann weilt dabei zwischen drei und 45 Minuten geistig in angenehmeren Gefilden, die sich Kollege Wolff zum 99,8 % erst gar nicht vorstellen kann.
Die übliche Gagfrequenz liegt dabei nach wie vor bei 0,3 MegaSchertz pro Absatz, ist also zu vernachlässigen; geistreiche Bemerkungen tendieren hingegen leicht behauptet (allerdings nur an jedem zweiten Pfingstsonntag).
Und die Leser? Sieben von 100 halten die taz jetzt gerade in der Linken, den Kaffee in der Rechten und das Weltmeisterbrötchen in der Anderen, wobei nur 1,2 % erst sich und dann den Kaffee vor Lachen ausschütten. Die schweigende Mehrheit aber sitzt bereits auf dem Rad zur Arbeit, kämpft gegen die Unfallstatistik an und beißt alle 33,5 Zähne zusammen. Der Karlheinz
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